Dan Norcini, Trader Dan Norcini, 13.11.2014

Falls Sie bisher noch keine Gelegenheit dazu hatten, sich den jüngsten Bericht des World Gold Council über den aktuellen Goldmarkt durchzulesen, würde ich Ihnen dringend ans Herz legen, das zu tun. Es ist wirklich ein exzellenter und sehr aufschlussreicher Bericht.

Ich hatte den Bericht über die börsennotierten Goldfonds (Gold-ETFs) ja bereits kommentiert, und nachdem ich den Chart der physischen Goldbestände des weltgrößten börsennotierten Goldfonds (GLD) heute aktualisiert habe, haben wir nun eine weitere Bestätigung dafür, dass der Bericht des World Gold Council richtig ist. Das World Gold Council ist zu genau derselben Einschätzung gelangt, die wir auch hier vertreten, nämlich dass aktuell Gelder aus dem GLD abgezogen werden, um in anderen Investmentbereichen eingesetzt zu werden, wo bessere Renditen erzielt werden können, speziell im Aktiensektor.

Seit dem großen Gewinntag von Gold in der letzten Wochen (07.11.2014) – als es bei dem Metall zu einer enormen Short-Covering-Explosion kam, nachdem die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wurden –, ist es beim GLD zu anhaltenden Goldabflüssen gekommen. Mit anderen Worten: Die Anleger haben den Goldpreisanstieg dazu genutzt, aus Gold auszusteigen und die Gelder in andere Dinge zu investieren.

Im Folgenden sehen Sie den aktualisierten Chart der GLD-Goldbestände und er ist echt der Hammer. Seit Donnerstag letzter Woche – also seit dem dem Tag vor dem jüngsten starken Preisanstieg – sind beim GLD weitere 12 Tonnen Gold liquidiert worden. Der GLD hält gegenwärtig 720,62 Tonnen Gold – das ist das niedrigste Niveau seit September 2008. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Goldbestände des GLD somit wieder auf Niveaus notieren, die wir zuletzt vor dem Beginn irgendwelcher QE-Programme der US-Notenbank sahen.

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Mit Stand zum 13.11.2014 hat der ETF also allein in diesem Jahr atemberaubende 77,6 Tonnen Gold verloren. Das kann man drehen und wenden wie man will – das ist jede Menge Gold.

Und ich habe in den letzten paar Jahren ja immer wieder darauf hingewiesen, dass der Markt zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinerlei Inflationssorgen hat, weshalb es aktuell natürlich auch keine Goldkäufe gibt, die darauf abzielen, sich vor der Inflation zu schützen.

Schauen Sie sich nur das heutige Blutbad bei Rohöl und anderen flüssigen Energieträgern an! Der Rohölpreis ist komplett eingebrochen, da die Welt derzeit in dieser schwarzen Brühe versinkt. Die Auswirkungen, die von diesem wichtigen Markt ausgehen, zeigen sich natürlich in den verschiedenen Rohstoff-Indizes.

Der nächste Chart ist der Goldman Sachs Commodity Index. Dieser Rohstoffindex ist heute auf ein neues 51-Monatstief gefallen! Das letzte Mal, als dieser Index so niedrig notierte, war im September 2010!

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Schauen Sie sich nur den Preis für bleifreies Benzin an. Ich erinnere mich noch, dass ich den Chart vor kurzem veröffentlichte und mir dabei dachte, dass es zu einem Preissturz kommen könnte – ich hätte mir jedoch nie vorstellen können, dass das so schnell vonstattengeht. Das ist ein wahrer Glücksfall für die gesamte Transportbranche und den Verbraucher!

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Diese Preisrückgänge bei Rohöl und Benzin kommen für die Einzelhändler natürlich zum perfekten Zeitpunkt, da die US-Verbraucher genau in der Phase mehr Geld in die Hand bekommen, wo die Weihnachts-Einkaufssaison vor der Tür steht. Kein Wunder, dass sich die Einzelhandelsaktien derzeit so entwickeln, wie sie sich entwickeln!

