David Tablish, Rambus1.com, 23.09.2015

Es scheint, als würden wir nun vielleicht in eine weitere Deflationswelle eintreten, zumindest könnte man bei einigen der Charts, auf die wir im Folgenden blicken werden, zu diesem Eindruck gelangen. Der US-Dollar wird der entscheidende Treiber dieses zweiten Abwärtsschwungs sein, sollte sich diese Entwicklung bewahrheiten. Viele der Rohstoffcharts und Rohstoffwährungen sehen zurzeit ziemlich schlecht aus.

Fangen wir einfach mit der allerwichtigsten Währung der Welt an – dem US-Dollar. Wir beginnen mit einem 2-Jahreschart des US-Dollars, der uns die große Impulsbewegung zeigt, die im Juli letzten Jahres ihren Anfang nahm und im März dieses Jahres endete. Diese große Impulsbewegung setzt sich wiederum aus vier kleinen roten Konsolidierungsmustern zusammen, wovon zwei bullische aufsteigende Keile sind, was uns verrät, dass die Bewegung sehr stark ist.

Schauen Sie sich bitte auch an, wie groß unser blauer bullischer fallender Keil ist, wenn man ihn den kleineren blauen keilförmigen Konsolidierungsmustern bzw. den kleineren roten Konsolidierungsmustern gegenüberstellt, die die Impulsbewegung ausmachen. Der US-Dollar befindet sich derzeit an einem perfekten Ort, um seine großen Gewinne des letzten Jahres zu verdauen. Aus charttechnischer Perspektive ist es genau das, was man gerne sehen würde.

Gegenwärtig arbeitet der US-Dollar an seinem 4. Umkehrpunkt, der aber erst dann komplettiert sein wird, wenn er die obere Widerstandslinie berührt. An diesem Punkt wird das Chartmuster vollständig sein, aber wir würden dann immer noch auf einen Ausbruch nach oben warten müssen.

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Der Linienchart auf Tagesbasis für den US-Dollar vermittelt uns auch eine nette Perspektive im Hinblick auf die Entwicklung des 6-monatigen Konsolidierungsmusters, das wie ein Dreieck auszusehen scheint. Gegenwärtig testet der US-Dollar die Nackenlinie, die bei dem 3. Umkehrpunkt geschaffen wurde und die kurzfristig einen Widerstand bieten dürfte. Ein Ausbruch über die kleine Nackenlinie würde die obere Widerstandslinie des schwarzen Dreiecks ins Spiel bringen. Aber immer eins nach dem anderen.

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Schauen wir noch auf einige langfristige Monatscharts des US-Dollars, aus denen auch hervorgeht, warum ich so bullisch im Hinblick auf den US-Dollar bin. Der erste Monatschart zeigt die große Basis, die über einen Zeitraum von ungefähr 10 Jahren ausgebildet wurde. Schauen Sie sich hierbei bitte auch die Serie weißer Kerzen an, die uns den verdeutlichen, wie stark die Impulsbewegung aus der großen Basis heraus wirklich war. Der blaue bullische fallende Keil, der sich beim jüngsten Hoch ausgebildet hat, liegt auf dem Niveau des Hochs von 2003.

Auf diesem Chart ist überdies eine nette Umkehr-Symmetrie zu erkennen. Oftmals ähnelt die Abwärtsentwicklung eines Werts stark der Aufwärtsbewegung, sofern die Abwärtsbewegung sehr steil ausfiel. Ich habe einen schwarzen Pfeil in der Mitte des Charts eingezeichnet. Die Umkehrsymmetrie ist nicht perfekt, aber man erhält dadurch eine Hilfe, um nach Stützungen oder Widerständen Ausschau zu halten, wenn sich der Trend ändert.

