(NaturalNews) Im Jahr 2008 wurden in Großbritannien 36 Millionen Mal Antidepressiva verschrieben, fast eine Verschreibung für jeden Erwachsenen im Land, so eine Zahl der Liberaldemokratischen Partei.

Das sind 2,1 Millionen Verschreibungen mehr als im Jahr 2007.

Der Autor Ed Halliwell geht in der Zeitung Guardian den Gründen für diesen Trend nach und merkt an, dass sich die Verschreibungen von Antidepressiva seit den 90er Jahren mehr als verdreifacht hätten und den prozentualen Anstieg des Bevölkerungsteils mit „Gemütsleiden“ bei Weitem übersteige. Von 1993 bis 2007 stieg die Zahl der Menschen mit mental-psychischen Störungen lediglich um eine Million von 15,5 % der auf 17,6 % der Bevölkerung.

Halliwell merkt an, dass während die nationalen Richtlinien es empfehlen psychologische Therapien als das bevorzugte Mittel für psychische Störungen anzuwenden, gaben 75 % der Ärzte an Medikamente in Fällen verschrieben zu haben, wo sie dachten, eine Therapie oder eine Behandlung ohne Pharmaka wäre die sinnvollere Lösung gewesen. Zum Teil ist dies so, weil es trotz der Empfehlungen der Regierung weiterhin schwierig bleibt eine psychotherapeutische Behandlung, für die es lange Wartelisten gibt, zu finden.

„Ärzte verschreiben jedoch Medikamente, weil es das ist, worauf sie trainiert sind – Pillen sind lange ihre (und unsere) fehlerhafte Antwort auf Depression gewesen.“ so Halliwell. „Die vorherrschende Ansicht ist, dass psychische Krankheiten hauptsächlich auf chemische Ungleichgewichte im Gehirn zurückzuführen sind und diese durch Pharmaka kontrolliert werden können.“

Eine Reihe von Studien stellen jedoch in Frage, ob Antidepressiva wirklich bedeutend effektiver als ein Placebo sind und eine viel beworbene Studie, die ein „Depressionsgen“ zu identifizieren glaubte, wurde kürzlich von einer neuen Untersuchung diskreditiert.

Halliwell fordert einen Wechsel weg von dem pharmakologischen Ansatz bei der Behandlung der Depression hin zu einer erneuten Betonung  Maßnahmen, die sich bewährt haben, wie „den Aufbau guter Partnerschaften, lebenslanges Lernen, freundlich zu anderen sein und Sport“.

Er gibt auch die mit diesem Ansatz verbundenen Herausforderungen zu.

„Genauso wie die Überprüfung der Behandlung, bedeutet es auch das Angehen der sozialen Zerrüttungen, der auf Gier beruhenden Wirtschaft und der Stressfaktoren einer schnellen, sensationsgierigen Gesellschaft.“ schreibt Halliwell. „Und es bedeutet eine fällige Debatte basierend auf dem Verständnis und nicht der Angst vor unseren Gedanken sowie Förderung der Möglichkeiten, wie wir auf unsere psychologische wie auch physische Gesundheit achten können.“

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