Peter Schiff, Euro Pacific Capital, 05.12.2011

Seit dem Zweiten Weltkrieg befand sich der Westen – speziell Europa und die Vereinigten Staaten – auf dem Weg in Richtung einer immer stärkeren Zentralisierung, vertiefter Integration und zunehmend massiver ausfallender Interventionsmaßnahmen. Doch dieser Prozess bricht gerade in sich zusammen.

In Europa hat sich der Euroraum, der einst ständig neue Mitgliedsländer aufnahm, in einen Währungsraum verwandelt, bei dem jetzt sogar die Aussicht darauf besteht, dass seine schwächeren Mitglieder einfach austreten. In Amerika ist der Super-Ausschuss des US-Kongresses mittlerweile offiziell an seinem Auftrag gescheitert, ja war noch nicht einmal in der Lage, sich wenigstens auf kleinste Einsparungen beim US-Haushaltsdefizit zu einigen.

Das ist der Anfang vom Ende. Die Europäische Union und die USA sind politisch handlungsunfähig, sie sind gelähmt und es scheint, dass man sich nur noch auf Kompromisse einigen kann, die zu höheren Staatsausgaben, noch mehr Schulden und einer stärkeren Zentralplanung führen.

Für jeden Verfechter der Marktwirtschaft ist das Endresultat natürlich absehbar: Die Rettungsmaßnahmen führen zu einer rücksichtslosen Risikobereitschaft, die Niedrigzinspolitik führt zu einem Anschwellen der Schulden und am Ende kommen zahlreiche systemische Risiken zum Ausbruch, die dann wieder zu weiteren Rettungsmaßnahmen führen.

Diese Auffassung wurde vergangenen Mittwoch erneut bekräftigt, als die Zentralbanker auf beiden Seiten des Atlantiks eine neue Flutwelle frischen Geldes ankündigten, um so wieder einmal das westliche Bankensystem zu retten. Das einzige Geld, dem man jetzt noch trauen kann, sind physisches Gold und Silber.

Wie Lemminge, die über die Klippe springen

Das Gift des Keynesianismus hat dafür gesorgt, dass die Politiker nicht einmal mehr in der Lage sind, sich marktwirtschaftliche Lösungen auch nur anzuhören. Ich habe selbst herausgefunden, dass es praktisch unmöglich ist, einen keynesianischen Professor oder staatlichen Vertreter ausfindig zu machen, der bereit dazu wäre, mit mir darüber zu debattieren – und das obwohl (oder vielleicht auch weil) ich auf eine Bilanz korrekter Wirtschaftsprognosen verweisen kann.

Man möchte meinen, dass sich wenigstens einer unter ihnen finden würde, der mir erklären will, warum ich falsch liege … der eine Erklärung dafür hat, warum sie nicht in der Lage gewesen sind, die Technologieblase, die Immobilienblase oder irgendeine der darauffolgenden Entwicklungen vorherzusagen.

Das verdeutlicht, mit welchen Problemen wir nun als Bürger und Investoren konfrontiert sind. Die politischen Machtzentren, die Medien und die Akademiker haben sich von der Realität vollständig verabschiedet. Sie halten weiter an ihren Theorien fest und hoffen, dass sie am Ende nicht noch – so wie wir – arbeiten gehen müssen, um über die Runden zu kommen.

Europa

Ich habe wiederholt auf die Tatsache hingewiesen, dass Deutschland gegenüber der zunehmenden Euro-Druckerei Widerstand leistet, was eigentlich das Hauptargument ist, das für den Euro spricht. Der Konsens in den Massenmedien ist natürlich ein anderer. Dieselben Leute, die sich einst für die Wohlfahrtsprogramme der westlichen Länder aussprachen, behaupten jetzt, dass die Europäische Union das Heft in die Hand nehmen und die Druckerpresse anwerfen müsse, um bankrotten Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien „zu helfen“.

In Wirklichkeit ist das aber nur eine verdeckte Steuer, die all jene trifft, die ihr Geld für schlechte Zeiten aufsparen, und es wird dazu führen, dass sich der Euro auf denselben Weg begeben wird, den der US-Dollar bereits eingeschlagen hat.

