Silber ist eines der heißesten Investments der kommenden Jahre. Die Remonetisierung von Gold & Silber wird zurzeit hinter den Kulissen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorangetrieben. Weltweite Kapitalkontrollen wären das absolute Sahnehäubchen obendrauf. Sogar eine Goldkonfiskation ist nicht auszuschließen
Julian D. W. Phillips, Silver Investment Conference, 31.01.2012
Angesichts der Ereignisse der vergangenen zwei Jahre bin ich der Auffassung, dass aktuell die beste Zeit für Gold und Silber ist, speziell für Silber. Aber eigentlich reichen die Entwicklungen bis ins Jahr 1971 zurück, als man den Goldpreis vom Geldsystem abkoppelte und damit begann, das gelbe Metall frei zu handeln. Von 1971 bis Mitte der 80er Jahre kam es dann zu einer fortwährenden Abwertung des US-Dollars gegenüber Gold.
Während dieses Zeitraums wurden verschiedene Präzedenzfälle geschaffen, und im Folgenden werde ich ausführen, warum weltweite Kapitalkontrollen bei den Edelmetallen zu erheblichen Preiszuwächsen führen werden.
Zunächst einmal: Was sind Kapitalkontrollen? Dieser Begriff wird oft falsch verstanden und falsch verwendet. Fakt ist, dass es sich bei der einfachsten Definition des Begriffs Kapitalkontrollen um die Beschränkung von Kapitalflüssen handelt.
Zu Kapitalkontrollen kann beispielsweise die Festsetzung von Wechselkursen gehören. Bei Kapitalkontrollen könnte es sich aber genauso gut um weitreichendere Kapitalverkehrskontrollen handeln, wo jede einzelne grenzüberschreitende Kapital- oder Geldbewegung durch die Zentralbank überwacht wird.
Sie werden sich vielleicht fragen, warum derartige Kapitalkontrollen überhaupt notwendig sind. Nun ja, es könnte sein, dass das Land unter zu starken Kapitalzuflüssen leidet und nicht in der Lage ist, diese Mengen zu absorbieren und zu verwenden. So können große Währungs-Arbitrage-Geschäfte, bei denen das Geld auf der Suche nach hohen Zinssätzen ist, durchaus zu so umfänglichen Geldflüssen führen, dass die Geldbasis des Landes garnicht in der Lage ist, diese Zuflüsse zu bewältigen.
Die Geldzuflüsse schrauben den Wert der jeweiligen Währung in die Höhe, was nachteilig für den Handel und die Wettbewerbsfähigkeit einer Nation ist. Nehmen wir die Schweiz oder Japan als jüngere Beispiele.
Vielleicht will sich ein Land aber auch gegen Kapitalabflüsse zur Wehr setzen, welche die Wirtschaft aushöhlen, sollte es sich um dauerhafte Abflüsse handeln. Vor der Wiedereinführung des Pesos war Argentinien ein klassisches Beispiel dafür, und wer weiß, vielleicht werden wir in Griechenland schon bald dasselbe Szenario zu sehen bekommen.
Kapitalkontrolle, was gibt es da noch für Beispiele? Also ich erwähnte ja bereits die Interventionen beim Wechselkurs. Es könnte auch sein, dass die Zinssätze manipuliert werden, um Kapitalzuflüsse zu verstärken oder zu minimieren. Genauso gut könnte es sich dabei um Steuern handeln, wie die Aussetzung der Spekulationssteuer oder der Steuer auf Zinsgewinne. Ebenso könnten es Beschränkungen im Hinblick auf ausländische Direktinvestments sein, so wie es sich aktuell in China beobachten lässt.
Die Notwendigkeit von Kapitalkontrollen besteht im Grunde immer dann, wenn eine Nation in irgendeiner Form unter Kapitalzuflüssen oder Kapitalabflüssen zu leiden hat.
Und in der heutigen globalisierten Welt ist das Kapital natürlich völlig ungebunden und kann in seiner Suche nach Wert, Profiten oder einfach nur nach Vermögenserhalt von einem Ort zum nächsten gehen. Überdies sind die Geldmengen in der heutigen Welt mittlerweile so stark angewachsen, dass sie unsere Vorstellungskraft sprengen.
