Patrick Barron & Godfrey Bloom, Mises.ca, 29.11.2012

Die größte Gefahr für das Wohlergehen des Planeten

Die größte Gefahr für das Wohlergehen des Planeten ist der Zusammenbruch der noch verbliebenen Überreste des Freimarktkapitalismus. Nicht Krieg. Nicht das Aufbrauchen knapper Rohstoffe. Nicht die Umweltzerstörung. Nicht die Erderwärmung (Oder heißt es heute „Klimawandel“?).

Nein, die größte Bedrohung für das weltweite Wohlergehen ist der vollständige Zusammenbruch der noch verbliebenen Überreste des Freimarktkapitalismus. Weltweit – nicht nur in totalitären Ländern – ist der Staat auf Kosten der wirtschaftlichen Freiheit immer größer und größer geworden. Das unentbehrliche Werkzeug, das es dem modernen Staat möglich macht, sich unserer Freiheiten zu bemächtigen, ist der Zugang zu unbegrenzten Mengen an von den Zentralbanken kontrolliertem Fiatgeld; die unheilige Allianz zwischen dem Staat und der Zentralbank.

Die Ausweitung der Fiatgeldmenge hat das Voranschreiten des Etatismus überhaupt erst möglich gemacht, da der Staat dadurch in der Lage ist, den Willen der Menschen als die letztinstanzlichen Entscheider bei den Staatsausgaben auszubremsen. Durch seine Zentralbank kommt der Staat an praktisch unbegrenzte Mengen an Fiatgeld. Er muss keine Steuern erhöhen und er muss sich das Geld auch nicht auf ehrliche Art an den Anleihemärkten beschaffen – er braucht sich also um eine Steuerrevolte bzw. höhere Zinssätze keine Sorgen zu machen.

Alles, was der Staat tun muss, ist, die Zentralbank davon zu überzeugen, seine Schulden zu kaufen. Der Staat kontrolliert dann zunehmend mehr Ressourcen und verschwendet diese Gelder für Kriege oder den Wohlfahrtsstaat und entzieht der Freimarktwirtschaft dadurch ihre Kapitalbasis. Ist die Kapitalbasis erst einmal aufgebraucht, geht die Wirtschaft in einen fortwährenden Verfall über.

Das Paradebeispiel für dieses Phänomen ist die (ehemalige) Sowjetunion. Und ja: Der Kollaps ist eine reale Möglichkeit – auch für uns! Das russische Volk mag vielleicht geglaubt haben, dass der wirtschaftliche Rückgang irgendwann ein Plateau erreichen, zum halten kommen und sich dann wieder umkehren würde, doch wie von Dr. Juri Maltsew, einem früheren Wirtschaftsberater von Mikhail Gorbatschow, in „Requiem für Marx“ beschrieben wurde, verkam die sowjetische Wirtschaft zu einer Subsistenzwirtschaft. Die Kapitalbasis Russlands wurde vernichtet und bald darauf folgte der Kollaps.

Die Gelddruckpresse wird als eine Alternative zum Sparen und Investieren erachtet, um die Kapitalbasis zu erhöhen. Die geldpolitischen Belebungsmaßnahmen zielen darauf ab, eine wirtschaftliche Erholung – vornehmlich über Exporte – herbeizuführen.

Wenn ein Land seine Exporte ausweiten kann, so die Logik, kann es die Beschäftigung erhöhen, seine Schulden zurückzahlen usw. Anstatt also die Wirtschaft ordentlich zu reformieren, beteiligen sich die geldpolitischen Behörden mittels der Entwertung ihrer Währungen an einem „Abwärtswettlauf“. Ein Land nach dem anderen fängt damit an, in den Währungsmärkten zu intervenieren, um die eigene Währung gegenüber all den anderen Währungen zu entwerten. Doch die Währungsabwertung funktioniert überhaupt nicht, wie in diesem Artikel beschrieben wird.

