Bullenmärkte verfügen typischerweise über drei ausgeprägte, klar voneinander abgrenzbare Phasen. Und mit ein klein wenig Wissen darüber, wie sich ein Bullenmarkt „anfühlt“ und verhält, während er seine Phasen durchläuft, werden Sie auch in der Lage sein, ihm zu folgen, solange er im Gang ist. Dadurch haben Sie viel mehr Kontrolle, was das Timing ihrer Investments anbelangt

Brent Hames, Goldsilver.com, 05.03.2014

Haben Sie sich jemals gefragt, wann Sie bei einem Investment einsteigen und wieder aussteigen sollten?

Praktisch jeder Bullenmarkt hat drei klar voneinander abgrenzbare Phasen, und wenn Sie lernen, wie man diese Phasen erkennt, wird das Ihre Chancen, rechtzeitig in den Markt einzusteigen, während noch Raum nach oben bleibt, und rechtzeitig auszusteigen, bevor er wieder fällt, extrem steigern.

Die drei Phasen eines Bullenmarkts

Standen Sie jemals mit feuchten Händen am Spielfeldrand eines Investmentmarkts (Aktien, Anleihen, Edelmetalle oder Immobilien) und waren sich nicht sicher, was Sie tun sollen?

Sie warten und warten, während die Freunde jahrein jahraus mit ihren Renditen prahlen – aber es hört sich einfach nicht gut an. Der Markt ist so volatil und befindet sich wohlmöglich gerade in der Nähe seines Hochs. Und am Ende schreitet der Markt immer weiter voran und es scheint, als würde die ganze Welt Geld in diesem Markt machen – alle, außer Ihnen. Sie warten und warten, und dann entschließen Sie sich einzusteigen. Schließlich muss es ja sicher sein. Also springen Sie in den Markt und genießen einige Monate an grandiosen Renditen, aber dann bricht der Markt ein, und einige Zeit später stellen Sie fest, dass Sie nahe des Hochs gekauft haben und sich der Markt jetzt auf dem Weg nach ganz unten befindet.

Falls Ihnen das schon einmal passiert sein sollte – herzlichen Glückwunsch! Sie haben den ersten Schritt gemacht, um sich mit der Trial-und-Error-Methode Investorenkenntnisse anzueignen. Beim zweiten Schritt sollten wir uns anschauen, wie sich diese Bullenmärkte verhalten, und versuchen herauszufinden, wie wir uns das nächste Mal an der vordersten Linie des Markts platzieren können, um die Lage unter Kontrolle zu haben.

Bullenmärkte verfügen typischerweise über drei ausgeprägte, klar voneinander abgrenzbare Phasen. Und mit ein klein wenig Wissen darüber, wie sich ein Bullenmarkt „anfühlt“ und verhält, während er seine Phasen durchläuft, werden Sie auch in der Lage sein, ihm zu folgen, solange er im Gang ist. Dadurch haben Sie viel mehr Kontrolle, was das Timing ihrer Investments anbelangt

Jeder Bullenmarkt neigt dazu drei Phasen zu haben:

1. Die Leugnungs-Phase: Die erste Phase des Bullenmarkts beginnt genau dort, wo der letzte Bärenmarkt endete. Fakt ist, dass nach einem richtigen über mehrere Jahre anhaltenden, krachenden Bärenmarkt nur sehr wenige Menschen an diesem Markt interessiert sind oder nach seinem Tief Ausschau halten.

Nehmen wir beispielsweise den Aktienmarkt Anfang der 1980er Jahre. Über 16 Jahre hinweg trat der Aktienmarkt auf der Stelle. 1966 kletterte der Dow Jones Industrial Average auf 1.000 Punkte und Ende 1982 lag der Dow Jones wieder bei 1.000 Punkten. Während dieser 16 Jahre war es zwar ein ständiges Auf und Ab, aber der Markt endete im Grunde dort, wo er begonnen hatte. Für die „Kaufen-und-halten“-Anleger war diese Phase ein Reinfall. Die meisten hatten diesen Sektor bereits abgeschrieben und widmeten sich stattdessen lieber den heißen Sektoren zu jener Zeit, also Anleihen und Edelmetallen.

