David Tablish, Rambus1.com, 28.11.2014

Im Folgenden würde ich Ihnen gerne ein paar aktualisierte Rohöl-Charts zeigen, die ich bereits vor ein paar Wochen veröffentlicht hatte, als Öl aus seinem mehrjährigen dreieckigen 5-Punkte-Umkehrmuster ausbrach.

Bevor wir auf das große Ganze blicken, möchte ich Ihnen einen kurzfristigen Tageschart zeigen, bei dem es einen interessanten Handelstag gab. Es gibt verschiedene Dinge, auf die wir achten, wenn es bei einem Wert so aussieht, als würde es zu einem Ausbruch kommen.

Zunächst einmal ist es schön, wenn es zu einem Anstieg des Handelsvolumens kommt, doch manchmal geschieht auch das erst einen oder zwei Tage später. Zweitens ist es immer toll, wenn man genau an dem Punkt eine Trading-Lücke sieht, wo man eigentlich mit einem Ausbruch gerechnet hat. Man erhält ein klein wenig mehr Vertrauen, wenn man einen Ausbruch antizipiert hat und dieser dann genau dort stattfindet, wo er stattfinden soll.

Und das Dritte ist, dass ich gerne einen langen Kerzenchart sehe, bei dem es zu einer starken Kursbewegung kommt und viel Boden gutgemacht wird. Das sagt uns nämlich – hier im Falle von Rohöl –, dass keine Bullen mehr übrig sind, um die Stützungszone zu verteidigen. Die Bullen ziehen sich dann en masse zurück, um nach der nächsten Stützungszone Ausschau zu halten, die es dann zu verteidigen gilt. In einem Bärenmarkt können die Bullen im Grunde immer nur kurzzeitig kleine Stützungen etablieren, da der Makrotrend nach unten weist und sie kurze Zeit später wieder von den Bären überrannt werden, was auf dem folgenden Ölpreischart auf Tagesbasis deutlich zu erkennen ist:

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Der nächste Chart ist ein Wochenchart, auf dem zu sehen ist, wie der Ölpreis von der unteren Stützungslinie des bärischen 5-Punkte-Dreiecks kurz nach oben wegsprang, nur um daraufhin in die Tiefe zu stürzen (grüner Kreis). Wenn Sie sich die Preisentwicklung einmal im Detail ansehen, stellen Sie fest, dass Öl die untere Stützungslinie drei Wochen lang testete und diese Stützung während dieser Phase hielt. Und darauf folgte dann der Einbruch, bei dem der Preis die Stützungslinie durchbrach, als ob es sie gar nicht geben würde.

Schaut man sich diese Kursentwicklung ganz genau an, stellt man fest, dass es auch einen kurzen Backtest gab, bevor der aktuelle Abwärtsimpuls an Fahrt aufnahm. Der Tageschart dieses Ausbruchsbereichs zeigt uns den Ausbruch und den Backtest noch deutlicher. Ich habe die untere Stützungslinie des Dreiecksmusters absichtlich dünn eingezeichnet, damit man den Ausbruch und den Backtest noch deutlicher erkennen kann:

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Der nächste Ölpreischart ist ein langfristiger Tageschart, der alle einzelnen Chartmuster seit 2006 zeigt. Auf diesem Chart ist der wundervolle parabolische Ölpreisanstieg von 2007 und 2008 zu sehen, der für Chartisten wie mich natürlich ein Traum ist. Es gibt im Grunde nichts Aufregenderes, als bei einem parabolischen Preisausbruch mit dabei zu sein.

Nach dem Preistief Ende 2008 und 2009 legte Öl eine ordentliche Rally hin und bildete dabei als Zwischenmuster einen roten Diamanten aus, bei dem auch das Hoch von 2011 etabliert wurde. Das war der Punkt, wo praktisch alle Rohstoffe ihr Hoch etablierten, auch Gold und Silber. Ich würde damit rechnen, dass wir nun im Rahmen des aktuellen Kursrückgangs einige umgekehrt symmetrische Kursentwicklungen sehen werden, die den Anstiegen auf das Hoch von 2011 ähneln.

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Der nächste Chart zeigt eine völlig andere Perspektive des Ölpreises. Diesem Chart folge ich bereits seit Jahren, und zwar seit dem Zeitpunkt, als die Nackenlinie offensichtlich wurde. Schauen Sie sich bitte an, wie oft diese Nackenlinie touchiert wurde. Darüber hinaus kann man auch den Ausbruch und den Backtest an dieser Nackenlinie erkennen, was unseren jüngsten Abwärtsimpuls einleitete.

Wenn wir uns die linke Seite des Charts und die vom Tief 2008 ausgehende Rally anschauen, sehen wir, dass es jetzt, während sich dieser Rückgang immer stärker intensiviert, praktisch keine Widerstände mehr gibt. Es ist möglich, dass es an irgendeinem Punkt dieses Abwärtsimpulses zu einer Art von Konsolidierungsmuster kommt. Vielleicht wird dieses Konsolidierungsmuster dann anzeigen, dass wir die Hälfte dieses bedeutenden Rückgangs hinter uns gebracht haben.

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Lassen wir diesen Chart einfach mal für sich selbst sprechen:

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Es ist eine ganze Weile her, seit wir uns das letzte Mal den Chart für bleifreies Benzin (GASO) angesehen habe. Im Grunde folgt dieser Chart dem Ölpreis. Hier ist es am Freitag zu einem Ausbruch aus einer bärischen fallenden 8-Punkte-Flagge gekommen:

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Als der Benzinpreis aus seinem großen rechteckigen 5-Punkte-Umkehrmuster ausbrach, hatte ich das Preisziel ermittelt, indem ich die Höhe des großen Rechtecks genommen hatte und sie dann dem Ausbruchspunkt hinzufügte. So kam ich auf ein Preisziel von USD 1,81. Normalerweise wäre das der Bereich, wo man nach irgendeiner Art von Erholung Ausschau hält, der dann gegebenenfalls wieder ein steiler Rückgang folgt. Der Rohölpreis dürfte hier wohl die Richtung vorgeben.

Sollte es dem Benzinpreis nicht gelingen, wieder an die Stützungslinie heranzukommen, wäre das ein Hinweis darauf, dass der Benzinpreis schneller fallen will, als die Meisten annehmen. Wir müssen uns die Kursentwicklung im Bereich von USD 1,80 einfach weiter anschauen, um zu sehen, wie der Benzinpreis mit dieser unteren Stützungslinie interagiert. Interessant ist auch die Symmetrie des Rückgangs im Vergleich zur Rally von 2010 bis 2011 (rote Pfeile):

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Ich glaube das der Öl-Komplex nur ein Puzzlesteinchen ist, das mit zu der Deflationsspirale beiträgt, und es sieht so aus, als sei diese Deflationsspirale bereits im Gang. Wenn man alle einzelnen Aspekte zusammennimmt und sich die langfristigen Rohstoffcharts und die langfristigen Währungscharts anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass wir uns bereits in einer Deflationsspirale befinden. Wenn diese Deflationsspirale richtig an Fahrt aufnimmt, werden natürlich alle darüber diskutieren und das Ganze mitverfolgen, aber sie haben keine Ahnung, dass die Entwicklung heute bereits voll im Gang ist.

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