Der US-Dollar wird massiv an Wert verlieren, doch im Gegensatz zu den peripheren Wirtschaftsräumen wie der Eurozone, Japan oder Brasilien kann es im US-Imperium keine Hyperinflation geben, denn diese ist nur den Rändern vorbehalten. Gold ist in solchen Zeiten der ultimative Vermögensspeicher

Martin Armstrong, Martinarmstrong.org, 16.06.2012 (in Auszügen)

Ich wollte einmal einen Bericht schreiben und las dazu „Wohlstand der Nationen“ von Adam Smith, wo er über die Staatsverschuldung schrieb und sich fragte, warum jeder davon ausgeht, dass Staatsschulden über irgendeine Qualität verfügen, wo die Regierungen doch alle die Zahlungsunfähigkeit ausrufen und ihre Schulden nie zurückzahlen.

Ich ging damals davon aus, dass die Liste der Pleiteländer nicht allzu lang sein würde, da ja jeder über die Zahlungsausfälle Spaniens, Frankreichs und Englands Bescheid wusste. Aber umso mehr ich mich mit diesem Thema beschäftigte, desto verheerender war der Eindruck, den die Fakten bei mir hinterließen …

Gegenwärtig scheint es so zu sein, als würden viele felsenfest davon überzeugt sein, dass alles und jeder in Gold flüchten, Gold die Welt retten und es für das Kapital immer eine Fluchtmöglichkeit geben wird. Die E-Mails, die ich von den Goldbugs erhalte, zeigen, dass sie einfach nicht begreifen wollen, dass es genauso gut zu einer Deflation kommen kann. Hier ein aktuelles Beispiel:

„Sie legen zwei Dinge zugrunde, die leider falsch sind. Zunächst einmal gehen Sie davon aus, dass der US-Dollar immer stabiler sein wird als beispielsweise der Yuan, der brasilianische Real oder der Euro. Das ist eine sehr gefährliche Auffassung, die man beim untergehenden Römischen Reich und dem Britischen Weltreich vielleicht noch machen kann. Nein, es wird immer etwas Neues nachkommen, das dann einspringt.

Ihre andere Annahme ist sogar noch verkehrter und stellt sich ja gerade als falsch heraus – nämlich dass das Kapital in eine andere Fiatwährung flüchten wird. Nein, ein Großteil wird in solides physisches Gold flüchten oder versuchen, dorthin zu flüchten, denn das ist es, was sich in der Welt immer beobachten ließ. Es sind heute bereits ´gigantische` Geldmengen im Gold, und die strategischen Feinde der USA sind ebenfalls schon im Markt und stocken ihre Goldreserven Monat für Monat weiter auf, anstatt sich mit dem immer größer werdenden Strom an US-Dollar-Schulden vollzusaugen.“

Unglaublich! Wenn der US-Dollar die zentrale Reservewährung ist und die weltweiten Devisenreserven in Wirklichkeit nichts weiter sind als US-Staatsanleihen – ja wie kann man dann auf den Gedanken kommen, dass es möglich ist, in den Yuan, den brasilianischen Real oder, noch besser, in den Euro zu flüchten, der sich seine eigene verzweifelte Version der Hyperinflation schaffen wird?!

Als die US-Gemeinden (wie Detroit beispielsweise) in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in die Pleite abrutschten, war das Kapital immer noch in der Lage, zwischen der Zahlungsunfähigkeit einer Kommunalanleihe und einer Staatsanleihe zu unterscheiden. Wäre jedoch auf die Staatsanleihen die Zahlungsunfähigkeit erklärt worden, wären natürlich auch alle Kommunalanleihen mit einem Schlag nichts mehr wert gewesen. Es gibt also einen riesigen Unterschied zwischen peripheren Wirtschaften und der Kernwirtschaft.

Und was ist das für eine Annahme, dass die Devisenreserven anderer Länder irgendwie eine Hyperinflation in den USA überleben würden? Brasilien und China wären selbst zusammengenommen nicht in der Lage, die Gelder aus den USA und Europa zu absorbieren. Ihre Wirtschaften sind dafür nicht groß genug.

Und hier einfach zu behaupten, dass „gigantische“ Gelder im Goldmarkt seien – ja wo, wie und wann soll das denn passiert sein? Warum flüchtet das Kapital zurzeit immer noch in den US-Dollar und drückt die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen auf Rekordtiefs?

Eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Großen Depression … ist die Tatsache, dass während dieser Zeit enorme Mengen an Privatwährung ausgegeben wurden, weil die Banken pleite gingen und die Menschen ihr Geld horteten. Es gab überhaupt kein Geld mehr, das überhaupt noch zirkulieren konnte. Die Sozialisten hüten sich natürlich davor, darüber zu schreiben, weil dadurch ja die Unfähigkeit der Regierung, die Wirtschaft zu verwalten, aufgedeckt wird.

Es scheint eine unumstößliche Tatsache zu sein, dass die Menschen immer, wenn die Regierung dabei scheitert, Währung oder Münzen auf angemessene Art und Weise bereitzustellen, um den Handel aufrecht zu erhalten, selber einspringen und ihre eigene Fiatwährung schaffen, um das Vakuum zu füllen. Das wird von den Goldbugs nicht verstanden. Geld ist immer das, was die Menschen als Tauschmittel akzeptieren – und wenn die Regierung dabei scheitert, das Tauschmittel bereitzustellen, schaffen sie sich halt ihr eigenes.

Und das ist auch der Grund, warum die Verwendung von Notgeld in den 30er Jahren in den USA überhaupt nichts Neues war. Bereits bei früheren US-Finanzkrisen wie der Panik von 1837, dem Bürgerkrieg, der Panik von 1873, der Panik von 1893 und speziell der Panik von 1907 wurden viele verschiedene Arten von Notgeld ausgegeben.

Auf dem Höhepunkt der Großen Depression waren die Geldversorgung und die damit einhergehenden monetären Funktionen in vielen US-Gemeinden aufgrund der Bankenpleiten, des Hortens von Geld und der Unfähigkeit des Staats, Steuern zu erheben, vorübergehend nicht mehr gegeben. Die Menschen hatten schlicht kein Geld mehr, das ausgegeben werden konnte.

Um Abhilfe zu schaffen, wurden verschiedene Arten von Notgeld kreiert. Das erste Notgeld tauchte bereits 1931 auf, aber es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis das Notgeld in nennenswerten Mengen in Umlauf gebracht wurde. Laut einer Schätzung der US-Behörden verwendeten zu Beginn des Jahres 1933 bereits über 400 US-Gemeinden irgendeine Art von Notgeld – und das war vor den offiziellen „Bankenfeiertagen“, die zur Folge hatten, dass sich buchstäblich eine Flut an Notgeld über die USA ergoss.

Es ist also offenkundig, dass sich die Menschen ihr eigenes Geld schaffen, wenn der Staat nicht in der Lage dazu ist. Die Tatsache, dass es heutzutage noch derart viele Münzen des Römischen Reichs gibt, ist auf genau dasselbe menschliche Verhalten zurückzuführen, das in jeder Krise beobachtet werden kann: Das Horten. Durch das Horten wird die Geldumlaufgeschwindigkeit abgesenkt und Deflation geschaffen.

Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass die Kaufkraft des römischen Dinars am Ende bis auf 2% des ursprünglichen Werts gesunken war. Bei der deutschen Hyperinflation kletterte der Goldpreis von 170 Reichsmark auf 87 Billionen Reichsmark.

Und wenn wir das nun mit dem Niedergang Roms vergleichen, wo das Geld auf 2% seiner ursprünglichen Kaufkraft absank, entspricht das einer Spanne von 170 bis 8.500. In Rom gab es keine Hyperinflation. Rom war die Kernwirtschaft und die Währung entwertete von 170 auf 8.500 und nicht von 170 auf 87.000.000.000.000 …

Deflation und Inflation können der Wirtschaft gleichermaßen den Garaus machen. Imperien gehen nicht an der Hyperinflaton zugrunde, das bleibt den peripheren Wirtschaftsräumen vorbehalten. Wenn ein Weltreich stirbt, dann geschieht das im historischen Rückblick immer aufgrund einer Deflation.

Und wie? Das Realvermögen wandert einfach in den Untergrund ab, in die Untergrund-Wirtschaft, wo es gehortet und beiseite geschafft wird. Das ist der Grund, warum wir selbst heute noch Bestände mit römischen Münzen finden. Auf diese Art gehen Geldumlaufgeschwindigkeit und Handel zurück. Imperien sterben ausnahmslos auf diese Art und nicht anders. Das ist der Grund, warum in den Vereinigten Staaten während der großen Depression Notgeld verwendet wurde. Die Geldumlaufgeschwindigkeit kam zum Erliegen.