Wenn Sie sich den untenstehenden Chart mit dem schwarzen Pfeil anschauen, dann stellen Sie sich einfach vor, Sie würden den Chart wie ein Blatt Papier an der Stelle des Pfeils falten und zusammenlegen. Dann würde man nämlich auch erkennen, wie stark der letzte große Abwärtstrend dem aktuellen Aufwärtstrend ähnelt. Noch einmal: Die Korrelation ist nicht perfekt, aber man kann durchaus erkennen, dass die rechte Seite des Charts ungefähr der linken Seite des Charts entspricht.

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Der nächste Chart ist ein Kombinationschart, wo sich oben der US-Dollar und unten der Goldpreis befindet. Sollte sich die Umkehr-Symmetrie bewahrheiten, wäre damit zu rechnen, dass der US-Dollar ausbrechen, seine jüngsten Hochs übersteigen und bis zur nächsten Widerstandsmarke vordringen wird – dem Hoch von 2002. Das würde aller Vorausschau nach auch negative Auswirkungen auf den Edelmetallkomplex und die Rohstoffe haben.

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Der nächste Chart ist ein langfristiger US-Dollar-Chart, der den riesigen bullischen fallenden Keil zeigt, welcher sich ab 1984 auszubilden begann. Die Rally aus Basis Nr. 2 heraus war überdies stark genug, um die 30-jährige Widerstandslinie des bullischen fallenden Keils zu knacken. Ich zeige diesen Chart, seit der US-Dollar diese Widerstandslinie des 30-jährigen Keils durchbrochen hat. Der Ausbruchsbereich liegt direkt über der Widerstandslinie des fallenden Keils und ist unser kleinerer bullischer Keil, den wir uns zu Beginn des Artikels auf dem Tageschart angeschaut haben.

In den letzten sechs Monaten hat die obere Linie ihre Rolle umgekehrt. Was einst Widerstand war, ist nun zur Stützung geworden. Dieser Chart zeigt, warum ich glaube, dass es zu einem weiteren Schub bei der Deflationsspirale kommen könnte. Und dieser Deflationsschub könnte unmittelbar bevorstehen. Der kleinere fallende Keil auf Tagesbasis wird uns anzeigen, ob und wann der US-Dollar tatsächlich ausbricht.

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Sollte der US-Dollar eine Rally auf neue Hochs hinlegen, würde es natürlich Sinn machen, wenn die meisten anderen wichtigen Währungen auf dem Planeten in die entgegengesetzte Richtung wandern und einen Bärenmarkt ausweisen. Der Wochenchart für den Kanadischen Dollar zeigt ein riesiges Hoch, das rund 5 Jahre brauchte, um sich zu entwickeln. Aktuell notiert der Kanadische Dollar auf neuen Mehrjahres-Tiefs.

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Der 20-Jahreschart für den Kanadischen Dollar zeigt, dass die Währung gerade erst unter eine Doppeltief-Trendlinie gefallen ist, wodurch ein riesiges 10-jähriges Doppeltief geschaffen wurde. Und wir haben bei dieser Währung noch jede Menge Spiel nach unten.

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Der Australische Dollar ist eine weitere Währung einer rohstoffbasierten Wirtschaft. Der Australische Dollar hat ein riesiges Schulter-Kopf-Schulter-Hoch ausgebildet und befindet sich derzeit in seinem nächsten Abwärtsimpuls. Einige unserer alten Leser erinnern sich vielleicht noch an den kleinen roten bärischen fallenden Keil, der sich genau unter der Nackenlinie bildete, als der Ausbruch einsetzte.

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Der langfristige Monatschart zeigt, dass der Australische Dollar gerade ein riesiges Schulter-Kopf-Schulter-Hoch ausbildet und seine Symmetrie aktuell nach unten hin umkehrt (siehe rote Pfeile):

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Der Euro ist die wichtigste Währung, der man folgen muss, wenn man erfahren möchte, was beim US-Dollar wirklich los ist. Der erste Chart, den ich Ihnen zu Beginn des Artikels zeigte, verdeutlicht, dass der US-Dollar gerade dabei ist, einen bullischen fallenden Keil auszubilden. Sollte es sich beim US-Dollar tatsächlich um einen bullischen fallenden Keil handeln, besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Euro gerade ein Spiegelbild zum US-Dollar etabliert – also einen bärischen aufsteigenden Keil. Genauso wie der US-Dollar arbeitet der Euro gerade an seinem vierten Umkehrpunkt, der aber erst dann komplettiert ist, wenn der Euro die untere Linie berührt.