Was händeringend benötigt wird, ist ein Land, das aus diesem scheiternden und letztlich katastrophalen Modell der Ausweitung der Fiatgeldmenge und den damit einhergehenden entsetzlichen Konsequenzen ausbricht. Dieses Land muss sich überdies in einer besonderen Situation wiederfinden – eine Situation, aus der schnell offensichtlich wird, dass ihm die sich seiner Kontrolle entziehende Währungsentwertung schadet. Zu unser aller Glück haben wir so ein Land: Deutschland.

Die untragbare geldpolitische Lage Deutschlands beschert uns eine einzigartige Möglichkeit

Deutschland ist die viertgrößte Wirtschaft des Planeten und rangiert gleich hinter den USA, China und Japan. Und erstaunlicherweise hat es noch nicht einmal die Kontrolle über die eigene Geldversorgung inne, da Deutschland der Europäischen Währungsunion (EWU) angehört, die sich aus 17 Ländern zusammensetzt, die alle eine gemeinsame Währung haben.

Jedes dieser Mitglieder – ganz egal, wie groß es auch sein mag – verfügt bei geldpolitischen Entscheidungen, die von der Europäischen Zentralbank koordiniert werden, über gleiches Stimmrecht. Und mit seinen Forderungen nach geldpolitischer Zurückhaltung isoliert sich Deutschland zurzeit immer mehr, so wurde es jüngst bei einem EZB-Plan, in großen Mengen Euros zu drucken, um die bankrotten Mitgliedsländer der EWU zu retten, mit 16:1 überstimmt.

Das ist eine Situation, die für jedes andere Land völlig untragbar wäre. Aufgrund von Deutschlands Geschichte ist das Land jedoch sehr zurückhaltend, da es nicht als „anti-europäisch“ erachtet werden will. Stattdessen versucht Deutschland, im Rahmenwerk der EWU zu agieren und die banktrotten Länder dazu zu zwingen, ihre Wirtschaften zu reformieren.

Doch das ist ein völlig hoffnungsloses Unterfangen, wie von Dr. Philipp Bagus von der King Juan Carlos Universität in seinem brillanten Buch die „Tragödie des Euros“ erklärte wurde. All die Vorteile finden sich nämlich auf der Seite der unverantwortlichen Länder, weshalb es praktisch keinerlei Anreize und keine Durchsetzungsmechanismen für bedeutende Reformen gibt. Deswegen haben wir bereits in der Vergangenheit dazu aufgerufen, dass Deutschland die EWU verlässt, die Deutsche Mark wieder einführt und an Gold koppelt.

In jüngster Zeit waren aus Deutschland vermehrt Forderungen zu hören, substantielle Teile der im Ausland gehalten Goldreserven zu repatriieren. Auch Vertreter des Bundestages … stehen hinter dieser Bewegung. Die Bundesbank, die Deutschland noch erhalten gebliebene Zentralbank, hat sich bereiterklärt, innerhalb der kommenden drei Jahre rund 10% ihrer riesigen im Ausland gehaltenen Goldreserven nach Deutschland zurückzuholen.

Doch für die tatsächlich anstehende Aufgabe reicht das nicht aus. Deutschland muss all sein Gold heimholen! Es gibt nur einen Grund, warum sich eine Zentralbank wünschen würde, ihre Goldreserven zu repatriieren: Für ein goldgedecktes Geldsystem.

Der Markt muss die Versicherung erhalten, dass das Gold tatsächlich auch existiert, es sich unter der Kontrolle seiner rechtmäßigen Eigentümer befindet und nicht verleast oder im Rahmen von Swap-Vereinbarungen weitergereicht wurde. Ferner muss sich die Zentralbank bereit erklären, Gold im Tausch gegen ihre Papiergeldzertifikate und die elektronischen Geldeinlagen bei den Geschäftsbanken auszuliefern.