Das Britische Weltreich ging nicht an der Hyperinflation zugrunde. Ja, das britische Pfund brach im Wert zusammen, aber es inflationierte nicht ins Nirwana. Das Britische Weltreich kippte einfach um und starb. Der Niedergang des englischen Silber-Penny verlief auch nicht anders als der Verfall und Untergang Roms.

Die Vereinigten Staaten wird dieses Schicksal ebenfalls ereilen, was bedeutet, dass die Gefahr besteht, dass die USA in verschiedene Teile auseinanderbrechen werden – aber erst nachdem es den US-Dollar massiv erwischt hat, was wiederum erst passiert, nachdem es Europa und Japan erwischt hat.

Ja, so einfach ist das Ganze. Alles, was den Verfechtern der Hyperinflations-These bleibt, ist auf Deutschland und Zimbabwe zu verweisen. Sie können nicht auf ein einziges historisches Beispiel zurückblicken, wo die Hyperinflation jemals ein Weltreich zerstört hätte. Mich interessiert es in Wirklichkeit überhaupt nicht, ob es zur Hyperinflation oder zur Deflation kommt, ich stelle einfach nur meine Untersuchungen an – und die Beweise sprechen für sich selbst.

Das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen persönlichen Befindlichkeiten zu tun. Überdies würden beide, Deflation wie auch Hyperinflation zum Untergang eines Imperiums führen. Aus diesem Grund ist es auch sinnlos, über derartige Themen zu streiten. Das Thema ist tot …

Die Rolle von Gold

In wirtschaftlichen Krisenzeiten wird das Geld gehortet. Die Menschen beschneiden ihre Ausgaben, um zu überleben. Der US-Präsident Grover Cleveland kritisierte seine eigene Partei während der Panik von 1893 und erklärte in einer Sondersitzung des Kongresses:

„In Zeiten wie der jetzigen, wo wir vom Unheil unsolider Finanzen bedroht werden, rechnen sich die Spekulanten vielleicht aus, dass sie von dem Unglück anderer profitieren können; kann sich der Kapitalist vielleicht schützen, indem er hortet oder aus den Wertschwankungen sogar Gewinn zieht; doch der Durchschnittsverdiener – der erste, der von einer entwerteten Währung getroffen wird – ist praktisch schutzlos. Er ist bei seiner Arbeit auf den Einsatz zuversichtlichen und zufriedenen Kapitals angewiesen. Lässt ihn dieses im Stich, gibt es für seine Lage keine Linderung, da er sich weder an dem Unglück anderer bereichern noch seine Arbeit horten kann.“

Also, womit sollten wir jetzt rechnen? Während die Wirtschaft in sich zusammenbricht, werden die Menschen ihr Geld horten und weniger ausgeben. Das ist der Sicherungsmechanismus gegen eine Hyperinflation in den USA. Darüber hinaus gibt es bei einer Weltreservewährung enorme politische Verquickungen, die im Gegensatz zu Zimbabwe oder dem Deutschland der 20er Jahre nicht umgangen werden können.

Der US-Dollar kann nicht in die Hyperinflation abtauchen, da es die Weltreservewährung ist und alles auf einmal in sich zusammenbräche. Sicher: Der US-Dollar wird gegenüber anderen Vermögenswerten an Wert verlieren, aber das hat nichts mit Hyperinflation zu tun. Lange vorher wäre bereits der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.

Und das Kapital kann auch nicht einfach in den Yuan, den brasilianischen Real oder sonstwohin flüchten, weil auch alles andere erledigt ist, wenn es die Weltreservewährung erwischt. Chinas Devisenreserven würden sich über Nacht in Luft auflösen.

Über eine Hyperinflation zu philosophieren, ist zwar nett – aber unrealistisch. Bei Imperien konnte noch nie eine Hyperinflation beobachtet werden. Wenn ein Imperium stirbt –also die Hauptdevisenreserve der Länder – sollte man sich eher um einen kompletten Zusammenbruch und das Auseinanderbrechen der Nation Sorgen machen, und zwar lange bevor eine Hyperinflation überhaupt einsetzen kann.

Die Aufgabe von Gold wird es sein, als Alternative in der Untergrund-Wirtschaft und als Vermögensspeicher in Zeiten politischer Krisen zu dienen. Und nicht vergessen: Bankinstitutionen sind immer der Gefahr der Konfiszierung ausgesetzt. Man sollte sein Gold daher niemals in einer Bank lassen, die konfisziert werden könnte. Wenn man das tut, konterkariert man damit den Hauptgrund, warum man Gold überhaupt kaufen sollte.

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