Dass es in den Industrieländern aktuell keinerlei maßgebliche Kapitalkontrollen gibt, ist von entscheidender Bedeutung und teilweise auch für die Kapitalbewegungen verantwortlich, die sich zurzeit beobachten lassen. Was in der Öffentlichkeit jedoch nicht kommuniziert wird, sind die Schäden, die diese freien Geldflüsse bei dem Bankensystem und der Wettbewerbsfähigkeit der Länder anrichten.
Die Währungswelt kann man sich am besten wie einen Baum vorstellen, ein Währungsbaum, bei dem der US-Dollar der Stamm und jede andere Währung ein Ast ist, der von diesem Stamm abgeht. Die meisten Währungen sind sich in der Tat sehr ähnlich und unterscheiden sich grundlegend von Edelmetallen – und das ist auch genau der Grund, warum sich die Investoren für Edelmetalle entscheiden, wenn sie von den Leiden Abstand nehmen wollen, unter denen die Währungen aktuell zu leiden haben.
Ich möchte hier auch noch auf eine weitere recht dramatische Möglichkeit hinweisen, damit wir in der Lage sind, die Gesamtbedeutung möglicher Kapitalkontrollen zu erfassen. Nehmen wir einfach ein aktuelles Beispiel, das so durchaus vonstatten gehen könnte. Gehen wir einmal davon aus, dass es bei der Lösung des griechischen Schuldenproblems zu Verzögerungen kommt.
Und nun stellen Sie sich vor, Griechenland verlässt die Eurozone und führt die Drachme wieder ein. In diesem Fall wäre damit zu rechnen, dass Griechenland noch vor der Einführung der Drachme, also noch während das Land den Euro hat, Kapitalkontrollen einführt, was durch den Vertrag von Maastricht über einen kurzen Zeiträume hinweg zulässig wäre.
Dies würde Griechenland die Mittel an die Hand geben, vollumfängliche Kapitalverkehrskontrollen zu implementieren, wobei am Ende mit einer zweigeteilten Währung zu rechnen ist. Zum einen hätte man die kommerzielle Drachme, über die der internationale Handel abgewickelt und die wohlmöglich auf einem ähnlichen Niveau gehandelt würde, wie der Euro, und zum anderen gäbe es die finanzielle Drachme, die der Kontrolle der Kapitalzuflüsse und Kapitalabflüsse dient.
Die Kapitalabflüsse aus Griechenland wären letztlich so dramatisch, dass wir von einer Abwertung der finanziellen Drachme gegenüber der kommerziellen Drachme in Höhe von 60% ausgehen könnten. Für den Gold- und Silberpreis in Griechenland hätte dies eine Verteuerung um den Faktor 2,5 (100:40) zur Folge, da sich die Edelmetallpreise an den Wert der finanziellen Drachme anpassen würden – eine Entwicklung, die den Wert von Gold in den Industrieländern natürlich massiv herausstreichen würde.
Und obwohl Griechenland isoliert wäre, können wir davon ausgehen, dass ein derartiges Chaos mit Sicherheit für Unruhe in der Bankenwelt und einer Vielzahl von Ländern sorgen würde, wo die Möglichkeit derartiger Kapitalkontrollen auf einmal ebenfalls denkbar scheint. Wichtiger noch: In der Währungswelt würde die Angst zunehmen, dass künftig noch mehr Geld von schwächeren in stärkere Währungen umgeschichtet wird.
Und wenn ich hier von starken Währungen spreche, dann meine ich damit nicht etwa die Stärke des US-Dollars, sondern ich spreche hier von der Liquidität einer Währung und der Tatsache, dass es sich beim US-Dollar um den Stamm des Währungsbaums handelt. Wie Sie nur allzu gut wissen, hat der Dollar ja seine eigenen Probleme.
Zahlreiche Länder haben Edelmetallen in der Vergangenheit Kapitalkontrollen auferlegt, weil sie Edelmetalle als eine Flucht aus der Währungswelt erachten. Und es ist in der Tat ein Gemeinplatz, dass die Banker und Regierungen Gold und Silber im geldpolitischen Sinne verachten, da die Metalle sie davon abhalten würden, die Geldmengenversorgung nach Gutdünken auszuweiten und zu verringern. Der Goldpreis würde sie immer in die Schranken weisen.
