555 Billionen Gründe, warum die Zentralbanken eine Normalisierung der Zinsen nicht vorantreiben werden

Graham Summers, Phoenix Capital Research, 14.01.2015

Die größte Frage, die Investor gegenwärtig beschäftigt, ist, ob die Zinsen in 2015 steigen werden oder nicht.

Sicher, die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könnte die Zinsen dieses Jahr durchaus um einen bestimmten Betrag anheben, doch wird diese Zinserhöhung lediglich symbolischer Natur sein. Angesichts der Tatsache, dass es über USD 100 Billionen an Anleihen gibt und über USD 555 Billionen an mit Zinsensätzen in Zusammenhang stehende Finanzderivate – Zinsderivate, deren Basiswerte Zinssätze sind –, wird die Fed eine Normalisierung bei den Zinssätzen keinesfalls zulassen.

Fakt ist, dass das vom ehemaligen Fed-Vorsitzende Ben Bernanke im letzten Jahr während eines Mittagessens mit verschiedenen Hedge Fonds hinter verschlossenen Türen eingeräumt wurde. Er sagte, dass sich die Zinssätze zu seinen „Lebzeiten“ nicht mehr normalisieren würden.

Es könnte also durchaus sein, dass die Fed den Leitzins von 0,25% auf sagen wir 0,3% oder vielleicht sogar 0,5% anhebt, das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Fed auch eine Phase geldpolitischer Straffungsmaßnahmen einleitet.

Der Grund dafür ist simpel: Jedwede Normalisierung der Zinssätze würde zum Zusammenbruch des Anleihemarkts führen.

Fakt ist, dass weite Teile des Planeten – speziell die westlichen Industrienationen – bis zur Halskrause verschuldet sind. Und wir dürfen ja nicht vergessen, dass wir hier lediglich von der offiziellen Staatsverschuldung sprechen. Wenn wir hier noch die nichtfinanzierten Verbindlichkeiten der Staaten mit hinzurechnen, kommen die USA, die meisten europäischen Länder, Japan und sogar China auf Schulden/BIP-Verhältnisse von weit über 300%.

In den USA bedeutet ein Zinsanstieg von 1%, dass pro Jahr zusätzliche USD 100 Milliarden an Zinszahlungen zu leisten sind. Die USA weisen aber heute bereits ein Haushaltsdefizit aus – der Staat gibt also mehr aus, als er über Steuern einnimmt – und haben schon innerhalb letzten 20 Jahre die meiste Zeit über Haushaltsdefizite aufgetürmt.

Das Haushaltsdefizit ließe sich sicherlich noch ausweiten, um die Anstiege bei den Zinszahlungen zu finanzieren, aber da die USA heute bereits neue Schulden ausgeben müssen, um alte endfällige Schulden zu finanzieren, handelt es sich dabei um ein waghalsiges Unterfangen. Genau zu diesem Zweck – also der Prolongierung endfälliger Staatsschulden – haben die USA innerhalb von 8 Wochen über USD 1 Billion an neuen Staatsschulden ausgegeben.

Die Realität sieht daher wie folgt aus:

1. Die Anleiheblase ist die größte Spekulationsblase in der Menschheitsgeschichte – eine Spekulationsblase, die selbst die Immobilienblase vor 10 Jahren übersteigt.
2. Zu der Anleiheblase gehört auch die Geldpolitik-Blase der Zentralbanken. Jede einzelne Zentralbank konzentriert sich mit ihrer Geldpolitik darauf, die Anleiheblase vor dem Platzen und die systemrelevanten Banken mit den größten von Zinsderivaten ausgehenden Risiken vor dem Untergang zu bewahren.
3. Wenn die Anleiheblase platzt, werden ganze Nationen stürzen und auch die Zentralbanken selbst wird es in den Abgrund reißen. Draghi, Yellen, Kuroda und andere werden daher alles in ihrer Macht stehende tun, um zu verhindern, dass das System, das sie an die Spitze der wirtschaftlichen Nahrungskette gebracht hat, zusammenbricht – ganz gleich, mit welchen Kosten dies für die Normalbürger verbunden ist.
4. Die Zinssätze werden erste dann in bedeutendem Umfang steigen, wenn die Anleiheblase geplatzt ist. Hier und da mögen die Zinssätze vielleicht symbolisch angehoben werden, aber aufgrund der über USD 555 Billionen an Zinsderivaten, die weltweit im Finanzsystem herumschwirren, können Sie sich sicher sein, dass die Zentralbanken die Zinsen niemals in einer Gewaltaktion massiv anheben werden.
5. Diese Anleiheblase verhält sich genauso wie alle anderen Spekulationsblasen auch – am Ende wird sie platzen, ganz gleich, was die Zentralbanken unternehmen. Und wenn diese Blase platzt, wird sich herausstellen, dass alles, was wir heute über das moderne Finanzsystem wissen, ein Irrtum war und einzig auf der Annahme beruhte, dass die Zentralbanken über die Fähigkeit verfügen, das System unter Kontrolle zu halten.

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