Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 03.07.2015

Frage: „Ein Freund von mir arbeitet bei einem … Hedge Fonds. Er sagte, dass Sie ein Team zusammenstellen könnten, um Europa zu retten. Würden Sie so eine Aufgabe übernehmen?“

Antwort: Theoretisch ginge das. Wir könnten ein Team aus Leuten zusammenstellen, die über Erfahrung aus dem wirklichen Leben verfügen, um zu versuchen, diese Katastrophe zu stoppen. Praktisch ist es aber unmöglich, die Krise in der jetzigen Phase noch zu stoppen. Wir wären vielleicht in der Lage, das Schlimmste ein wenig abzumildern, doch was hier in Gang gesetzt wurde, muss sich entfalten. Niemand führt ohne Druck Reformen durch.

Es gibt viele qualifizierte Menschen, die über echte Erfahrungswerte verfügen und sich darum kümmern könnten. Viele von ihnen treten derzeit an unsere Firma heran und wollen bei uns mitmachen, da sie sich zur Ruhe setzen und der Gesellschaft gleichzeitig etwas zurückgeben wollen, da sie sehen, dass es für ihre Kinder und Kindeskinder nicht gut ausgehen wird.

Ungeachtet dessen müssen wir der Realität ins Auge blicken. Mario Draghi ist ein ehemaliger Goldman Sachs Banker – er wird seine Anweisungen also von ihnen entgegennehmen und nicht von mir. Christine Lagarde ist eine Rechtsanwältin, die über keinerlei Trading-Erfahrung verfügt. Darüber hinaus wurde ich vor vielen Jahren von Edmond Safra zu einem IWF-Dinner in Washington eingeladen, um mir zu zeigen, dass die Banken den IWF in der Tasche haben. Es ist daher höchst fraglich, ob der IWF überhaupt auf mich hören würde, nachdem ich ihnen gegenüber so kritisch gewesen bin.

Außerdem wird sich der IWF ausschließlich dafür einsetzen, die Anleihehalter zu schützen – sie werden sich nie für die Bevölkerung einsetzen. Sie betreiben Lobbyarbeit, um ihre Sonderziehungsrechte (SDRs) zur neuen Reservewährung zu machen und dazu wird es ab September neue Treffen geben, was mit dem Umkehrpunkt des Economic Confidence Model in Einklang steht. Für den IWF ist es also ein Machtspiel, und ich bezweifle, dass sie dieses Machtspiel aufgeben würden, um irgendjemanden zu helfen. Damit wären also bereits 2 der 3 echte Deal-Killer und der Dritte ist ein nichtgewählter Politiker.

Sicher, theoretisch könnte man sich an den Privatsektor wenden und diesen um Hilfe bitten, aber in Wahrheit sind sie heute überhaupt noch nicht bereit dazu, die weiße Flagge zu schwenken. Die beste Strategie, auf die wir jetzt noch hoffen kommen, ist, einem einzelnen Land und seiner Nationalregierung beizustehen, wenn sie in die Krise schlittern, um bei der Restrukturierung zu helfen und den Weg aus der Krise aufzuzeigen. Das ist die einzige Möglichkeit, also mittels eines Beispiels voranzugehen – vielleicht hätte man dann eine Chance, dass sich das systemweit ausbreitet, so wie es mit Großbritannien während der Großen Depression der Fall war.

Aus historischer Sicht wurden Reformen niemals von oben initiiert. Während es theoretisch Sinn machen würde, versuchen diejenigen, die sich in der Nahrungspyramide ganz oben befinden, in Wahrheit jedoch, ihre Kontrolle und Macht aufrecht zu erhalten. Daher werden sie auch die letzten sein, die ihre Niederlage eingestehen. Ein Land wie Griechenland hat alles verloren. Ein solches Land ist ein viel besserer Kandidat für Reformen, und ihr Erfolg würde dann dem Rest der Welt als Beispiel dienen. So würde ich die Möglichkeiten einschätzen, wenn ich mir die Geschichte so anschaue.

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Unser Computermodell hatte vorhergesagt, dass der Westen einen Niedergang einleiten und das Weltfinanzzentrum nach China abwandern wird. Dieser Aspekt ist Teil des derzeitigen Prozesses. Die Arroganz der Troika kommt da genau zur rechten Zeit. Es ist daher kaum vorstellbar, dass irgendein Team diesen Trend umkehren könnte. Dieser Trend wurde mit der Geburt von Bretton Woods gestartet, woraus dann der IWF hervorging. Nun ist es nicht so, dass alle Wirtschaftsaktivitäten im Westen einfach aufhören werden. Großbritannien gibt es heute auch noch, es herrscht nur nicht mehr länger über die Welt und verfügt auch nicht mehr länger über die Reservewährung. Der US-Dollar hat das Britische Pfund als Reservewährung ersetzt, und jetzt sind halt die USA mit dem Niedergang an der Reihe – dank Obama, der die wirtschaftliche Macht an China abgibt.

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