Wenn Griechenland, Italien und die anderen in Schwierigkeit befindlichen Euroländer die Austeritätsmaßnahmen nicht akzeptieren wollen, die mit dem Verbleib in der Eurozone einhergehen, sollten sie aus der Währungsgemeinschaft austreten. Dann können sie ja mal sehen, wie die Anleihenmärkte mit ihnen umspringen werden, wenn sie nicht mehr über die implizite Rückendeckung der nördlichen Länder verfügen. Den aus ihren Staatsausgaben resultierenden Marktkonsequenzen werden sie sich so oder so stellen müssen.

Angesichts der Erklärung der EU vom Dienstag vergangener Woche, dass man den Griechen ein weiteres Rettungspaket in Höhe von USD 10,7 Milliarden bereitstellen wird, und der Ankündigung der Zentralbanken vom Mittwoch vergangener Woche, eine Bankenrettung durchzuführen, lässt sich sagen, dass es bedauerlicherweise keinerlei Hinweise darauf gibt, dass die Politiker es den Marktkräften erlauben würden, sich frei zu entfalten.

Stattdessen wird es nun zu anhaltenden Rettungsmaßnahmen kommen, mit denen lediglich sichergestellt wird, dass weitere in Schwierigkeiten befindliche Länder wie Italien oder Portugal die notwendigen Sparmaßnahmen nicht rechtzeitig umsetzen werden und daher am Ende ebenfalls einer Rettung bedürfen. Und niemand – außer China – kann es sich leisten, Schwergewichte wie Italien zu retten.

Die Politiker haben die Eurokrise dadurch nur noch weiter verschärft, sie haben sozusagen den Wundverband abgerissen und lassen die Eurozone jetzt ausbluten. Und das bedeutet, dass die Investoren jetzt mit größeren Risiken und Kursschwankungen konfrontiert sind, was zur Folge hat, dass sie sich von der supranationalen Währung in Scharen abwenden werden.

Amerika

Dem Euro den Rücken zu kehren, scheint eine sehr ratsame Maßnahme zu sein, aber es ist extrem unklug, sich stattdessen dem US-Dollar zuzuwenden. Noch einmal: Meine Sorge im Hinblick auf Europa ist vor allem, dass sie sich nun auf einen Weg begeben haben, der am Ende zu dem traurigen Zustand führt, in dem sich die USA bereits befinden. Wenn der Kühlschrank auf einmal nicht mehr richtig kühlt, packt man seine Lebensmittel deshalb ja nicht in einen Kühlschrank, der noch nicht einmal anspringt!

Mit anderen Worten: Der gegenwärtige Status des US-Dollars basiert einzig auf dem Albtraum-Szenario des Euros. Keinem der bedeutenden Euroländer geht es wirtschaftlich richtig gut, diskussionslos werden Rettungspakete verteilt, während die Geldversorgung immer schneller anwächst, um die Schulden begleichen zu können. Im schlimmsten Fall gibt es entweder einen Kern-Euro, der sich aus den nördlichen Euroländern zusammensetzt, oder die Schuldenmonetisierung hält noch Jahre an, um zu versuchen die PIIGS-Länder „zu retten“.

Im Gegensatz dazu monetisieren die USA ihre Schulden aber bereits seit Jahrzehnten, weshalb man sich in Nordamerika nun auch einem „Endspiel-Szenario“ gegenübersieht. Fakt ist auch, dass die Europäische Union beim jüngsten Rettungsplan der Zentralbanken zwar mitmacht, aber diese Maßnahmen in Wirklichkeit auf die US-Notenbank Federal Reserve zurückgehen und die Liquiditäts-Swaps auf US-Dollar lauten.

Das Scheitern des Super-Ausschusses des US-Kongresses verdeutlicht anschaulich, dass Washington und der US-Dollar mittlerweile zur Lachnummer verkommen sind. Während der Anleiheauktionen des US-Finanzministeriums kauft die Fed fieberhaft US-Staatsanleihen auf, um die schwindende Nachfrage der ausländischen Kreditoren auszugleichen, was soweit reicht, dass sie schon bald 20% aller ausstehenden US-Staatsschulden halten dürfte.

