David Chapman, MGI Securities, 03.10.2014

Der US-Dollar ist in die Höhe geschossen. Seit seinem Tief im Mai 2014 – wo der US-Dollar-Index unter der Marke von 79 Punkten notierte – ist der Dollar um fast 9% auf über 86 Punkte gestiegen.

Wenn der US-Dollar steigt, müssen andere Währungen fallen. Der Euro hat fast 10% verloren, der Japanische Yen ist um 7% gefallen, und das Britische Pfund hat rund 6% eingebüßt. Diese drei Währungen repräsentieren 57,6% (Euro), 13,6% (Yen) und 11,9% (Pfund) des US-Dollar-Indexes. Der Kanadische Dollar fließt zu 9,1% in den Index mit ein. Die kanadische Währung hat gegenüber dem US-Dollar um 5% nachgegeben.

Und ja, Gold ist im selben Zeitraum um rund 10% gefallen. Gold gehört zwar nicht zum US-Dollar-Index, aber viele erachten das gelbe Metall als eine alternative Währung.

Wenn wir uns den Langfrist-Chart des US-Dollar-Indexes anschauen, sieht es gar nicht so aus, als würde der US-Dollar gerade in die Höhe schießen. Auf dem Chart ist zu sehen, dass der US-Dollar gerade aus einem 7-Punkte-Konsolidierungsmuster ausbrechen könnte. Das wäre nicht das erste Mal. Das letzte Mal, als er aus einem lange anhaltenden Bodenbildungsprozess ausbrach, war nach der Phase von 1987 bis 1997. Der Ausbruch fand dann im Februar 1997 statt und hatte ein Preisziel von 121 Punkten. Das Hoch des US-Dollar-Indexes wurde dann im Januar 2002 mit 120,8 Punkten getroffen.

Die aktuelle, langanhaltende Bodenbildungsphase begann 2004. Noch einmal: Es sieht so aus, als würde es zehn Jahre später zu einem Ausbruch kommen. Das aktuelle Kursziel liegt bei 104,75 Punkten. Bei 92 Punkten könnte ein bedeutsamer Widerstand verlaufen – die lange Abwärtstrendlinie, die vom Hoch von 1985 ihren Anfang nimmt und auf das Hoch von 2002 trifft.

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Sollte diese Einschätzung richtig sein, ginge dies für alle Währungen, die den US-Dollar-Index ausmachen, mit negativen Implikationen einher. Und auf Gold hätte es ebenfalls negative Auswirkungen. Immer wenn der US-Dollar-Index Hochs ausbildete, neigte Gold dazu, Tiefs auszubilden und umgekehrt.

Der einstige US-Notenbankchef Paul Volcker sorgte ab Dezember 1979 für massive Zinsanstiege und schraubte die Zinssätze in der Spitze auf bis zu 20% in die Höhe. Gold bildete im Januar 1980 mit rund USD 850 pro Unze sein Hoch aus. Im September 1985 wurde der Plaza-Akkord vereinbart, um dem drastischen Anstieg des US-Dollars zu begegnen. Gold bildete im Februar 1985 im Bereich von USD 280 pro Unze sein Tief aus.

Das nächste wichtige Ereignis für den US-Dollar war der Louvre-Akkord im Februar 1987. Das Ziel des Louvre-Akkords war es, die internationalen Währungsmärkte zu stabilisieren und den zu jener Zeit heftigen Einbruch des US-Dollars einzugrenzen. Gold bildete im Dezember 1987 mit rund USD 500 pro Unze sein Hoch aus. Der Reverse-Plaza-Akkord von 1995 zielte darauf ab, die japanische Wirtschaft zu retten, die aufgrund eines drastischen Anstiegs des Japanischen Yens unter extremem Druck stand. Gold bildete im Februar 1996 bei rund USD 418 pro Unze ein Hoch aus.

Im Februar 2001 bildete Gold dann sein säkulares Tief aus – das war ungefähr ein Jahr, bevor es beim US-Dollar-Index zu einem Hoch kam (Januar 2002). Zu jener Zeit gab es keinen bestimmten Akkord, aber es war der Zeitpunkt, wo der Euro geschaffen wurde (1999), obwohl die Euro-Noten und Münzen erst 2002 in Umlauf kamen. Der Anstieg des Euros ging mit einem langanhaltenden Wertverfall des US-Dollars einher. Gold bildete im September 2011 sein Hoch aus, nachdem der US-Dollar-Index im Februar 2011 (also kurze Zeit vorher) sein bisher finales Tief von 73 Punkten erreichte.

Was treibt den US-Dollar eigentlich auf neue Hochs? Nun ja, das geht gar nicht so sehr auf eine Dollar-Stärke zurück, sondern hängt mit dem schwachen Euro zusammen. Die EU-Wirtschaft zeigt erste Hinweise auf den Beginn einer neuen Wirtschaftsrezession, während sich die US-Wirtschaft mit geringem Wachstum weiterhin über Wasser zu halten scheint. Japan taucht zurzeit auch wieder in eine Rezession ab. Und es gibt anhaltende Gerüchte, dass die USA die Zinsen wieder anheben werden.

