David Chapman, MGI Securities, 30.01.2014

Da die Währungskrise in den Schwellenmärkten immer noch recht jung ist, dachte ich mir, dass wir uns heute noch einmal zwei Charts anschauen, die wir bereits in der Vergangenheit besprachen und die jeder im Blick haben sollte. Doch beginnen wir zunächst mit der Währungskrise.

Währungskrisen sind nichts Neues. Währungskrisen standen im Zentrum der Großen Depression in den 1930er Jahren. Seit die Welt am Ende von Bretton Woods im Jahre 1971 vom Goldstandard abgekoppelt wurde, hat es eine Reihe schwerer Währungskrisen gegeben. Das Britische Pfund (1992), der Thailandische Baht (1997), der Mexikanische Peso (1994), der Russische Rubel (1998) und der Euro (2011) sind nur einige der bekannteren Beispiele.

Der US-Dollar erlebte unterdessen seine eigenen Krisenphasen, auch wenn es nur die Wenigsten so nennen würden. Von 1971 bis 1981 und von 1985 bis 1995 machte der US-Dollar länger anhaltende Einbrüche durch. Seit dem Jahr 2000 ist der US-Dollar-Index um 33% gefallen.

Die aktuelle Währungskrise hat eine Reihe von Schwellenmärkten erfasst und dazu geführt, dass ihre Währungen entwertet worden sind. Die argentinische und die venezolanische Währung sind gefallen, weil sie ihre Währungen jahrelang mittels künstlicher geldpolitischer Maßnahmen gestützt haben.

Viele der anderen Währungen könnte man auch als Rohstoff-Währungen bezeichnen. Die Währungen einiger rohstoffbasierter Länder stehen schon seit geraumer Zeit unter Druck. Hierzu gehören der Südafrikanische Rand, der Brasilianische Real, die Indonesische Rupie und selbst der Kanadische Dollar und der Australische Dollar. Andere Währungen wie die Türkische Lira leiden, weil die Länder riesige Außenhandelsdefizite aufweisen und sich große Mengen an Fremdkapital im Land befinden.

Das Problem mit Währungskrisen ist, dass sie sich verselbständigen, und plötzlich ist die Krise global und schlägt nicht nur bei den Währungen, sondern auch bei den Aktienmärkten ein. Während der Rubel-Krise von 1998 fiel der S&P 500 um 23%. Während der Eurokrise in 2011 ging der S&P 500 um 20% zurück.

Die anhaltenden geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der US-Notenbank sind auch nicht sonderlich förderlich. Viele glauben, dass die Schwellenmärkte von den quantitativen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank profitiert haben, weshalb jede Reduzierung dieser Maßnahmen oder eine Beendigung des Programms negativ wäre.

Das internationale Bankensystem leidet immer noch unter den faulen Krediten und die Länder sind nach wie vor dem Risiko einer internationalen Bankenkrise ausgesetzt, wie wir sie 2008 erlebt haben. Die Probleme, die zu dem Finanzzusammenbruch des Jahres 2008 geführt haben, sind zu weiten Teilen einfach bloß übertüncht worden. Das Wachstum in den Industrieländern – USA, Kanada, die Eurozone und Japan – ist bestenfalls schwach. China kühlt sich ab, und dort entwickelt sich gerade eine ganz eigene Bankenkrise.

Die Reaktion auf die Ankündigung der Fed, dass sie weitere geldpolitische Straffungsmaßnahmen durchführen und die quantitative Lockerung um weitere USD 10 Milliarden pro Monat absenken wird …, war praktisch vorherzusehen. Der Aktienmarkt fiel und Gold stieg überraschenderweise, und das obwohl das Metall in 2013 noch gefallen war, als Gerüchte über Straffungsmaßnahmen die Runde machten.

Der Goldpreisanstieg hielt aber nicht lange an. Das gelbe Metall hat es am 30.01.2014 schwer erwischt. Die Ankündigung weiterer geldpolitischer Straffungsmaßnahmen scheint die Sorgen über das Währungs-Chaos in den Hintergrund zu drängen. Und es könnte am Währungsmarkt zu noch stärkeren Verwerfungen kommen. Die Türkei hat ihre Zinssätze erhöht – ein Versuch, sich gegen den Währungsverfall zu stemmen, aber bisher scheint dies nur geringe Auswirkungen zu haben.