Die Auslieferung von Gold auf Verlangen ist von entscheidender Bedeutung

Wenn Deutschland die Deutsche Mark mit seinem eigenen Gold deckt, müssen sich die Märkte sicher sein, dass die Bundesbank in der Lage ist, Gold auf Verlangen auszuliefern, und dieser Forderung dann tatsächlich auch nachkommt – denn unter einem goldgedeckten Geldsystem ist Gold das Geld.

Die Papierscheine, die die Menschen in ihren Briefbörsen mit sich herumtragen und zu Hause horten, und die elektronischen Geldeinheiten, die sich bei den Geschäftsbanken als Einträge auf den Konten wiederfinden, sind nicht Geld als solches, sondern sie dienen lediglich als Stellvertreter, die gegen echtes Geld, also Gold, eingetauscht werden können. Die Zentralbank kann dieser Anforderung aber nur dann gerecht werden, wenn sie die vollumfängliche Kontrolle über ihr Gold hat.

Die Bundesbank hält einen beträchtlichen Teil ihrer ausländischen Goldreserven bei der Federal Reserve Bank in New York und der Bank von England in London. Das mag in der Vergangenheit aufgrund der Möglichkeit, dass die Rote Armee Deutschland überrollt, ja auch noch Sinn gemacht haben, aber glücklicherweise besteht diese Gefahr heute nicht mehr.

Bisher ist die US-Notenbank aber außerordentlich zurückhaltend dabei gewesen, den rechtmäßigen Eigentümern das deutsche Gold zu zeigen. Nun frage ich Sie: Ist das nicht in der Tat ein sehr verdächtiges Verhalten? Warum sollte sich die Fed weigern, Deutschland oder irgendeinem anderen Land sein Gold zu zeigen? Gewöhnlich werden hierfür Sicherheitsgründe angeführt – ja aber was soll nach Auffassung der Fed denn passieren? Glaubt die US-Notenbank etwa, dass sich bewaffnete Räuber mit ein paar Goldbarren aus dem Staub machen werden? Das ist lächerlich!

Das Gold ist Deutschlands Eigentum. Deutschland sollte darauf bestehen, es zu sehen, sein Gold zählen, es auf seine Reinheit testen und zügig Vereinbarungen treffen, um es in seine eigenen Tresore in Deutschland zu bringen.

Der Gerechtigkeit Genüge tun

Entweder ist das ganze Gold noch da und die Gerüchte, die gegenteiliges besagen, sind gegenstandslos oder ein Teil des Goldes ist nicht mehr da oder auf irgendeine Art beliehen worden. Wenn das ganze Gold da ist, ist ja alles in bester Ordnung. Sollte jedoch das Letztere der Fall sein, dann ist es besser, so schnell als möglich die Wahrheit zu erfahren, damit künftige Diebstähle verhindert werden können und ein Straftribunal ins Leben gerufen werden kann, um all jene zu belangen, die sich an diesem Diebstahl beteiligt haben.

Wenn es bedeutet, dass US-amerikanische oder britische Zentralbanker dafür ins Gefängnis kommen, ja dann ist es halt so. Wenn es bedeutet, dass die Wechselkurse für den US-Dollar und/oder das britische Pfund gegenüber anderen Währungen fallen, ja dann ist es halt so.

Wir sollten die Wahrheit erfahren, egal wie diese auch aussehen mag, damit wir mit der wichtigen Arbeit vorankommen, die Finanzen unserer Welt auf den Grundfesten soliden Geldes aufzubauen und nicht auf den Versprechungen von Hochstaplern. Hierbei sollte das lateinische Rechtskonzept „fiat justitia ruat caelum“ zur Anwendung kommen: „Der Gerechtigkeit soll Genüge getan werden und wenn der Himmel einstürzt.“ Und wir sollten das Ziel nicht aus dem Auge verlieren, die letzten Überreste des Freimarktkapitalismus zu retten, und mit dem schwierigen Prozess der Wiederherstellung unserer Freiheiten beginnen.

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