RT.com, 17.09.2010

Während die Zahl der Obdachlosen Amerikaner gerade ihren Höhepunkt erreicht, sehen sich einige bereits seit Jahren gezwungen in den Wäldern zu leben, da sie sonst nirgends hin können. Und diese Zahl nimmt immer weiter zu. Einige kennen das erfolgreiche Amerika. Vielen ist auch das traditionelle Amerika bekannt. Aber mit Millionen Obdachlosen Amerikanern gibt es auch diejenigen, die nur noch das kaputte Amerika kennen.

Im US-Bundesstaat New Jersey kann man 20 Minuten von Bilderbuch-Eigenheimen entfernt in den Wäldern aufgestellte Zelte finden, da die Obdachlosen sonst nicht wissen, wo sie hingehen sollten.

Der frühere Saxophonist Charlie Ericson erklärte gegenüber RT, dass er aufgrund seiner eigenen Fehler im Leben dort landete. Er ist einer von 40 Menschen die in „Tent City“ wohnen – einem Obdachlosencamp in den Wäldern von New Jersey.

Tragische Schicksale bringen diese Menschen, die gezwungen sind dort hinzuziehen, dazu, das Dorf ihr zu Hause zu nennen. RT besuchte das Camp bereits im Winter und es hat sich seitdem einiges verändert. Jetzt sind noch mehr Zelte da, einige sind verschwunden andere hinzugekommen.

Viele in der Zeltstadt lebenden Menschen sind bereits seit Monaten, wenn nicht seit Jahren dort. Es gibt Fragen, die sich viele von ihnen selber immer und immer wieder stellen: „Warum bin ich immer noch hier?“, „Bleibt uns wirklich kein andere Möglichkeit mehr?“

Noreen Moss war die meiste Zeit ihres Lebens Zeitungsverkäuferin. Es waren ihre Gesundheitsprobleme, die sich schließlich in die Obdachlosigkeit führten. „Ich arbeitete für die New York Times. Und ich bekam ein Gehirnaneurysma und zwei Schlaganfälle. Ich war fast tot. Ich lag zwei Monate im Koma und war drei Monate im Krankenhaus.“ erzählt sie.

Seit diesem Zeitpunkt hat sie es aufgegeben eine neue Arbeit zu finden. Für diejenigen, die immer noch versuchen Arbeit zu finden, gestaltet sich dies aufgrund der Arbeitslosenrate in den USA, welche sich nun seit mehr als einem Jahr fortwährend auf über 9,5% hält, praktisch als unmögliche Aufgabe.

Tahsin Uyar war ehemals Koch. Er schaut ständig nach Arbeit und versendet Bewerbungsschreiben, war jedoch nicht in der Lage gewesen neue Arbeit zu finden. „Es ist jetzt sehr schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden.“

Diejenigen, die in der Lage sind Arbeit zu finden, bekommen dafür weniger als den Mindestlohn. Igor Borsh erzählt, dass er den ganzen Tag arbeitet und dafür USD 5 bekommt.

Pastor Steve Brigham errichtete das Obdachlosencamp vor 4 Jahren. Jeden Sonntag beginnt er seinen Gottesdienst durch das Läuten einer selbstgemachten Kirchenglocke. Der Pastor sagt: „gegen 12:00 Uhr lassen wir sie läuten, damit das ganze Camp weiß, dass der Gottesdienst beginnen kann.“

Der Pastor leitet das gesamte Dorf. Er hält es in Ordnung, baute eine Dusche und einen Waschraum und versucht all die Spenden, die er bekommen kann, einzusammeln um den Menschen in Tent City zu helfen.

Die Behörden vor Ort sind durch die Existenz des Camps beunruhigt gewesen und versuchten es mehrere Male zu schließen. Pastor Brigham glaubt jedoch, dass die wirkliche Gefahr von außen kommt: „Die Menschen glauben der Charakter eines Obdachlosen ist miserabel, aber die Welt da draußen ist schlimmer.“

Das einzige Angebot, das seitens der Lokalbehörden gemacht wurde, waren Betten in der örtlichen Psychiatrieeinrichtung für die geistig Labilen. Aber die Gemeinschaft will nicht dorthin, da sie es nicht ertragen würden und ihr Leben bereits hart genug sei. „Es ist einfach kein guter Ort zum Leben.“ sagt Moss.

Jeder im Camp erklärte gegenüber RT, dass bessere Zeiten auf sie warten würden. Bisher war das Glück aber nicht auf ihrer Seite gewesen. Ohne große Hilfe von außen ist alles, was sie tun können, zu hoffen, dass irgendwo ein besseres Leben auf sie wartet.

Der Bericht des US-Zensusbüros des Jahres 2010 zeigt, dass über 40 Millionen Amerikaner – oder jeder 7. – in Armut lebt. Der in Washington ansässige Aktivist Pastor Graylan Hagler erklärt, dass bezüglich der Hilfe für die Armen nicht viel erwartet werden kann:

„Die Realität ist, wenn Washington mit seinen Lösungen ankommt, dann sind die Lösungen immer auf die ausgerichtet, die mehr Stimme, mehr Macht und mehr Einfluss auf das System haben, und mehr Geld – niemals richten sie sich an diejenigen, die bloß eine Art von Arbeiterklasse sind.“

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