Rick Ackerman, Rickackerman.com, 14.07.2014
Das langwierige Endspiel des Finanzsystems setzte sich letzte Woche an den weltweiten Märkten mit verstärkten Turbulenzen fort. Liquiditätsprobleme einer portugiesischen Bank sollen dafür verantwortlich gewesen sein.
Einige haben wohl darauf gehofft, dass die Probleme Europas hinter uns liegen würden, besonders angesichts der Flut an frisierten Meldungen über Spaniens wundersame Wirtschaftserholung – die sich, wenn sie schon keine statistische Tatsache ist, wenigstens in den sinkenden Spreads zwischen spanischen Staatsanleihen und den Schuldenpapieren anderer Länder widerspiegelt, deren Wirtschaften vom Abgrund noch ein paar Schritte weiter wegestehen.
Die meisten von uns – also diejenigen, die sich im Klaren darüber sind, dass sich ein Land mit einer Arbeitslosenrate von über 30% unter Hochschulabsolventen niemals in einer Wirtschaftserholung befinden kann – halten diese Meldungen aus Spanien jedoch für Schwachsinn.
Europas anhaltende Wirtschaftsimplosion ist lediglich durch einen neuen und nun wieder stärker verblassenden Anstieg bei der Stimmung unter den Anlegern übertüncht worden – Anleger, deren Gedächtnis so kurz ist, dass sie sich ganz offenkundig nicht mehr an den Großen Finanzcrash von 2007 und 2008 zurückerinnern können.
In den USA hat unterdessen eine andere Geschichte, die ebenfalls Schwachsinn ist, dafür gesorgt, dass der Aufwärtstrend des Aktienmarkts weiter anhält. In der US-Wirtschaft sind in jüngster Zeit monatlich über 250.000 neue McJob´s geschaffen, wodurch angeblich alle während des Crashs von 2007 und 2008 verlorengegangenen Stellen wieder wettgemacht werden.
Die US-Notenbank hält es für leichter, einfach so zu tun, als sei die Wirtschaftserholung ausreichend stark, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Um diesen Punkt – den eh niemand glaubt – richtig herauszuarbeiten und die „Erwartungen“ weiterhin zu „steuern“, plant sie nun, die quantitativen Lockerungsmaßnahmen bis November vollständig auslaufen zu lassen.
Ferner lesen wir, dass US-Notenbank bezüglich des genauen Timings der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen so aufgeregt ist wie noch nie. Ich bin mir nach wie vor ziemlich sicher, dass die geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der Fed niemals kommen werden, zumindest nicht absichtlich – denn würde man die Billiarden Dollar schwere Finanzderivateblase auch nur der kleinsten Anspannung aussetzten, könnte die ganze wackelige Veranstaltung vollständig in sich zusammenbrechen.
Also, wer von uns glaubt denn nun an die Geschichte von der US-Wirtschaftserholung? Bestimmt nicht die US-Mittelschicht, und die amerikanische Arbeiterschicht scheint ebenfalls komplett hinten runter gefallen zu sein, wenn wir uns die Berichte über die einbrechenden Verkaufszahlen der großen Einzelhändler wie Walmart, Target und Kohl´s so anschauen.
Im Gegensatz dazu hat Rolls Royce sein bestes Geschäftsjahr aller Zeiten, und 10.000-Dollar-Uhren gehen ebenfalls weg wie warme Semmeln. Wird dieser Kaufkrafteinbruch, der weite Teile der US-Mittelschicht verheert hat, am Ende auch bis zu den Superreichen durchsickern? Wohl kaum, zumindest nicht in nennenswertem Umfang. Aber ungeachtet dessen sind die obersten 0,1% ohnehin nicht in der Lage, die US-Wirtschaft allzu lange aufrecht zu halten, und mit Sicherheit nicht auf immer und ewig.
Und diese Tatsache hat für den US-Immobilienmarkt eine ganz besondere Relevanz, da hier lediglich im Über-1-Million-Dollar-Segment brummende Verkaufszahlen und steigende Preise zu beobachten sind – also in dem Immobiliensegment, wo die Käufer das Geld einfach aus ihren Depots abziehen und bar bezahlen.
Und was den Aktienmarkt anbelangt, dürften die meisten Anleger mittlerweile begriffen haben, dass der spektakuläre Anstieg der Aktien von der Flut an kostenlosem Geld angeheizt worden ist – die Frage ist nur, wie lange diese Geldflut noch anhalten wird.
Den Aktienmarktbullen kann man durchaus verzeihen, dass sie bei all jenen, die seit Jahren einen Aktienmarkt-Crash vorhersagen und von der Mutter aller Hochs sprechen, einfach auf Durchzug schalten. Und auch auf die Gefahr hin, hier wieder eine falsche Prognose abzugeben, weisen wir abermals darauf hin, dass ein episches Hoch unmittelbar bevorzustehen scheint und der daraufhin einsetzende Crash mit einer solchen Geschwindigkeit über uns hereinbrechen wird, dass Perma-Bullen und Bären gleichermaßen schockiert aus der Wäsche schauen werden.
Und bevor sie diese Prognose einfach beiseite wischen, sollten Sie sich mal den obenstehenden Chart von Zerohedge.com anschauen. Dieser Chart zeigt einen S&P 500 Index, dessen Preisentwicklung einfach nur perfekt erscheint und der nach wie vor steigt, und das obwohl die BIP-Schätzungen unterdessen drastisch zurückgehen.
Wir sollten in diesem Zusammenhang auch im Hinterkopf behalten, dass das US-BIP-Wachstum im letzten Quartal bei -2,9% lag und keine auch nur ansatzweise in diesem Bereich liegende Zahl jemals vermeldet wurde, wenn sich die US-Wirtschaft nicht gerade in einer Rezession befand. Rechnen Sie für das 2. Quartal mit einer schwachen Erholung bei den Unternehmensgewinnen und einer Fortsetzung der Großen Rezession, die für die meisten Amerikaner in Wahrheit niemals vorbei war.