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Der Monatschart des Euros zeigt, dass die Währung ein riesiges Doppel-Schulter-Kopf-Schulter-Hoch ausgebildet hat, was im Grunde die umgekehrte Ansicht der großen Basis des US-Dollars ist. Während der letzten 6 Monate zeigte sich beim Euro ein kleiner roter aufsteigender bärischer Keil, und zwar genau unterhalb der braun schraffierten Widerstands- und Stützungszone (Nackenlinie Nr. 1). Und auch hier lässt sich erkennen, dass es eine schöne Symmetrie gibt (rote Pfeile). Aus charttechnischer Perspektive sieht es für den Euro nicht sonderlich gut aus.

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Schauen wir uns noch eine letzte sehr wichtige Währung an, den Japanischen Yen. Der langfristige Monatschart des Yen weist nette charttechnische Muster auf. Achten Sie bitte auf das Schulter-Kopf-Schulter-Hoch, das das Ende des Yen-Bullenmarkts einleitete. Die zwei kleineren roten Konsolidierungsmuster sind dabei die linke und rechte Schulter des viel größeren Schulter-Kopf-Schulter-Hochs. Der kleine rote bärische fallende Keil sorgte dafür, dass die Spitze des langjährigen blauen Dreiecks deutlich nach unten hin durchbrochen wurde, was bärisch ist.

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Die Charts der meisten anderen wichtigen Weltwährungen sehen ebenfalls eher negativ aus. Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass wir hier auf Langfristcharts blicken, bei denen die Veränderungen nicht über Nacht stattfinden. Die obenstehenden Charts erzählen uns die Deflationsgeschichte, von der die Weltwirtschaften bereits erfasst worden sind. Solange diese Währungen nicht in der Lage sind, ein Tief zu finden, und der US-Dollar kein langfristiges Hoch etabliert hat, besteht kaum Aussicht darauf, dass es zu den erhofften Inflationsanstiegen kommt.

Abschließend möchte ich Ihnen noch einen 60-Jahreschart des CRB-Rohstoffindexes auf Quartalsbasis zeigen. Ich habe diesen Chart bereits mehrere Male veröffentlicht, möchte ihn heute aber noch einmal präsentieren. Wir haben ja gesehen, dass einige Währungen eine Umkehr-Symmetrie aufweisen. Der Quartalschart des CRB-Index notiert aktuell direkt auf der braun schraffierten Widerstands- und Stützungszone, die bis Anfang der 1970er Jahre zurückreicht.

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Wie Sie sehen, kam es bei der erstmaligen Berührung dieser Widerstands- und Stützungszone zu einer Erholung. Und ja: Das ist einer dieser „was-wäre-wenn“-Charts. Was wäre, wenn der CRB-Index tatsächlich unter seine braun schraffierte Stützungs- und Widerstandszone fällt. Als der CRB-Index Mitte der 70er Jahre diese Zone durchbrach, kam es zu einer vertikal verlaufenden Rally, und zwar ohne irgendwelche Pausen. Das ist genau die Art von Rally, bei der die Umkehr-Symmetrien am besten funktionieren. Ist es möglich, dass der CRB-Index bis zu seinem Tief Mitte der 1970er Jahre crasht, bis diesem Deflations-Ereignis, das nun seit dem Hoch von 2011 anhält, ein Ende bereitet wird?

Ein Bruch unter die braun schraffierte Widerstands- und Stützungszone würde dazu führen, dass die gesamte Preisentwicklung über diesem Niveau wie ein riesiges Hoch aussähe. Ich kann nur sagen, dass wir hier besser aufmerksam sein sollten, denn es könnte durchaus sein, dass der nächste Abwärtsschub nicht mehr lange auf sich warten lässt.

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