„Wenn ich mir den anhaltenden Niedergang der westlichen Wirtschaften so anschaue, auch den der US-Wirtschaft, dann überkommt mich das Gefühl, dass der Tag der Abrechnung ziemlich nahe ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es innerhalb der nächsten 12 Monate nicht zu einem bedeutenden Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems kommen wird.“

Kevin Michael Grace, The Gold Report, 30.09.2014

Jay Taylor redet nicht um den heißen Brei herum – er ist der Meinung, dass der Goldpreis nach unten manipuliert wird, um den US-Dollar zu stützen und die US-Außenpolitik zu untermauern. Taylor ist Herausgeber des Newsletters „J. Taylor´s Gold, Energy & Tech Stocks“ und Moderator der Radio-Show „Turning Hard Times into Good Times“. Er glaubt, dass die Goldpreisdrückung letztlich scheitern wird, genauso wie es in den 1970er Jahren der Fall war, als Gold um über 2.300% in die Höhe schoss.

In diesem Interview mit The Gold Report drängt Taylor die Anleger dazu, so liquide wie möglich zu bleiben, um in unterbewertete Unternehmen zu investieren, die dazu verdammt sind, im Preis zu explodieren, wenn Gold wieder richtig in Fahrt kommt.

The Gold Report: Warum ist der Goldpreis seit Juli dieses Jahres um über USD 130 pro Unze gefallen?

Jay Taylor: Ich glaube, dass wir es hier mit zwei verschiedenen Märkten zu tun haben. Der eine Markt ist der ehrliche Markt für das physische Metall, und der andere ist ein Markt, der immer unehrlicher geworden ist. Der letztere ist der Papiermarkt, hauptsächlich in London und New York, und er wird genutzt, um die Preisfindung bei Gold und Silber zu stören. Es wird ja geglaubt, dass dieser Papiermarktpreis der reale Goldpreis ist, aber ich glaube nicht, dass das stimmt.

Wall Street und die herrschende Elite innerhalb des angloamerikanischen Imperiums haben ein gewichtiges Interesse daran, dass sich die Menschen nicht für ehrliches Geld und Gold interessieren, da unehrliche Unternehmen die Menschen davon abhalten müssen, die Wahrheit zu erfahren.

Im Grunde haben wir ein Fiatwährungssystem, das so designt ist, dass diejenigen, die an den Schaltstellen dieses Geldsystems sitzen, auf Kosten der wirklichen Vermögensproduzenten Profite einstreichen können – also auf Kosten der Minenunternehmen, der Produzenten, der Landwirte, der Erfinder. Durch diese geldpolitischen Machenschaften wird den Menschen, die nützliche Dinge produzieren, ihr Vermögen weggenommen.

TGR: Sie haben geschrieben, dass „die Manipulation des Goldpreises in New York und London durch eine Handvoll großer Edelmetallbanken erfolgt, die rein zufällig auch die größten Anteilseigner der US-Notenbank sind.“ Wie gelingt ihnen diese Manipulation?

JT: Das wird durch enorme Future-Abverkäufe an der Comex und an den Londoner Märkten erreicht. Das ist wie in einem Casino. Es gibt ein 100:1-Verhältnis zwischen Gold-Futures und den tatsächlichen physischen Gold-Auslieferungen. Wir erleben, dass immer genau dann riesige Abverkäufe stattfinden, wenn eigentlich damit gerechnet werden müsste, dass sich Gold gut schlägt. Die Future-Märkte sind so stark gehebelt, dass eine sehr kleine Menge an Dollars ausreicht, um den Goldpreis zu drücken.

Die Akteure in diesem Spiel – die Großbanken – halten auch die größten Anteile an der US-Notenbank Federal Reserve. Sie haben Zugang zu riesigen Mengen an Geld, das aus dem Nichts geschaffen wird. Interessant ist – gerade was Platin, Palladium und Silber anbelangt –, dass für die Metalle hohe Aufpreise bezahlt werden – im Falle von Palladium wird am physischen Markt von Schanghai ein Aufgeld von bis zu 24% bezahlt. Bei Silber liegt der Aufpreis bei rund 14% und bei Platin lag er bisher irgendwo im Bereich zwischen Palladium und Silber.