Und da Vermögensklassen dazu neigen, in langfristigen Zyklen zu steigen und zu fallen, während es innerhalb dieser langfristigen Zyklen immer wieder zu kleineren „Gegen-Zyklen“ kommt, erwischt es die Leute, die versuchen, nach dem Tief zu fischen, ein ums andere Mal, da sie in der Regel immer während der Rallys der „Gegen-Zyklen“ kaufen. Sie glauben, dass der Markt endlich sein Tief gefunden hat – nur um daraufhin festzustellen, dass der Markt abermals einbricht, was den Anlegern Verluste beschert. Und daher sind zahlreiche Marktteilnehmer auch extrem skeptisch, wenn sich dann tatsächlich das finale Tief ausbildet, und halten sich vom Markt fern, selbst wenn er daraufhin kontinuierlich nach oben klettert.

2. „Die Sorgenwand“-Phase: Das ist die mittlere Phase eines Bullenmarkts, in der die Öffentlichkeit langsam darauf aufmerksam wird, dass dieser neue Markt steigt. Typischerweise ist es auch die längste der drei Phasen. Im Fernsehen beginnen die Finanzjournalisten damit, über diesen neuen Sektor zu berichten und Experten zu befragen.

Um eine „ausgewogene“ Berichterstattung zu gewährleisten, beginnen sie damit, jemanden aus dem Bullenlager und jemanden aus dem Bärenlager zu finden. Jeder Experte hat bestechende Argumente, warum der andere „Experte“ falsch liegt und sich der Preis dieses neuen Markts in die von ihm antizipierte Richtung bewegen wird.

Die investierende Öffentlichkeit kann sich an diesem Punkt nur schwer zu irgendwelchen Aktivitäten entschließen, da die Unsicherheit so groß ist. Sie sind erst vor Kurzem auf den sich nun höher bewegenden Markt aufmerksam geworden, aber im Hinterkopf haben sie immer noch, dass es ja nicht allzu lange her ist, dass dieser Markt Jahr für Jahr gefallen ist, und sie denken über die „Argumente“ nach, warum das Investieren in diesem Markt zu riskant sei.

Beispiele hierfür sind der Aktienmarkt Mitte der 1980er Jahre und der Aktienmarkt Mitte der 1990er Jahre. Weite Teile der Öffentlichkeit wussten, dass der Aktienmarkt Zugewinne verbucht, waren jedoch zurückhaltend dabei, aggressiv in diesen Markt zu investieren, weil die Leiden der vergangenen Bärenmärkte immer noch frisch in Erinnerung waren.

Der Begriff „Sorgenwand“ bezieht sich auf das Sprichwort: „Ein Bullenmarkt muss die Sorgenwand hinaufklettern, aber ein Bärenmarkt schießt die Piste der Hoffnung hinunter.“ Das ist ein wichtiges Konzept, das man verinnerlichen muss. Wir werden uns zunächst einmal der Bullenmarktseite dieses Sprichworts annehmen und im weiteren Verlauf dieses Artikels auch noch auf die Bärenmarktseite zu sprechen kommen.

Wenn ein Bullenmarkt während dieser Phase steigt, fühlt sich das für die Anleger nicht sonderlich gut an. Überall finden sich Schwarzmaler, die die jüngsten Anstiege dieses Markts kleinreden und der Öffentlichkeit erklären, warum diese Vermögensklasse demnächst wieder einbrechen wird. Ein Investor, der sich trotz alledem dazu entschlossen hat, zu investieren, muss also für sich alleine entscheiden, dass das der Markt ist, wo er aktiv sein möchte, im Anschluss daran tatsächlich investieren und dann auch noch durchhalten.

Die Negativität der Schwarzmaler legt sich erst nach ein paar Jahren anhaltender Zugewinne, was es den Marktteilnehmern erlaubt, sich bezüglich ihrer getätigten Investments gut zu fühlen. Wenn die Medien dieses neue positive Bild mit einem Chart kombinieren, der die bisherigen Zugewinne ausweist, ändert sich die Stimmung zum Besseren und wir gelangen in die nächste Phase.