Eine Methode, wie Gold und Silber in der Vergangenheit kontrolliert wurde, besteht in der direkten Kontrolle der Verkäufe – was speziell für Gold zutrifft, aber auch für Silber, und sich in der Vergangenheit in Russland, Indien und China beobachten ließ.
In der Goldwelt, wo die europäischen Zentralbanken zu Ende des vergangenen Jahrhunderts das Metall abverkauften, ist diese Art der Kontrolle jedoch ausgeprägter als bei Silber. Vor den europäischen Goldverkäufen waren es der Internationale Währungsfonds, die Vereinigten Staaten und andere Länder wie Großbritannien, die als Goldverkäufer aufgetreten sind, wobei das Ziel darin bestand, Gold zu diskreditieren, während man die Akzeptanz der Währungen aufwertet.
Sie mögen sich nun vielleicht fragen, ob derartige Maßnahmen auch in den USA vorstellbar sind. Mit Sicherheit! Fakt ist, dass US-Senator Joe Lieberman damit betraut wurde, den Gold- und Silberhandel an der Chicagoer Rohstoffbörse COMEX eingehend zu untersuchen und Kontrollmechanismen gegen die Spekulationen an den Rohstoffmärkten zu finden.
Im Nachgang stellte Lieberman dann drei Gesetzentwürfe vor, welche die Aktivitäten von Finanzinvestoren in den Rohstoffmärkten massiv einschränken würden. Der extremste Vorschlag hätte es privaten und öffentlichen Rentenkassen verboten, an US-amerikanischen Future-Märkten, Auslandsbörsen wie auch außerbörslich mehr als USD 500 Millionen in landwirtschaftliche Rohstoffe und Energieressourcen zu investieren.
In einem zweiten Gesetzentwurf heißt es, dass die US-Behörde für Termin- und Optionshandel (CFTC) Limits ausarbeiten müsse, wie viele Anteile jeder Finanzinvestor maximal an einem bestimmten Rohstoff halten darf. Und in einem dritten Gesetzesvorschlag heißt es, dass die CFTC allen spekulativen Futures-Kontrakten, die nicht der realen Absicherung dienen, Beschränkungen auferlegen müsse – eine Maßnahme, die die Rohstoff-Swap-Geschäfte der großen Investmentbankenwie Goldman Sachs einschränken würde.
Nun ja, diese Gesetzentwürfe wurden letztendlich nicht verabschiedet, aber was geschah, war, dass die Großbanken sich buchstäblich aus den COMEX-Märkten zurückzogen und es zu einem enormen Rückgang bei den Net-Long-Positionen im Silber- und Goldmarkt kam. Früher wurden für USD 100 des Goldpreises rund 100 Tonnen Gold in Form spekulativer Long-Positionen gehalten, heute ist diese Zahl um über 50% eingebrochen.
Ist die Gefahr derartiger Kontrollen nun gebannt? Wir glauben nein. Fakt ist, dass die Verwendung von Gold im Geldsystem angesichts der sich verschlimmernden Staatsschuldenkrisen und der Gefahren für das Bankensystem, die nie dramatischer waren, jetzt wieder auf der globalen Agenda steht.
Zoellick, der Chef der Weltbank der Vereinten Nationen, hat gesagt, dass die Währungen eines wertstabilen Ankers bedürfen, und wir rechnen damit, dass die Nationalregierungen es irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft als opportun erachten werden, das Gold ihrer Institutionen und wohlmöglich auch ihrer Bürger zu beschlagnahmen, um ihre Goldbestände in einer Zeit zu erhöhen, wo das gelbe Metall aktiv als Mittel zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Währungen eingesetzt werden wird – ein Vertrauen, das gegenwärtig immer schneller verloren geht.
Natürlich wird es sich dabei nicht um die Wiederherstellung des klassischen Goldstandards handeln, sondern eher um ein maßgeschneidertes, an die heutige Zeit angepasstes System.
Wenn die US-Regierung unter diesem System darauf aus ist, Goldinvestments zu beschränken und den Goldmarkt zu kontrollieren, könnte sie die oben aufgeführten Kontrollen beispielsweise den Investoren der größten börsennotierten Goldfonds auferlegen – ja sie könnte diese Maßnahmen sogar auf individuelle Halter von Gold ausweiten, selbst wenn dieses Gold im Ausland gehalten wird.