Im Folgenden sehen Sie einen bärischen Chart. Der US-Aktienmarkt befindet sich seit dem Jahr 2000 in einem zyklischen Bärenmarkt. Der Aktienmarkt bildete Anfang 2000 sein Hoch aus, und obwohl der Dow Jones Industrial (DJI) im Jahr 2007 und dann noch einmal im Jahr 2014 auf neue Allzeithochs klettern konnte, liegt der DJI inflationsbereinigt nach wie vor unter seinem Hoch der Jahre 1999/2000.

Die Aktienmarktrallys von 2002 bis 2007 und von 2009 bis heute sind in der Tat beeindruckend gewesen. Aber so beeindruckend die Rally von 2002 bis 2007 auch gewesen sein mag, sie endete mit einem Einbruch von über 50% innerhalb von weniger als zwölf Monaten.

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Der Analyst Robert McHugh von Technicalindicatorindex.com bezeichnet das Kursmuster des DJI als „Todes-Maul“. Ja, es sieht wirklich aus wie ein Hai oder ein Wal, der kurz davor steht, irgendetwas zu verschlingen. Wenn das Jahr 2000 das Markthoch ist, sieht der Kursverlauf wie ein riesiges ABCDE-Muster aus. Bisher sind A, B und C komplettiert worden und der Markt ist heute vielleicht am Ende der D-Welle. Die E-Welle steht aber immer noch aus, und diese Welle könnte den Markt bis zur unteren Linie des „Todes-Mauls“ treiben. Gegenwärtig liegt diese Marke beim DJI bei 6.100 Punkten.

Die nordamerikanischen Aktienmärkte haben ausgehend von ihrer letzten Welle bis zu ihren jüngsten Hochs bärische Kursmuster ausgebildet. Letzte Woche wurde die Währungskrise dann als einer der Gründe angeführt, warum die weltweiten Aktienmärkte ins Straucheln geraten sind.

Der Dow Jones Industrial notiert derzeit an der oberen Linie des „Todes-Mauls“. Der Markt könnte fallen, sich daraufhin wieder erholen und dann ein leicht über dieser Linie liegendes, neues Allzeithoch ausbilden. Diese langfristigen Trendkanäle und Chartmuster sind mächtig und neigen dazu, sich zu bewahrheiten. Die Währungskrise ist vielleicht nur der erste Schuss, der abgefeuert wurde – zu einem späteren Zeitpunkt käme dann noch eine Bankenkrise hinzu.

Die Stochastik für den DJI ähnelt den Mustern, die wir bereits bei den Hochs der Jahre 2000 und 2007 sahen. Die Stochastik hat nun eine Trendwende eingeleitet, obwohl sich der Aktienindex derzeit noch nicht in einem offiziellen Abverkaufs-Modus befindet. Der Indikator kann jedoch als Warnhinweis gedeutet werden.

Der gleitende, exponentielle 23-Monatsschnitt fungierte bisher als sinnvolle langfristige Stützungs- und Widerstandslinie. Im Januar 2008 wurde diese Linie durchbrochen – und zwar Monate vor dem tatsächlichen Zusammenbruch. Danach ist die Linie noch einmal 2010 und 2011 durchbrochen worden, aber der Markt war beide Male in der Lage, sich zu fangen und seine Anstiege wieder fortzusetzen. Hinter jedem dieser neuen Anstiege stand eine neue Runde an quantitativen Lockerungsmaßnahmen.

Wer an das Januar-Barometer glaubt, sollte 2014 besser vorsichtig sein. Seit das Januar-Barometer erfunden wurde, hat es eine bemerkenswerte Trefferquote von 89%. Sollten sich die Märkte so weiterentwickeln wie bisher, werden der Dow Jones und andere Aktienmärkte den Januar mit Rekordverlusten beenden.

Ja zugegeben, der Aktienmarkt ist im Januar 2009 und 2010 auch gefallen, doch war er beide Male in der Lage, das Jahr mit einem Plus zu beenden. Das Januar-Barometer funktioniert also nicht immer, so könnte natürlich auch 2014 zu einem Jahr werden, wo es sich als falsch herausstellt.