3: Die Euphorie-Phase: Endlich fühlt es sich gut an. Die meisten Experten, die während der zweiten Phase noch bärisch gewesen sind, haben ihre Meinung geändert und sprechen nun über die Vorteile dieser Investmentklasse. Und während die Medien an Bord gehen und damit anfangen, an diese neue Idee zu glauben, neigen sie dazu, die wenigen noch verbliebenen „Spielverderber“-Analysten, die immer noch der Meinung sind, dass dieses Investment eine schlechte Idee ist, immer weniger zu interviewen, wodurch die Öffentlichkeit ein noch verzerrteres Bild erhält, das den Eindruck erweckt, dass diese Investment das ultimative Investment sei. Nach all diesen Jahren der Suche hat die Menschheit nun endlich das perfekte Investment-Vehikel gefunden. Es wird jetzt zu einem „Must-have“-Investment; der Methode, um reich zu werden.

Die Öffentlichkeit investiert en masse in dieses Vehikel, wodurch die Preise immer höher und höher getrieben werden und sich die Zugewinne weiter beschleunigen, was das Investment für alle anderen, die bisher noch nicht voll investiert sind, nur noch aufregender macht. Und wenn die Mehrzahl der Anleger bei der Party an Bord ist, fangen die Probleme an.

Es gibt nicht genügend neue Investoren, die den Preis dieses Vermögenswerts so schnell nach oben treiben können, weshalb eine Verlangsamung einsetzt. Manchmal enden Bullenmärkte mit einem Knall, also einer kurzzeitigen Preisexplosion, und manchmal ziehen sie am Ende einen langen Bogen auf dem Chart, wo sie ihr Hoch ausbilden und sich dann auf den Weg nach unten begeben. Und genau das ist auch die Phase, wo der „Bär die Piste der Hoffnung nach unten schießt.“

Wir sollten hier im Hinterkopf behalten, dass in Phase 3 praktisch fast alle davon überzeugt sind, dass dieses Investment so gut wie unfehlbar ist. Und obschon der Markt zu fallen beginnt, sind sich die Menschen sicher, dass es sich dabei lediglich um einen vorübergehenden Rückschlag handelt und man investiert bleiben sollte – wobei sie oftmals sogar noch zu ihren bereits bestehenden Positionen hinzukaufen.

Ein Beispiel für diese Mentalität ist das Ende der Dot.com-Blase vom März 2000. Beide Gruppen – die Privatanleger wie auch die großen institutionellen Investmenthäuser – waren so überzeugt davon, dass wir in ein „neues Paradigma“ eingetreten sind, dass sie sich einfach nicht eingestehen konnten, dass die Party vorbei war. Sie „hofften“ weiter darauf, dass sich der Markt wieder erholen würde. Viele von ihnen ritten den Markt bis ganz nach unten und vernichteten so einen Großteil ihres Vermögens.

Wenn der Markt sein Hoch ausbildet, tritt er in die „Bärenmarktphase“ ein, die solange anhält, bis keine Verkäufer mehr übrig sind. Erst danach, wenn der Markt seit Langem in Vergessenheit geraten ist, zieht sich der Bulle wieder mit eigener Kraft aus der Asche, um viele Jahre später abermals seine Bullenmarktphasen zu durchlaufen.

Hört sich das für Sie zu einfach an? Sie müssen mir nicht glauben. Denken Sie einfach an jeden Bullenmarkt zurück, den Sie miterlebt haben. Gab es da eine Phase1, eine Phase 2 und eine Phase 3?

Wenn man Sie bitten würde, jede der bedeutenden Vermögensklassen einer Phase zuzuordnen, ja wo befände sich dann derzeit der Immobilienmarkt? Oder Edelmetalle? Oder der Aktienmarkt?

Und wenn Sie diese Lektion richtig sacken lassen wollen, dann denken Sie über diese drei Märkte während unterschiedlicher Jahrzehnte nach. Was geschah in den 70er, den 80er, den 90er Jahren, und was geschah bisher seit dem Jahr 2000? Können Sie hier ein Muster ausmachen?

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