Martin Armstrong, Armstrongeconcomics.com, 25.02.2014

Die Ukraine könnte für die Finanzmärkte, den Edelmetallkomplex und den US-Dollars zur entscheidenden Triebkraft werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es von außerordentlicher Bedeutung, die Ereignisse in der Ukraine im Auge zu behalten.

Die sichergestellten Dokumente von Janukowytsch sind im Internet veröffentlicht worden, sodass die ganze Welt nun einen Blick darauf werfen kann. Der Konflikt ist massiv und kreiste um die Sprache des Landes. Janukowytsch änderte die Landessprache – Rechtsdokumente, die zuvor in Ukrainisch erstellt worden waren, wurden ins Russische abgeändert. Diese Maßnahmen gehörten mit zu den Gründen für den Aufstand, da die Ukrainer das Gefühl hatten, sie würden ihrer nationalen Identität beraubt. Daher war diese Revolution auch durch und durch eine Graswurzelbewegung.

Die russische Lesart ist, dass die Ukrainer nun versuchen würden, Russisch zu verbieten, das in der Ukraine ja von weiten Teilen der Bevölkerung (vornehmlich in der Ostukraine) gesprochen wird. Das ist einer der Gründe, warum ich immer wieder erklärt habe, dass die Ukraine geteilt werden muss, um den Frieden zu erhalten.

Die Menschen in der Westukraine sprechen derzeit Russisch und in der Ostukraine sprechen viele Ukrainisch, um ihre Solidarität zu zeigen – aber die politische Propaganda arbeitet genau in die entgegengesetzte Richtung.

Das Mindeste wären landesweite Referenden für jede Region, wo die Menschen darüber abstimmen können, ob ihre Region in der Ukraine verbleibt oder nicht. Die Krim hat bereits erklärt, dass sie aus der Ukraine hinaus will – und dort sind mittlerweile schon russische Soldaten stationiert worden, um die Russen zu schützen, was sich von dem Vorgehen der USA in solchen Fällen nicht großartig unterscheidet.

Das Merkwürdige ist, dass die russischen Soldaten in Orte wie Jalta gebracht worden sind. Das Videomaterial, das Sie hier sehen, wurde gestern Nachmittag von der Ukraine aus veröffentlicht und zeigt, wie zwei Truppentransporter mit russischen Nummernschildern in Jalta eintreffen. Ein Mann am Tor wird gefragt, warum die russischen Soldaten hier seien. Er sagte, er wisse es nicht. Als er informiert wurde, dass der Nachfragende von der Presse sei, war das Gespräch zu Ende.

Krisenherd: Wird die Ukraine zum Auslöser des Dritten Weltkriegs?

Am 28.06.1914 wurden der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand, der Thronfolger von Österreich-Ungarn, und seine Frau Sophie, die Herzogin von Hohenberg, in Sarajewo von Gavrilo Princip, einem von sechs Attentätern, erschossen. Das war der Auslöser, der Europa zerriss.

[Der neue ukrainische Präsident] Alexander Turchynow warnte vor den Gefahren des Separatismus, die nun nach der Absetzung von Präsident Viktor Janukowytsch auftauchen würden. Damit spielt er direkt in die Hände Russlands, und man muss seine Argumentation schon hinterfragen.

Entgegen aller Beweise beharrt Russland darauf, dass allein Janukowytsch legitimiert sei, über die Ukraine zu herrschen – wohlmöglich für immer. Russland wird die Ukraine nicht ziehen lassen. Jede Erklärung, die aus Moskau kommt, ist ein Beweis dafür. Weißrussland und Russland setzen derzeit den gesamten Handel mit der Ukraine und alle Lieferungen aus, alles unter dem Vorwand, dass es in der Ukraine keine legitime Regierung gäbe.

Ganz ehrlich: Weder Europa noch die USA sind darauf vorbereitet, Russland mit konventionellen Mitteln zu konfrontieren – und Russland ist sich darüber nur allzu gut im Klaren. Solange die Ukraine nicht geteilt worden ist, besteht kaum Hoffnung auf eine Zukunft, denn solange Janukowytsch am Leben ist, verfügt Russland über die notwendige Ausrede, um den revolutionären Putsch zu eliminieren und den rechtmäßigen Führer Janukowytsch wiedereinzusetzen.

Das ist im Grunde dasselbe Vorgehen, wie es auch seitens der USA praktiziert wurde: Die USA stellten Saddam Hussein als einen Tyrannen dar, der seine eigene Bevölkerung tötete, um den Einmarsch von US-Truppen zu rechtfertigen. Es ist dieselbe Taktik, die die USA nutzen, um eine künftige Invasion in Syrien zu rechtfertigen, mit der Präsident Baschar al-Assad aus dem Amt entfernt werden soll.

Und dabei ist es völlig unerheblich, ob diese Erklärungen nun wahr, teilweise wahr oder völlig falsch sind. Diese Erklärungen waren schlicht und ergreifend notwendig, um die Maßnahmen zu rechtfertigen – so einfach ist das. In beiden Fällen haben die USA die Invasionen mit der Behauptung gerechtfertigt, dass diese Männer Verbrecher sind und jedwede Invasion nur darauf abziele, die Menschen in diesen Ländern zu schützen. So, und jetzt brauchen Sie nur das Wort USA mit dem Wort Russland auszutauschen und schon haben Sie exakt dasselbe Drehbuch.

Saddam Hussein hatte mit den Anschlägen vom 11. September 2001 überhaupt nichts zu tun, aber merkwürdigerweise suchten die USA nach 9/11 nicht bin Laden, sondern marschierten stattdessen bei Saddam Hussein im Irak ein. Hinter den Kulissen gab es eine völlig andere Agenda, und nur Idioten weigern sich, zu begreifen, dass 9/11 lediglich als Rechtfertigung für den Einmarsch in den Irak genutzt wurde.

Russland bedient sich derzeit exakt derselben politischen Taktik aus demselben politischen Handbuch, um all die Maßnahmen zu rechtfertigen, die es ergreifen wird, um die Ukraine wiederzubekommen. Es ist ein Leichtes, alle Erklärungen von Russland vorherzusagen, und jeder, der glaubt, dass es hier eine Diskussion geben könnte oder Argumente irgendeine Bedeutung hätten, hat noch nicht begriffen, was los ist.

Die Entscheidung ist bereits gefallen, noch bevor die erste Erklärung veröffentlicht wird. Es handelt sich dann nur noch um ein Rechtfertigungsspiel, während im Hintergrund die Vorbereitungen laufen. Das ist schlicht und ergreifend die Art, wie alle Staaten reagieren – und dabei ist es auch völlig unerheblich, ob wir nun über Russland oder die USA sprechen. Im Irak gab es keine Massenvernichtungswaffen und die Graswurzelbewegung in der Ukraine ist kein illegaler Putsch – aber sind die Worte erst einmal gefallen, ist die Umsetzung der Entscheidung bereits im Gang.

Das erinnert mich an die berühmten Worte von Thomas Jefferson: „Ich bin der Meinung, dass eine kleine Rebellion ab und an eine gute Sache und für die politischen Welt genauso notwendig ist wie Stürme in der physischen.“ […]

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