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Gold hat sein ganz eigenes Januar-Barometer. Es ist nicht ganz so zuverlässig wie das Januar-Barometer des Dow Jones, gilt mit einer Treffergenauigkeit von 77% aber immer noch als sinnvoller Indikator. Gold scheint im Januar mit einem Plus aus dem Handel zu gehen, obwohl es am 30.01.2014 so stark gefallen ist.

Und auch bei Gold traf das Januar-Barometer 2009 und 2010 nicht zu. In beiden Jahren ging Gold mit einem Minus aus dem Januar, konnte auf Jahressicht aber dennoch Zugewinne verbuchen. 2013 traf das Januar-Barometer aber zu – der Goldpreis ging im Januar wie auch auf Jahresbasis zurück.

Und während der DJI den Eindruck macht, als würde er vom „Todes-Maul“ verschluckt werden, scheint Gold sich in einem „Megafon“-Muster zu befinden. Bob Cote von Thirdeyeopentrades merkt dazu an, dass dies ein potentiell sehr bullisches Chartmuster ist. Hier finden Sie einige seiner Charts.

Das Megafon ist ein sehr seltenes Muster und ziemlich interessant, wie aus dem Goldpreischart hervorgeht. Sollte sich das Megafon-Muster als richtig herausstellen, hat das gelbe Metall jetzt den unteren Trendkanal mit einem möglichen Doppel-D-Tief getestet. Die Bezeichnung D-Tief stammt von den Aden-Schwestern. Die Damen haben das Doppeltief bisher aber noch nicht als D-Tief bezeichnet – diese Anmerkung stammt von Bob Cote.

Das Chartmuster scheint Gold noch weiteren Raum für Rückgänge zu geben. Die möglichen Preisziele liegen zwischen USD 1.050 und USD 1.150 pro Unze. Solange Gold nicht über die Marke von USD 1.300 pro Unze und speziell über die Marke von USD 1.428 pro Unze ausbricht, bleiben die Abwärtsrisiken bestehen.

Wenn wir uns die Stochastik von Gold anschauen, sehen wir, dass sich das Metall in einem stark überverkauften Bereich befindet. Seit 1974 – also dem Zeitpunkt, wo Gold-Futures eingeführt wurden – ist die Stochastik mehrere Male auf derart niedrigen Niveaus gefallen. Hierzu gehören unter anderem die Jahre 1976, 1982, 1985, 1989, 1997 und 2001. Nicht jedes dieser Stochastik-Tiefs stellte sich dann auch als das finale Goldpreistief heraus.

Während des langen Gold-Winters von 1980 bis 2001 gab es beim Goldpreischart auf Monatsbasis auch bedeutende positive Abweichungen, die auf einen Stochastik-Wert von unter 20 folgten. Das war 1989 und 1997 so, wo die Stochastik-Tiefs nicht mit den finalen Goldpreistiefs zusammenfielen. Das finale Preistief wurde dann erst 1993 bzw. 2001 ausgebildet. Und obwohl der Goldpreisrückgang seit 2011 zu einem massiven Beben geführt hat, bleibt Gold nach wie vor in einem säkularen Bullenmarkt.

Der gleitende exponentielle 23-Monatsschnitt (EMA) hat den Goldbullenmarkt seit 2002 zu weiten Teilen definiert. Es gab nur zwei Ausnahmen – den Finanzzusammenbruch des Jahres 2008 und den aktuellen zyklischen Bärenmarkt. Das 23-Monats-EMA liegt derzeit bei USD 1.428 pro Unze …Würde Gold über den gleitenden, exponentiellen 23-Monatsschnitt steigen, wäre das ein sehr wichtiges Ereignis und wahrscheinlich eine Bestätigung dafür, dass ein neuer Bullenmarkt im Gang ist. Sollte das Megafon-Muster korrekt sein, würde uns die C-Welle dann auf USD 3.000 pro Unze oder noch höher tragen.

Zwei Charts. Beide deuten auf Wendepunkte hin. Der eine Chart ist bärisch der andere bullisch. Die Botschaft scheint zu sein, dass man den Aktienmarkt verlässt und in Gold geht.

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