Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 04.12.2014

Die Finanzkrise in Griechenland brach exakt an dem Tag aus, den unser Modell für den Beginn der Staatsschuldenkrise ausgewiesen hatte. Das war einfach nur atemberaubend, da wir dieses Datum im Jahr 1985 als den idealen Zeitpunkt für den Ausbruch prognostizierten. Es ist immer wieder faszinierend, zu sehen, wie exakt die Weltwirtschaft in Wahrheit ist – diese merkwürdige, verborgene Ordnung, die sich unter der Oberfläche überzeugender Illusionen des Chaos verbirgt.

Ich hatte ja gesagt, dass die europäischen Schulden hätten vereinheitlicht werden müssen. Dass sie dabei gescheitert sind, ist der entscheidende Punkt, um den es bei dieser Krise geht. Diese Menschen haben überhaupt keine Ahnung von Währungen. Sie nehmen fälschlicherweise an, dass eine starke Währung bullisch für ein Land sei. Durch eine starke Währung kommt aber die Deflation ins Spiel, da die Schuldenrückzahlung real teurer wird.

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Man machte mich ja auch für den Beginn des Übernahme-Booms der 1980er Jahre verantwortlich, um den aus auch in dem Film Wall Street geht. Was die Menschen dabei nicht begreifen, ist die Tatsache, dass die von mir begleiteten internationalen Übernahmen auf Währungsentwicklungen basierten. Ich strukturierte die Kreditaufnahme in einer Währung, die gegenüber der Währung, in der die Vermögenswerte existierten, an Wert verlieren würde. Dadurch wandelte ich Schulden in arbeitende Vermögenswerte um. So konnte man sich in einer abwertenden Währung verschulden und seine Kosten dadurch um 40% senken. Die Leute sind ausgeflippt, da sie von außen nicht durschauen konnte, was wir trieben, und wir dieses Geheimnis gut hüteten.

In Europa läuft es genau andersherum – beim Beitritt von Südeuropa zur Eurozone kam es exakt zu den gegenteiligen Ergebnissen. Während der Euro im Wert zulegte, nahmen auch die realen Kosten ihrer Staatsschulden zu. Der Euro stieg von USD 0,82 im Jahr 2000 auf USD 1,60 im Jahr 2008. Aus historischer Sicht kam es bei den zuvor akkumulierten Staatsschulden also fast zu einer Verdopplung. Das war extrem deflationär.

Es bestand keinerlei Aussicht darauf, dass die Eurozone unter solchen Rahmenbedingungen überleben würde. Das Problem, mit dem wir es hier zu tun haben, ist eindeutig. Die Staaten werden aber von Rechtsanwälten gesteuert und von Akademikern beraten, die null Trading-Erfahrung aufweisen. Jeder, der im Devisenhandel tätig ist, hätte innerhalb von 3 Sekunden begriffen, was los ist – also der Zeitspanne, die es heutzutage braucht, bis ein Polizist einen Bürger abknallt.

Griechenland benötigt jetzt ungeachtet der EUR 240 Milliarden, die es bereits erhalten hat, händeringend weitere Kredite, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sie die Sache mit dem Euro komplett verrissen haben. Griechenland befindet sich auf dem Weg in die offizielle Staatspleite, da den Menschen ihre Zukunft von den Politikern gestohlen wurde, die jetzt versuchen, ihre persönliche Machtergreifung in Brüssel weiter zu zementieren.

Die Troika nennt es einen Übergangsprozess, nichtsdestotrotz müssen alle Parlamente der Eurozone den neuen Hilfen zustimmen. Man kann davon ausgehen, dass dieses Hilfsprogramm angenommen wird, weil es schlicht eine Tatsache ist, dass sie über keine anderen ihnen bekannten Alternativen verfügen. Sie machen also weiter wie bisher, ohne dass sie die treibende Kraft verstehen, die hinter dieser Wirtschaftskatastrophe steht.

Brüssel und der Internationale Währungsfonds werden diese Maßnahmen noch vor den Weihnachtsferien durchpeitschen, ohne dass es irgendwelche bedeutenden Debatten dazu geben wird. Sie müssen ihr entsetzliches Scheitern irgendwie vertuschen.

Es ist davon auszugehen, dass das internationale Kreditprogramm für Griechenland über das laufende Jahr hinaus verlängert werden wird. Die letzte Zahlung des laufenden Kreditprogramms steht aufgrund von Unstimmigkeiten bezüglich der Fiskalpolitik von Athen ebenfalls in Frage und selbst nach der bevorstehenden Rentenreform werden die Griechen nicht in der Lage sein, die Kredite zu bedienen. Die Troika – die Europäische Union, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds – sind nicht einmal in der Lage, das Ausmaß der sich hier gerade abspielenden Ereignisse zu erfassen.

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Für die Eurokrise scheint es aufgrund der schwerwiegenden Fehler beim Design des Euros kaum Hoffnung zu geben. Während wir uns nun dem Jahr 2015 nähern, scheint es für den Euro gegenüber dem steigenden Dollar kaum Hoffnung zu geben. Dieser Anstieg des Dollars wird in den USA deflationäre Folgen haben und überdies den Netto-Realwert der in Dollar denominierten Schulden all jener erhöhen, die in zahllosen anderen Währungsräumen Dollarschulden ausgegeben haben, um Zinsen zu sparen.

Die Ansteckung wird sich im nächsten Jahr ausbreiten, und nach Herbst 2015 werden wir einen Abschwung sehen, der für diese Leute, denen jegliches Verständnis bezüglich der Währungen und der Weltwirtschaft fehlt, extrem verwirrend sein wird.

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