Der Euro war am heutigen Handelstag zwischenzeitlich so billig wie seit November 2003 nicht mehr. Der Eurogoldpreis jagt unterdessen auf ein neues 19-Monatshoch

Propagandafront.de, 15.01.2015

Die europäische Einheitswährung ist am Donnerstag gegenüber dem US-Dollar zwischenzeitlich auf ein 11-Jahrestief gefallen und rutschte in der Spitze auf bis zu USD 1,1575 ab. Die jüngsten Verwerfungen an den Währungsmärkten wurden dieses Mal von der Schweizer Nationalbank ausgelöst, die die Währungskopplung des Schweizer Franken an den Euro heute überraschend aufgegeben hat.

3 Jahre lange hatten die schweizerischen Notenbanker den Franken zu einem Kurs von CHF 1,20 an die scheiternde europäische Weichwährung gekoppelt. Um eine drastische Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro zu verhindern, musste die SNB hunderte Milliarden an Euros aufkaufen. Nach der Meldung brach der Euro kurzzeitig auf das Allzeittief von CHF 0,8597 ein.

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Netdania.com – Euro in Schweizer Franken auf Monatsbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Aber der Schweizer Franken ist nicht die Weltreservewährung, sondern das ist gegenwärtig immer noch der US-Dollar – und gegenüber dem US-Dollar ist der Euro heute nach dieser Meldung zwischenzeitlich so stark eingebrochen wie seit November 2003 nicht mehr!

Die Talfahrt der europäischen Einheitswährung setzt sich ungebremst fort, und es sollte niemanden wundern, wenn der Euro aufgrund der anhaltenden Währungs-, Finanz- und Wirtschaftskrise im Euroraum in den kommenden Monaten Kurs auf Marken wie USD 1,10 und USD 1,05 nimmt.

Die Notenbanker der Europäischen Zentralbank und die EU-Institutionen haben in den letzten Tagen und Wochen unmissverständlich klargemacht, dass sie das gescheiterte europäische Währungsprojekt mit allen Mitteln verteidigen werden. Zu diesen Mitteln gehören beispielsweise die rund EUR 3 Billionen Bargeld und Spareinlagen deutscher Privatpersonen und Unternehmen.

Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar in den letzten 9 Monaten rund 16% an Wert verloren. Der Außenwertverlust deutscher Spareinlagen beläuft sich somit bisher bereits auf rund USD 400 Milliarden! Für dieses Geld könnte man über 90 Berliner Großflughäfen in den Sand setzen!

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Netdania.com – Euro in US-Dollars auf Monatsbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Der Außenwert des Euros wird von den politischen Entscheidungsträgern und den verantwortlichen Notenbankern absichtlich torpediert. Für die Pleiteländer an den Rändern der Eurozone ist der Euro immer noch viel zu stark. Sie hatten ihre Haushaltsdefizite in der Vergangenheit immer über die Währungsentwertung finanziert – seitdem sie im Euro-Korsett gefangen sind, steht ihnen diese Möglichkeit nicht mehr offen. Deutschland könnte hingegen auch einen viel festeren Euro verkraften.

Gestern wurde ein EuGH-Gutachten veröffentlicht, wonach das geplante Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen (OMT) durch die EZB – also das Gelddrucken der Europäischen Zentralbank zum Zwecke der Staatsfinanzierung – legitim sei. Voraussetzung wäre, dass diese Käufe verhältnismäßig seien und auch begründet werden könnten.

Der CDU-Wirtschaftsexperte Klaus-Peter Willsch warf dem Generalanwalt, von dem das Gutachten stammt, vor, dass er der EZB damit einen „Blankoscheck ausgestellt“ habe, da die EZB nun nach Gutdünken Staatsschulden monetisieren könne. „Er ersetzt die rechtsstaatlich gebotene Rückbindung des Handelns der EZB an das Recht durch die Allerweltsregel ´Not kennt kein Gebot`“, so Willsch.

Der Europa-Rechtsexperte Gunnar Beck ist der Auffassung, dass der Europäische Gerichtshof parteiisch sei und immer im Sinne der EU entscheiden würde. Er bezeichnete das Gericht als eine „Schlechtwitzveranstaltung vom vermeintlichen Rechtsstaat in der EU“.