Unterdessen gelingt es dem Super-Ausschuss noch nicht einmal, das Schuldenwachstum um magere USD 100 Milliarden pro Jahr abzusenken, was angesichts eines jährlichen Haushaltsdefizits in Höhe von über USD 1 Billion ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre, von den bereits angehäuften USD 15 Billionen an Staatsschulden mal ganz abgesehen.

Die Ratingagentur Fitch hat den Bonitätsausblick der USA angesichts dieses Scheiterns bereits auf negativ abgesenkt. Wohlmöglich wird sich Standard & Poor´s bald einer Neubewertung anschließen und den USA ihr AAA-Rating aberkennen.

Vielleicht haben die Analysten bei Fitch begriffen, dass, würde die US-Notenbank ihre Käufe von US-Staatsanleihen aussetzen – sagen wir, weil die Verbraucherpreise zu schnell steigen, als dass es noch ignoriert werden könnte – zu dem bereits bestehenden Schuldenproblem aufgrund steigender Zinssätze weitere Billionen an Dollars hinzukämen. Das würde die Zahlungsunfähigkeit der USA unvermeidlich machen. Vielleicht haben sie aber auch begriffen, dass die gesamten US-Schulden am Ende in wertlosen Dollars zurückgezahlt werden – was einfach nur eine andere Form der Staatspleite ist.

Kurz gesagt, werden sich die USA in absehbarer Zeit in einer Wirtschaftsdepression wiederfinden, während politische Reformen unwahrscheinlich sind und die Fed weiterhin so viel Geld als möglich drucken wird, um die Probleme zu übertünchen. Diese Entwicklung ist für den Dollar extrem nachteilig …

Was nun?

Die reflexhaften Dollarkäufe der letzten Monate – die dazu führten, dass der Goldpreis und der Silberpreis diesen Herbst eine echte Berg- und Talfahrt hinlegten – sind im Grunde auf Marktmanipulation der Fed zurückzuführen. Privatanleger und ausländischen Regierungen hatten den US-Dollar und US-Staatsanleihen eigentlich abverkauft. Es kam zu einer kurzen Dollar-Rally, doch als am Mittwoch bekannt wurde, dass die US-Notenbank eine Bankenrettung durchführen will, nahm der Dollarabverkauf wieder an Fahrt auf.

Im Großen und Ganzen wird sich der bestehende Trend weiter fortsetzen: Die Fed wird auch in Zukunft immer größere Mengen an US-Schulden aufkaufen, und zwar solange, bis das ganze neu geschaffene Geld die Inflation in einen zweistelligen Prozentbereich treibt.

Aber was macht man nun in einer Welt, wo die zwei wichtigsten Währungen ins Wanken geraten? Welcher Vermögenswert wird das neue Fundament des internationalen Handels und der persönlichen Ersparnisse werden?

Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass man nach Phasen der Geldentwertung und des finanziellen Wahns immer zu solideren Werten zurückgekehrt ist. Jede erfolgreiche Zivilisation benötigte solides Geld, um sich fortzuentwickeln. Und dieses Geld bestand immer aus Gold und Silber.

Dank der Globalisierung leben wir heute in einer Welt, wo sich die Investoren nicht mit den schlechten Entscheidungen ihrer eigenen Regierungen abfinden müssen. Wenn man ein Teil seinen Portfolios in Edelmetalle umschichtet, bedeutet das, dass man das Treiben von der Seitenlinie aus anschauen und über die Komödie der Staatsschuldenkrise auch noch lachen kann. Es bedeutet ganz einfach, dass Gold und Silber immer dann im Preis steigen, wenn neue Dollars und Euros gedruckt werden.

Das ist die ultimative Krisenlösung. In Zukunft werden immer mehr Banken, Finanzinstitutionen und Privatinvestoren ihre Gelder aus dem Fiatgeldsystem abziehen und sich zum Aufbau ihrer Reserven stattdessen Edelmetallen zuwenden. Und während sie dies tun, wird das Fiatgeldsystem für all jene, die darin verbleiben, immer schwächer und schwächer werden. Nach dieser Phase der Unsicherheit wird sich sicherlich ein neuer Konsens herauskristallisieren – und die Zuwachsrate in Höhe von 24%, die Gold alleine in 2011 verzeichnen konnte, deutet darauf hin, dass Gold dabei eine zentrale Rolle spielen wird.

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