Zypern ist ein Vorgeschmack auf die Bankenkrise, die vielen „reichen“ westlichen Ländern noch bevorsteht. Ein Jahr nach der Staats- und Bankenpleite Zyperns sind die Kapitalverkehrskontrollen immer noch in Kraft

Simon Black, Sovereignman.com, 09.04.2014

Stellen Sie sich vor, Ihr Land und dessen Bankensystem sind so pleite, dass Sie eine schriftliche Freigabe von einem Sonderausschuss benötigen, bloß um Ihren Kindern, die im Ausland an der Universität studieren, Ihr eigenes Geld zu schicken.

Das ist doch verrückt oder etwa nicht?

Aber das ist genau das, was sich zurzeit in Zypern abspielt. Und es fand alles über Nacht statt.

Es ist gerade einmal ein Jahr her, als die Menschen in Zypern zu Bett gingen und glaubten, alles sei in bester Ordnung. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, waren sie mit einer völlig neuen Realität konfrontiert: Ihre Regierung und ihr Bankensystem waren komplett pleite.

In Absprache mit anderen europäischen Mächten fror die zypriotische Regierung daraufhin die Bankkonten im ganzen Land ein. Plötzlich hatte ein ganzes Land keinen Zugang mehr zu seinen Spareinlagen.

Die Regierung brachte Wochen damit zu, auszuklamüsern, wessen Gelder beschlagnahmt würden, um damit die Banken zu retten … unterdessen blieben alle Konten eingefroren.

Am Ende trafen sie dann eine Entscheidung: Man würde die Gelder der Reichen beschlagnahmen.

Aber das war nicht etwa ein Sieg für alle anderen … denn gleichzeitig gab die Regierung einen ganzen Schwung schwerwiegender und tiefgreifender Finanzrestriktionen bekannt.

Sicher, die Menschen konnten sich bei ihrem Online-Banking anmelden und ihren Kontostand einsehen.

Aber das war nichts weiter als eine Zahl auf dem Bildschirm. Das bedeutete nicht, dass die Banken das Geld tatsächlich auch hatten, und es bedeutete auch nicht, dass sie freien Zugang zu ihren eigenen Geldern hatten.

Bei den Bargeldabhebungen wurden Höchstgrenzen eingeführt. Die Überweisungen wurden eingeschränkt. Den Zyprioten wurden sogar so simple Dinge wie die Scheckeinlösung verboten.

Die Ersparnisse der Menschen waren im Grunde in einem völlig insolventen Finanzsystem gefangen.

Diese destruktiven Taktiken nennen sich Kapitalverkehrskontrollen. Und ein Jahr später sind sie immer noch in Kraft. Einige Maßnahmen wurden gelockert, andere werden weiterhin aufrechterhalten.

Wie der Finanzminister Zyperns einräumte, ist er immer noch der Auffassung, dass es einen

„Mangel an substantieller Liquidität und das Risiko von Einlagen-Abflüssen gibt … was zu der Instabilität des Finanzsystems führen könnte und destabilisierende Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft des Landes hat.“

Und da es sich aus ihrer Sicht natürlich um einen „Ausnahmezustand“ handelt, haben sie diese „restriktiven Maßnahmen“ implementiert, um die „Öffentlichkeit und die öffentliche Sicherheit“ zu schützen.

Mit anderen Worten: Kapitalverkehrskontrollen sind zu Ihrem eigenen Wohl.

Das ist genau das, was passiert, wenn Staaten und Bankensysteme bankrottgehen.

Und alle objektiven Hinweise und Erkenntnisse legen nahe, dass sich viele der „reichen“ Länder des Westens in derselben Lage befinden wie Zypern.

Einige der größten US-Banken (wie Citigroup) sind bei ihren Stresstests durchgefallen, und das bedeutet, dass sie nicht ausreichend kapitalisiert sind, um einem großen Finanzschock zu überstehen.

Dann gibt es noch den US-Einlagensicherungsfonds FDIC, der die Einlagen der US-Bürger absichern soll. Aber der FDIC ist selber unterkapitalisiert und erreicht nicht die rechtlichen Mindestanforderungen für seinen Versicherungsfonds.

Für all das bürgt die US-Regierung, deren Reinvermögen bei minus USD 17 Billionen liegt.

Die US-Notenbank Federal Reserve soll in der Lage sein, die Banken zu retten. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Fed mit über USD 50 Milliarden an nicht realisierten Verlusten und einer Netto-Eigenkapitalquote von gerade einmal 1,35% ihrer Vermögenswerte in Höhe von über USD 4 Billionen praktisch pleite.

Das ist die Realität: Unterkapitalisierte Banken werden von einem unzureichend kapitalisierten Versicherungsfonds gestützt, den wiederum eine insolvente Regierung und eine fast insolvente Zentralbank stützen.

Das hört sich nun nicht gerade nach einer Bastion der Stabilität an. Und trotzdem ist es genau das System, auf das buchstäblich hunderte Millionen von Menschen irrigerweise vertrauen.

Man muss wirklich kein Finanz-Guru sein, um herauszufinden, dass das kein folgenloses Konstrukt ist.

Das Einzige, was dafür nötig ist, ist ein klein wenig unabhängiges Denken, um sich die Fakten rational anzuschauen. Und dann versteht man auch, dass sich über Nacht alles ändern könnte – so wie in Zypern.

Es macht Sinn, darüber nachzudenken, ob nicht wenigstens ein Teil der eigenen Ersparnisse an einem anderen Ort – in einer stärkeren, besser kapitalisierten ausländischen Bank, die sich in einem stabilen Land mit minimalen Schulden befindet – besser aufgehoben wäre. Es ist ratsam, über solche Möglichkeiten nachzudenken, solange man noch handeln kann.

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