Bernd Lucke, ein Parteisprecher der AfD, zeigte sich ebenfalls skeptisch und geht nun sogar davon aus, dass das Gutachten den Weg für den Austritt Deutschlands aus der Eurozone freimachen würde. Lucke erklärte am Mittwoch auf seinem Blog:

„Das Gutachten des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum Anleiheaufkaufprogramm OMT der Europäischen Zentralbank (EZB) ebnet den Weg zu einem möglichen Euro-Austritt Deutschlands. Falls der EuGH dem Gutachten des Generalanwalts folgt, gibt es einen gravierenden Konflikt zwischen EuGH und dem Bundesverfassungsgericht. Da das Urteil des EuGH dann aus Sicht der Karlsruher Richter einer Missachtung der Verträge gleichkäme, müssten sie schlussfolgern, dass der Euro keine Stabilitätsgemeinschaft mehr ist.

Dies würde nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts die Möglichkeit eröffnen, dass Deutschland selbst aus dem Euro austritt. Der EZB ist es durch die Europäischen Verträge verboten, eine eigenständige Wirtschaftspolitik zu betreiben. Dies ist auch richtig so, denn die EZB wird durch kein Parlament kontrolliert. Der EZB ist es auch verboten, monetäre Staatsfinanzierung zu betreiben. Aber genau das tut sie, indem sie Anleihen kauft, die niemand haben will, zu Preisen, die niemand zahlen möchte und in Mengen, die niemand verdauen könnte.“

Europa rutscht immer tiefer in die Krise. Die Aussichten auf Staatsbankrotte unter den Euroländern rücken wieder zunehmend stärker in den Fokus, während die Wirtschaftskrise in weiten Teilen der Eurozone unvermindert anhält und die Politiker und Notenbanker immer panischer und verzweifelter agieren.

Dass ausgerechnet Deutschland als erstes Land aus dem Euro aussteigt, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Die Kosten für dieses Verharren in der Währungskatastrophe hat, wie eingangs dargelegt, auch der deutsche Sparer zu tragen. Es ist hingegen durchaus vorstellbar, dass andere Länder wie Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien den Austritt aus der Währungszone anführen werden.

Für den Euro sieht es jedenfalls nicht gut aus – er notiert gefährlich nahe an bärischen Todesmarken. Sicherlich könnte auch eine Konsolidierungsphase beim Euro einsetzen, doch sollten Sparer auf eine nachhaltige Erholung des Euros besser nicht hoffen – und wilde Abstürze wie heute können sich jederzeit wiederholen.

Martin Armstrong, der renommierte Wirtschaftszykliker des Beratungshauses Princeton Economics, schrieb bezüglich der Aussichten des Euros am 07.01.2015:

„Der Euro hat die bärische Jahresumkehrmarke im Bereich von USD 1,2150 unterschritten […] Die entscheidende Stützungslinie liegt bei einem Set aus doppelten bärischen Wochenumkehrmarken im Bereich von USD 1,1778. Sollte der Euro dieses Jahr auf Wochenbasis unter dieser Marke aus dem Handel gehen, wird er aller Vorausschau nach unter Dollarparität bzw. mindestens bis auf USD 1,03 fallen. Weitere bärische Wochenumkehrmarken liegen bei USD 1,1850 und USD 1,1640. Ein Wochenschlusskurs unter der Marke von USD 1,1640 wäre verheerend.

Das ist alles Teil des im Gang befindlichen Spiels. Ich hatte davor gewarnt, dass der US-Dollar steigen würde, und dieser Dollaranstieg wird im späteren Jahresverlauf auch zu einem Rückgang bei der US-Wirtschaft führen. Die Volatilität an den Märkten kehrt zurück. […] Nur ein Wochenschlusskurs über der Marke von USD 1,2510 kann den freien Fall des Euros jetzt noch vorübergehend aufhalten.“

Unterdessen schießt der Goldpreis auf Dollarbasis aber speziell auf Eurobasis durch die Decke. Am Dienstag hatte der Eurogoldpreis mit EUR 1.050 pro Unze bereits neue mehrmonatige Hochs ausgebildet und ist heute mit EUR 1.077 pro Unze auf ein neues 19-Monatshoch geschossen.

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Netdania.com – Gold in Euros auf Monatsbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Und auch in US-Dollars, der Währung, in der Gold weltweit gehandelt wird, ist das gelbe Metall heute auf ein neues 4-Monatshoch gestiegen.

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Netdania.com – Gold in US-Dollars auf Tagesbasis. Zum Vergrößern anklicken.

Die Märkte sind derzeit sehr volatil und dank der am Horizont aufziehenden Staatsschuldenkrise versprechen die kommenden Monate nicht weniger spannend zu werden.

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