Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 20.09.2015

Über den Film „The Forecaster“ wurde jetzt im französischen Staatsfernsehen berichtet, und der Bericht darüber lief, als auch der französische Finanzminister Michel Sapin interviewt wurde. Der Moderator sprach dabei auch ganz direkt Wirtschaftszyklen an. Sapin behauptete, dass niemand derlei Dinge vorhersagen könne, prognostizierte dann aber gleich, dass die französische Wirtschaft im nächsten Jahr boomen und es zu einer Wachstumsrate von 1,5% kommen würde.

Jetzt hat die Ratingagentur Moody´s die Bonität Frankreichs jedoch genau aus dem gegenteiligen Grund heruntergestuft, der von Sapin angeführt wird – schwaches Wachstum und nicht starkes.

Als erstes wurde Japans Bonität heruntergestuft und nun auch noch die von Frankreich. Ein Puzzlestein nach dem anderen fügt sich derzeit zusammen und die Staatsschuldenkrise breitet sich jetzt in Zeitlupe vor unser aller Augen aus. Die Staaten haben die Hoffnung nicht aufgegeben – sie glauben, dass sie ihre Macht behalten und sich die Taschen mit dem Geld anderer Leute vollmachen können, während sie ihre Hatz nach Geld ausweiten, um sich zu finanzieren. Doch steigende Steuern sorgen für eine Verringerung des Wirtschaftswachstums – und auch nur in Erwägung zu ziehen, dass ihr politisches Management unsere Kultur und Zivilisation vernichtet, ist fernab ihrer Vorstellungen.

Wir sind aber selbst schuld daran. Man braucht keinerlei Qualifikationen, um ein Land zu führen. Das ist atemberaubend. In jedem Feld erwarten wir, dass die Leute über fachliche Qualifikationen verfügen – nur nicht in der Politik.

Staatsschulden: Wie viele Staatspleiten wirklich ablaufen

Im Nahen Osten versuchen die Banken gerade, die Golfstaaten davon zu überzeugen, Staatsschulden auszugeben, selbst wenn es keine Notwendigkeit gibt, Kredite aufzunehmen, einfach nur, um einen Markt zu haben, den man traden kann. Die Staaten sollten aber niemals auf die Banker hören, denn es wird sich im Hinblick auf Staatsschulden immer ein Interessenkonflikt entwickeln.

Wenn man sagt, dass wir nun in eine „Staatsschuldenkrise“ eintreten, dann gehen die Menschen immer gleich davon aus, dass der Staat einfach die Zahlungsunfähigkeit ausruft und die Papiere für nichtig erklärt. Staaten räumen aber niemals Fehler ein, daher dürften direkte Zahlungsausfalle auch auf Schwellenländer – also auf Regionen, die von den Kernwirtschaften weiter entfernt sind – beschränkt bleiben.

Was darüber hinaus kommen dürfte, sind Zwangsumwandlungen von Schulden, bei denen die Laufzeit der Papiere prolongiert wird. Das heißt, man kauft beispielsweise ein Staatsschuldenpapier mit 90-tägiger Laufzeit und stellt eines Morgens fest, dass der Staat diese Papiere in 10-jährige Staatsanleihen umgewandelt hat. Sie sollten immer daran denken, dass es die Staaten sind, die über die Panzer und Waffen verfügen – Sie dürfen niemals vergessen, mit wem Sie es hier zu tun haben.

Zwischen 1919 und 1922 war Italien, was den Schulden- und Haushaltsdefizitabbau anbelangte, praktisch zum Stillstand gekommen. Trotz einer Vermögenssteuer, die eingeführt wurde, um die Reichen zu Besteuern – ein völlig typisches Vorgehen –, stieß diese Steuer auf enormen Widerstand und es kam auch bei der Umsetzung zu Problemen.

In der Folge blieben die Haushaltsdefizite weiterhin hoch und die Inflation legte gemeinsam mit der Geldmenge bedeutend zu. Der italienische Staat führte dann 1926 eine Zwangsumwandlung bei seinen Staatsschulden durch, die unter dem Begriff „conversione forzosa“ bekannt wurde. Dasselbe passierte dann noch einmal 1934.

Dabei wurden den Schuldenhaltern längere Laufzeiten aufgezwungen, was das uneingeschränkte Vertrauen in italienische Staatschulden nachhaltig schädigte. Das geschah zunächst nach 1926 und dann noch einmal nach 1934 – die Zwangsumwandlung kurzlaufender Staatsschulden in langlaufende Schuldenpapiere wurde im Grunde als teilweise Staatspleite erachtet, was dafür sorgte, dass es für den italienischen Staat danach extrem schwierig und teuer war, kurzfristig Kredite zu bekommen.

Im Hinblick auf die Phase nach dem 30.09/01.10.2015 müssen Sie vorsichtig sein. Selbst wenn man kurzlaufende Staatsschulden besitzt, können diese einer „conversione forzosa“ unterzogen werden, was im Grunde einer gewaltsamen Kapitalaneignung gleichkommt. Es ist eine Form des Zahlungsausfalls, über den sich die Menschen im Klaren sein sollten. Die Stadt Detroit setzte beispielsweise zwischen 1937 und 1963 alle Schuldenzahlungen aus. Und auch Großbritannien erließ 1931 ein Schuldenmoratorium, das erst Jahre später wieder zurückgenommen wurde.

Daher handelt es sich bei Staatspleiten, Tilgungsaussetzungen, Moratorien und der Zwangsumwandlung von Staatsanleihen um verschieden Arten des Zahlungsausfalls, wo man den Zugang zu seinem Kapital verliert. Die Staatsschuldenkrise hat also viele Facetten.

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