Es dürfte nach unserem Dafürhalten also nicht ausreichend sein, sein Gold einfach nur im Ausland zu halten. Wer weiß, ob ein Vertreter der US-Notenbank an der Tür klopft und sagt: „Entweder Sie repatriieren Ihr Gold oder wir werden Ihnen Strafzahlungen auferlegen und in andere Vermögenswerte von Ihnen vollstrecken!“ … Wenn man sein Gold im Ausland hält, sollte es daher so erfolgen, dass man im Heimatland nicht mit Strafzahlungen rechnen muss.
Und wie würden der Gold- und Silberpreis von Kapitalkontrollen oder eine Beschlagnahme profitieren? Nun ja, das von uns hier beschriebene Klima, bei dem es zu den entsprechenden Kapitalkontrollen käme, ist vornehmlich durch einen Vertrauensverlust gegenüber den Währungen geprägt, was zur selben Zeit natürlich auch bedeutet, dass Gold und Silber Preissteigerungen erfahren werden.
Nehmen wir beispielsweise einmal an, China würde beabsichtigen, seine Goldbestände auszubauen. In diesem Fall wäre es nicht ausreichend, dass alleine die chinesische Regierung Gold kauft und hortet, sondern viel besser wäre es doch, wenn die Regierung auch noch in der Lage wäre, ihre Bürger dazu zu animieren, Gold zu kaufen – und was die entsprechenden Kapitalkontrollen anbelangt, so ist es in China aktuell in der Tat gesetzlich verboten, Gold auszuführen.
Die Chinesen bauen ihre nationalen Goldbestände also auf privater wie auch staatlicher Ebene bereits aus, ein Prozess, der in aller Stille und wirklich rasant vonstatten geht.
Und wie wird nun Silber davon profitieren, wir haben ja hier hauptsächlich über Gold gesprochen? Nun ja, sollte Gold Kapitalkontrollen unterzogen werden, dann würde Silber dadurch ganz automatisch zum Vermögensschutz von Privatpersonen avancieren. Nach unserem Dafürhalten dürfte der Silbermarkt auch in Zukunft ein relativ freier Markt bleiben, da Silber industriell aufgebraucht wird und es unwahrscheinlich ist, dass die Regierungen ein Metall, das vornehmlich Industriemetall ist, beschlagnahmen werden.
Der Silberpreis dürfte daher in ungeahnte Preisbereiche jagen, da das weiße Metall in den Portfolien von Privatpersonen und Institutionen die Rolle von Gold einnehmen wird. Aus diesem Grund rechnen wir damit, dass Silber Gold in Zukunft bezüglich der Wertentwicklung in den Schatten stellen wird, selbst wenn die Regierungen Goldkonfiskationen durchführen.
Sollten die Regierungen das tatsächlich tun, ist natürlich nicht davon auszugehen, dass es einen fixen Goldpreis geben wird, so wie dies bei der US-Goldkonfiskation im Jahre 1933 der Fall gewesen ist, wo der US-Dollar im Nachgang auf USD 35 pro Unze abgewertet wurde, was einer 75%igen Verteuerung des Metalls entsprach.
Vielmehr würden wir in solch einem Fall mit einem weiterhin frei fluktuierenden Goldpreis rechnen, vergleichbar mit den aktuellen Kursbewegungen von Währungen, nur wäre dann, sollte Gold wieder an die Währungen gekoppelt werden, mit einem bedeutend höheren Goldpreis zu rechnen, da die relative Größe der weltweiten Geldmenge in den letzten Jahrzehnten beträchtlich angestiegen ist.
Fakt ist, dass Gold seit zwei Jahren wieder als Kreditsicherheit eingesetzt wird – Gold ist also mehr als nur sein Preis, da man mit dem Metall in der Lage ist, Kredite zu garantieren, was die nationale Kreditverfügbarkeit erhöht und für niedrigere Zinssätze sorgt, da es sich ja um goldbesicherte Forderungen handelt.
Wir glauben jedoch nicht, dass es diesbezüglich irgendwelche offizielle Stellungnahmen geben wird, vielmehr dürfte diese Entwicklung unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorangetrieben werden, eine Entwicklung, die für den Goldmarkt mit Sicherheit wegweisend und wegbereitend ist, für den Silbermarkt der kommenden Jahren aber noch vorteilhafter sein dürfte.