TGR: Die Abwärts-Manipulation von Gold, Silber und anderen Metallen müsste doch der Minenbranche massiv schaden. Warum beschwert sich die Branche dann nicht darüber?

JT: Ich glaube nicht, dass die großen Minenunternehmen das von ihnen verkaufte Produkt wirklich verstehen. Ich glaube nicht, dass sie verstehen, dass Gold und Silber in Wirklichkeit Geld sind – Geld, das von der Natur geschaffen wurde und nicht auf menschliche Dekrete zurückgeht. Ihnen wurde von Männern und Frauen mit Doktortiteln aus Princeton, Harvard und Yale weißgemacht, dass Gold ein „barbarisches Relikt“ sei.

Das World Gold Council – eine Organisation, die von denselben Unternehmenschefs finanziert wird, die das von ihnen verkaufte Produkt nicht verstehen – bewirbt Gold als Schmuck. Bei allem Respekt, aber das ist einfach nur töricht, denn umso mehr Gold in die Schmuckproduktion fließt, desto stärker fällt der Goldpreis.

Was die Goldbranche richtig anheizen würde, wäre die Erkenntnis, dass Gold ehrliches und Fiatgeld unehrliches Geld ist. Es gibt eine Menge Junior-Minenunternehmen, die das begreifen. Diese Unternehmen stehen dem Gold Anti-Trust Action Committee auch wohlwollender gegenüber.

TGR: Wie lange kann diese Preisdrückung noch fortgesetzt werden?

JT: Das hängt davon ab, wie lange das Vertrauen in den US-Dollar aufrechterhalten werden kann. Die BRICS-Länder bauen gerade ihre eigene Finanz-Infrastruktur auf, um mit dem US-Dollar zu konkurrieren. Die Sanktionen der Vereinigten Staaten gegen Russland treiben Russland in die Arme Chinas, was die BRICS-Länder nur noch stärker macht. China ist der weltgrößte Goldproduzent und dürfte in den letzten Jahren riesige Mengen an Gold eingeführt haben. Darüber hinaus nehmen die Spannungen mit Russland weiter zu – und Russland hat ebenfalls riesige Mengen an Gold importiert.

Hätten wir ein ehrliches Geldsystem mit Gold im Zentrum, wären wir nicht in der Lage, unbegrenzte Mengen an Geld zu schaffen, um damit die Kriegsmaschinerie zu finanzieren. Die USA wandten sich 1971 vom Goldstandard ab, weil sie Sozialismus wollten und die Fähigkeit, Krieg zu führen, ohne den Menschen erklären zu müssen, dass sie dafür zu bezahlen haben.

Ich weiß nicht, wie lange unser krankhaftes Geldsystem noch überleben wird, aber seine Stunden sind langsam gezählt. Wenn ich mir den anhaltenden Niedergang der westlichen Wirtschaften so anschaue, auch den der US-Wirtschaft, dann überkommt mich das Gefühl, dass der Tag der Abrechnung ziemlich nahe ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es innerhalb der nächsten 12 Monate nicht zu einem bedeutenden Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems kommen wird.

TGR: Das Kapital strömt weiterhin in den US-Dollar. Der Dow Jones und der S&P 500 stellen nach wie vor Rekordhochs auf, während die US-Arbeitslosenrate fällt. Blicken wir hier gerade auf eine Wirtschaftserholung oder werden wir mit einer Wiederholung der Krise von 2007 und 2008 konfrontiert?

JT: Ich glaube nicht, dass wir eine Wirtschaftserholung hatten. Wenn wir eine hatten, dann war es die schwächste der Geschichte. Die Erwerbsquote ist immer noch rückläufig, und die Inflation liegt mit Sicherheit nicht bei den 1% oder 2%, wie von unserer Regierung behauptet wird. Die obersten 1% des Westens haben extrem profitiert, während die Mittelschicht ausgehöhlt worden ist.