Und ich glaube auch, dass dieser Preisverfall bei Rohöl und Benzin mit dafür verantwortlich ist, dass sich der Rindermarkt nach wie vor weigert, einzubrechen. Meine Leser wissen ja, dass ich davon ausgegangen bin, dass der Schweinefleischpreis und der Rindfleischpreis im vierten Quartal dieses Jahres und mit Sicherheit im ersten Quartal nächsten Jahren fallen würden. Der Schweinefleischpreis ist bereits etwas zurückgegangen, der Preis für Rindfleisch auch, letzterer aber nur geringfügig.

Ich war der Auffassung, dass die Wirtschaft für die Verbraucher einfach zu schwach war, als dass sie Geld gehabt hätten, um sich die auf Rekordniveaus verharrenden Rindfleischpreise leisten zu können, speziell vor dem Hintergrund des billigen Schweine- und Hühnerfleisches. Der Rindfleischmarkt profitiert aber von diesen unglaublich billigen Benzinpreisen, da den Verbrauchern dadurch wieder Geld in die Taschen gespült wird, das sie für andere Dinge ausgeben können.

Im Ergebnis sind die Händler in der Lage gewesen, die Großhandelspreise für Rindfleisch weiter in die Höhe zu treiben – und bisher sind die Einzelhändler und Lebensmittelfirmen auch bereit gewesen, diese hohen Preise zu zahlen. Offensichtlich werden sie das Fleisch los, auch bei einem hohen Preis. Dank des billigen Benzins scheint es fast so, als wäre die Rindfleischnachfrage unelastisch.

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Schauen Sie sich den Rindfleischmarkt an – das ist eine unglaublich starke Rally! Ich beobachte diese Entwicklung seit geraumer Zeit und halte nach Hinweisen auf ein Hoch Ausschau, aber die Fonds haben das Ruder in der Hand und treiben den Markt mit all ihrer Kraft weiter in die Höhe. Solange sich beim Endverbraucher keine Widerstände zeigen, haben die Rindfleischproduzenten das Heft in der Hand und zwingen den weiterverarbeitenden Unternehmen diese hohen Preise auf, obwohl die Käufer dadurch aktuell wohl um die USD 100 pro Tier verlieren dürften. Toll, wenn man solche exzellenten Renditen erzielen kann.

Noch ein kurzer Kommentar zu Gold: Der Goldpreis macht nach wie vor nichts und ist in einer fixen Handelsspanne gefangen. Der Goldpreis wird durch Käufe gestützt, bei denen die Investoren aufgrund des anhaltenden Schlamassels in der Ukraine nach sicheren Häfen Ausschau halten, während durch die Stärke des US-Dollars der Abwärtsdruck auf den Goldpreis aufrechterhalten wird. Ich gehe davon aus, dass dieses Kräftemessen noch eine Weile anhalten wird, bis wir irgendwelche substantiellen Fundamentaldaten erhalten, die den Goldpreis in irgendeine Richtung treiben werden.

Die Goldminenaktien liefern uns derzeit auch keinerlei Hinweise bezüglich der Goldpreisentwicklung, da es nach dem Eintagswunder bei den Minentiteln von letzter Woche zu keinen weiteren Anstiegen gekommen ist.

Kupfer notiert jetzt bei unter USD 3,00 und das ist meines Erachtens eine ziemlich große Sache, speziell wenn der Kupferpreis unter dieser Preismarke verharren sollte.

Und dann ist der Japanische Yen am Donnerstag gegenüber dem US-Dollar mit einem neuen 7-Jahrestief in den Handel gegangen:

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Als Trader muss man versuchen, all die verschiedenen Strömungen, die die von uns gehandelten Märkte beeinflussen, zu verstehen und zu begreifen, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf den Preis haben werden. In dem jetzigen Umfeld – wo der Gesamttrend bei den Rohstoffen nach unten weißt – bin ich bei den Rallys bestimmter Rohstoffsektoren ziemlich skeptisch. Natürlich muss man die Chartentwicklung respektieren, aber ich frage mich dann schon, ob diese Rallys tatsächlich lange anhalten können. Bisher sind die Märkte für Rinder und Sojamehl die einzigen beiden Ausnahmen gewesen … aber ich frage mich, wie lange diese Anstiege entgegen des Makrotrends bei den Rohstoffen noch anhalten können.

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