In der Europäischen Union ist das nicht der Fall, dort hat man aktuell sogar negative Zinsraten. Und in Japan liegen die Zinssätze ebenfalls auf Rekordtiefs. Die langlaufenden Zinssätze der USA liegen weiterhin über denen der EU und von Japan. Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine sind für die EU aufgrund der Sanktionen gegen Russland negativ. Die Spannungen zwischen China und Japan (Streitigkeiten um südlich und westlich vor China liegende Gewässer) sind für Japan ebenfalls negativ.

Ist das Szenario, das von Goldman Sachs und anderen verbreitet wird – das Gold auf USD 1.050 pro Unze fällt – überhaupt möglich? Ja, es ist möglich. Die Europäische Union und Japan treten gegenwärtig in bedeutende deflationäre Zyklen ein und der US-Dollar verwandelt sich gerade in den Hauptbegünstigten dieser Entwicklung. Die größte Sorge in einem Deflations-Zyklus ist die Insolvenz.

Und obwohl US-Staatsanleihen die Hauptprofiteure des Ansturms auf den US-Dollar gewesen sind, ist es interessant, dass schwächere Kreditpapiere sogar an Wert verlieren, während der Wert von US-Staatsanleihen weiter steigt. Es gibt zahlreiche Sorgen bezüglich einer möglichen Insolvenz der Eurozone und Japans. Die Sanktionen gegen Russland haben zu einem Handelskrieg geführt. Und normalerweise hätte man eigentlich aus der Großen Depression lernen müssen, dass es bei Handelskriegen keine Gewinner, sondern nur Verlierer gibt. Nun ja, vielleicht haben sie wirklich nichts dazugelernt.

Schulden sind solange in Ordnung, wie sie bedient werden können. Aber die Schuldenniveaus in der westlichen Welt haben mittlerweile potenziell katastrophale Ausmaße angenommen. Die USA haben ein Gesamtschulden/BIP-Verhältnis von rund 350%. Das offizielle US-Schuldenniveau liegt laut dem Federal Reserve Board bei rund USD 58 Billionen und steht einem US-BIP von USD 16,6 Billionen gegenüber. Darüber hinaus haben die USA auch noch nichtfinanzierte Verbindlichkeiten von rund USD 116 Billionen.

Japans Gesamtschulden/BIP-Verhältnis liegt bei rund 650% und das der Eurozone bei 450%, bei Großbritannien liegt es auf einem ähnlichen Niveau. Die Gesamtschulden/BIP-Verhältnisse der OECD-Länder liegen insgesamt bei über 400%. In den 1990er Jahren lag das Gesamtschulden/BIP-Verhältnis der OECD-Länder im Schnitt bei unter 200%. Diese Schulden sind es, die dem nächsten Kollaps den Boden bereiten, speziell vor dem Hintergrund der geringen Sparquoten in den meisten OECD-Ländern.

Und obschon es so aussieht, als würde der US-Dollar nun eine Rally hinlegen, könnte hier gerade der nächste US-Dollar-Kollaps entstehen. Der US-Dollar wird speziell von Russland und China attackiert.

Gold ist jetzt billig, und in diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Gold während der deflationären 1930er Jahre stieg, als Roosevelt 1933 den Goldpreis anhob und die Goldminenaktien über 400% in die Höhe schossen, während der Dow Jones Industrial Average fast 90% an Wert verlor.

Netdania.com---US-Dollar-vs.-Gold-spot
Netdania.com – US-Dollar-Index auf Monatsbasis vs. Gold in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

Gold wird durch Angst angeheizt, und zwar durch die Angst vor einem Währungszusammenbruch. Aktuell ist der US-Dollar der Profiteur, doch wenn der US-Dollar eine Trendwende einleitet, so wie es auch 1985 und 2002 der Fall war, schießt Gold drastisch in die Höhe. Die letzten drastischen Anstiege beim US-Dollar dauerten im Schnitt 5 bis 6 Jahre. Dieses Mal dürfte der Zyklus aber beträchtlich kürzer ausfallen, wenn man sich den zunehmenden Druck vor Augen hält, der von den Sanktionen gegen Russland ausgeht.

Laut Michael Kosares ist China der Auffassung, dass Gold derzeit das Schnäppchen des Jahrhunderts ist. China will so viel Gold als Währungsreserve halten wie die USA. Die USA halten aktuell 8.133,5 Tonnen Gold (261,5 Millionen Unzen). China verfügt zurzeit über rund USD 4 Billionen an Devisenreserven.

Zum aktuellen Goldpreis von USD 1.225 pro Unze könnte China die gesamten Goldreserven der USA für USD 320 Milliarden aufkaufen. Das entspricht gerade einmal rund 8% der chinesischen Devisenreserven. China könnte die Goldreserven aller weltweiten Zentralbanken aufkaufen und bräuchte dafür lediglich 32% seiner Devisenreserven. China benötigte lediglich 2% seiner Devisenreserven, um all das Gold aufzukaufen, das von börsennotierten Fonds gehalten wird. All diese Daten legen nahe, dass Gold aktuell ein massiv unterbewerteter Vermögenswert ist.

Der aktuelle Anstieg des US-Dollars verlief fast senkrecht, ohne dass es groß zu einer Korrekturbewegung gekommen wäre. Auf eine gewaltsame Aufwärtsbewegung des US-Dollars könnte eine heftige Korrektur folgen, und zwar schon in nächster Zeit. Man sollte aufmerksam mitverfolgen, wie Gold auf solche eine Korrektur reagiert.

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