All das Gerede von einer Wirtschaftserholung ist ein Schwindel, um die Menschen ruhig zu halten. Die großen amerikanischen Konzerne wollen keine Veränderungen, weil die Banken mittels der Federal Reserve all die Dollars drucken können, die sie brauchen, und jetzt haben sie sich auch den US-Kongress und die US-Exekutive gekauft.

TGR: Inwiefern gleicht die aktuelle Lage bei Gold dem, was Ende der 70er Jahre stattfand, als Gold um über 2.300% stieg?

JT: Es ließe sich auch das Argument aufstellen, dass uns demnächst ein noch stärkerer Anstieg bevorstehen könnte. Das Verhältnis von geschaffenem Geld zum BIP ist – selbst wenn man die staatlichen BIP-Daten für bare Münze nimmt, was ich nicht tue – heute bedeutend größer als damals.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Wirtschaft in einer Hyperinflation oder einer massiven Deflation versinken wird. Nach einer deflationären Implosion müsste der Goldpreis nicht zwingend steigen, aber die Kaufkraft von Gold würde in solch einem Fall dramatisch steigen. Wenn die Wut der Massen hochkocht, weil ihr Lebensstandard fällt, könnte es durchaus sein, dass sie Geld drucken und es dann mit Hubschraubern abwerfen werden.

Ich bete zu Gott, dass das nicht passiert, denn eine Hyperinflation wäre die schlimmste aller Entwicklungen. Die Entwertung des US-Dollars wird sich weiter fortsetzen. Wenn das zu einer Flucht aus dem Dollar führt, könnten wir einen plötzlichen und dramatischen Umschwung erleben, bei dem das Kapital aus dem Papiergeld in Richtung Realgüter wie Gold geht.

TGR: Werden die Goldminenaktien den Goldpreisausbruch anführen?

JT: Ich glaube, dass sie diese Entwicklung heute bereits anführen. Meine Goldminenaktien liegen ausgehend von ihren Tiefs aktuell im zweistelligen Prozentbereich im Plus. Bei den Edelmetallminenaktien gibt es meines Erachtens wundervolle Möglichkeiten. Diese Märkte sind echte Märkte, im Gegensatz zu den betrügerischen Papiermärkten bei Gold und Silber.

TGR: Sie haben erklärt, dass Sie der festen Überzeugung sind, dass der Goldpreis nicht mehr allzu lange unten gehalten werden kann. Aber John Maynard Keynes sagte einst: „Märkte können länger irrational bleiben, als Sie und ich liquide bleiben können.“ Viele Anleger, die in Gold-Unternehmen investiert haben, haben genau das nun schon seit drei Jahren zu spüren bekommen. Was sollten diese Investoren tun?

JT: Die gut geführten Unternehmen mit guten Projekten und der Fähigkeit, an Geld zu gelangen, werden überleben. Es gibt viele Junior-Minentitel, die nicht in einer solchen Lage sind und gefressen bzw. einbrechen werden, was frühen Anlegern den Garaus machen wird. Im Edelmetallsektor ist es schon immer ratsam gewesen, nicht alles auf eine Karte zu setzen, und das ist heute immer noch der Fall. Ich kann aber nicht empfehlen, im allgemeinen Aktienmarkt größere Investitionen zu tätigen, da die Rally dort in die Jahre gekommen ist und es beträchtliche Rückgänge geben könnte.

Die Anleger sollten etwas Bargeld halten und Bargeldbestände aufbauen. Ich habe Aktien mit Verlust verkauft, um sicherzustellen, dass ich über Geld verfüge, wenn der Markt endlich eine Trendumkehr einleitet. Es gibt einige außerordentlich attraktive Junior-Gold- und Silberminen da draußen, die Anleger müssen also liquide bleiben. Anleger sollten liquide Unternehmen finden, die über gute Vermögenswerte verfügen und Kurs halten können; Unternehmen mit einer Geschäftsführung, die sorgsam agiert, was die Struktur ihrer Aktien und ihre Finanzierung anbelangt.

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