Die jüngsten IWF-Zahlen belegen, dass die Troika die griechische Wirtschaft vernichtet hat
Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 03.07.2015
Der IWF veröffentlichte Dienstag seine eigene Analyse zur griechischen Wirtschaft. Die Prognose zur Neuverschuldung wurde in den letzten Monaten weiter angehoben, und da die IWF-Analysen nie richtig sind – sie sind immer viel zu optimistisch –, bedeutet das, dass die neuesten Zahlen in Wahrheit noch viel schockierender ausfallen.
Die ganze Idee, Griechenland immer mehr Kredite zur Verfügung zu stellen und zur selben Zeit die Steuern zu erhöhen, sorgt lediglich für einen Niedergang der Wirtschaft, eine Zunahme bei den faulen Krediten und eine Verschärfung der Deflation. Das Einzige, was mit diesen Maßnahmen erreicht wird, ist, dass die Anleihehalter auf Kosten der Bevölkerung gestützt werden. Das ist der Grund, warum unsere Lösung so wichtig ist.
Die neuen Daten des IWF verdeutlichen, dass das ganze Rettungsprogramm für Griechenland auf spektakulärste Art und Weise gescheitert ist. Der jüngste IWF-Bericht kam zu dem Schluss, dass Griechenland – noch vor dem Ultimatum, das dem Land gestellt wurde – zusätzliche EUR 52 Milliarden für ein drittes sogenanntes „Rettungspaket“ benötigt. Diese notwendigen Rettungsgelder sind das Ergebnis von fast vier Jahren an vollumfänglich gescheiterten Rettungspaketen. Im Grunde haben sie Kredite vergeben, gleichzeitig aber Austerität gefordert, wodurch die Wirtschaft schrumpft und die Defizite steigen.
Die IWF-Analysten haben eine Einschätzung zur generellen Entwicklung des letzten Rettungspakets abgegeben. Im Grunde verharrt das Land nach wie vor in einer steilen wirtschaftlichen Abwärtsspirale. Die Forderungen der Troika sind nichts anderes als die Forderungen, die dem unterdrückten Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg auferlegt wurden und der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 den Boden bereiteten. Und wir haben ja bereits griechische Demonstranten gesehen, die sich als deutsche Nazis verkleideten, da diese Art der Rettung tiefgreifende Ressentiments hervorruft, die die gesamte Idee der EU untergraben.
Neben den EUR 52 Milliarden braucht Griechenland umgehend noch weitere EUR 16,3 Milliarden. Griechenland hätte den letztgenannten Betrag eigentlich im Rahmen des zweiten Kreditpakets zurückzahlen können. Ein weiteres Kreditprogramm in Höhe von EUR 70 Milliarden würde aber zweifelsohne auf erhebliche Widerstände seitens der europäischen Steuerzahler treffen.
Zu all dem kommt noch hinzu, dass die Troika den griechischen Bürgern absichtsvoll den Krieg erklärt hat, indem sie die griechischen Banken schlossen – es ist ein Versuch, das Referendum in Griechenland zu beeinflussen, damit die Menschen mit einem „Ja“ für Brüssel stimmen und die Syriza-Regierung stürzen. Die erzwungenen Bankenschließungen haben dafür gesorgt, dass selbst die Firmen, die ihre Schulden noch bedient hatten, nun ebenfalls zusammenbrechen.
Die Troika hat weit mehr Schaden angerichtet, als nur zu versuchen, das Referendum in Griechenland zu manipulieren. Die Bankenschließungen zu Beginn dieser Woche sind eskaliert und das davon ausgehende Beben wird die griechische Wirtschaft in den freien Fall schicken.
Die IWF-Analysten kamen zum dem Ergebnis, dass derzeit rund die Hälfte aller von griechischen Banken gehaltenen Kredite faule Kredite sind (NPL, non-performing loans) – und das war vor den Bankenschließungen. Das bedeutet, dass sie die griechische Wirtschaft mit ihrer Austerität und ihrer völligen Inkompetenz in Wahrheit entsetzlich verheert haben. Das wird unter den griechischen Unternehmen und Verbrauchern zu einer enormen Unsicherheit führen – und wahrscheinlich wird es die Wirtschaft komplett in den Abgrund reißen.
Insgesamt wurden EUR 240 Milliarden an Krediten mittels verschiedener Rettungsfonds in Griechenland investiert, um das Finanzsystem der Eurozone zu stützen. Hierunter fallen nicht die Notfallkredite der EZB, die sich wohlmöglich schon auf EUR 120 Milliarden belaufen.
Bei Austerität, steigenden Steuern und einer zunehmend aggressiveren Steuereintreibung geht die Wirtschaft aber lediglich zurück, während Deflation hervorgerufen wird. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum sich der IWF weigert, irgendwelche weiteren Rettungsgelder zur Verfügung zu stellen. Das Team von Christine Lagarde scheint nun begriffen zu haben, dass die vermeintlichen und rein kosmetischen Rettungspakete an ihr Ende gelangt sind. Das Troika-Programm für Griechenland war ein entsetzlicher Reinfall und der Ausblick ist eher düster. Die Rettungsmaßnahmen der Troika sind der spektakulärste Reinfall der Neuzeit.
Niemand in der Troika wird für diese Katastrophe monumentalen Ausmaßes jemals die Verantwortung übernehmen. Wenn die Zahlen des IWF stimmen, ist klar: Griechenland wird in eine massive Depression getrieben werden. Das wird aller Vorausschau nach ab dem 01.10.2015 richtig um sich greifen. Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine riesige Deflations-Welle handelt. Wir werden alle noch auf Knien darum beten, dass die Inflation zurückkommt.