Marktbeobachter, die über das Ende der Silberrally lamentieren, verkennen das wirkliche Ausmaß der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise

Propagandafront.de, 06.12.2010

Im heutigen Handelsverlauf konnte Silber an der New Yorker Rohstoffbörse ein neues 30-Jahreshoch erringen und die psychologisch bedeutsame Marke von USD 30 pro Unze durchbrechen. Das weiße Metall wurde zwischenzeitlich mit einem Kassapreis von USD 30,06 pro Unze gehandelt.

Immer wieder tauchen Berichte auf, der Silbermarkt würde sich nun extrem aufheizen, und Edelmetallinvestoren müssten auf der Hut sein, um rechtzeitig wieder abzuspringen. Peter J. Cooper von ArabianMoney schrieb heute beispielsweise:

„Aber dieser Art von Preisrakete geht irgendwann der Treibstoff aus. Immer mehr drängen in den Markt, bis niemand mehr übrig ist, bzw. nicht für diese Kaufrunde. Dann gehen die Preise ganz schnell wieder runter…1980 war das bei Silber so gewesen. Tatsachlich konnte ein derart umwerfender Anstieg auf USD 50 pro Unze bisher jedoch noch nicht beobachtet werden. Vielleicht wird dies in 2011 der Fall sein. Silber war als Investmentklasse immer hochspekulativ, und die Geschichte hat es so an sich, dass sie sich wiederholt, und wenn nur deshalb, weil die Investoren sich mit Geschichte auseinandersetzen und danach handeln…Gold- und Silberinvestoren müssen in 2011 vorsichtiger sein, als in jedem anderen Jahr als der Bullenmarkt begann.“

Solche Einschätzungen sind zwar durchaus unterhaltsam und spannend – da der Edelmetallinvestor beim Lesen den Nervenkitzel und das Risiko verspürt, denen Anleihe-, Aktien-, und Papiergeldhalter jeden Tag real ausgesetzt sind – haben jedoch mit der Realität überhaupt nichts zu tun.

Wir haben es hier nicht mit einem gewöhnlichen Bullenmarkt im Edelmetallbereich zu tun, sondern mit einer globalen und umfassenden Vertrauenskrise in das Fiatpapiergeldsystem. Selbst wenn „immer mehr in den Markt drängen“ wollten, ist dem bei Gold und Silber ein Riegel vorgeschoben, da es sich bei den Edelmetallen um seltene und nicht beliebig vermehrbare Rohstoffe handelt.

Menschen, die Gold und Silber physisch halten, werden es auch nicht ohne Not verkaufen, solange die Gesamtverschuldung der westlichen Welt nicht abgebaut wurde und die geld- und fiskalpolitische Vernunft Einzug gehalten hat. Einige Beobachter gehen sogar soweit zu behaupten, den Eliten sei es in Zukunft überhaupt nicht mehr möglich, eine vertrauenswürdige Währung zu etablieren, ohne diese an Edelmetalle zu koppeln.

James Turk erklärt dazu recht treffend:

„Ich werde oft gefragt, wann es an der Zeit ist, Gold und Silber – die wir jetzt als Ersparnisse anhäufen, um damit durch die sich in den kommenden Jahren noch weiter ausbreitende Krise zu kommen – zu verkaufen. Darauf antworte ich stets, dass das Ende dieses Bullenmarktes nicht so sein wird, wie im Januar 1980. Wenn Gold und Silber irgendwann in der Zukunft schlussendlich überwertet sein werden, dann wird man seine Edelmetalle nicht ´verkaufen`, man wird sie ´ausgeben`.

Mit anderen Worten: Da mit den Landeswährungen eine solch schlimme Misswirtschaft getrieben wurde, gehe ich davon aus, dass es zu einem Zusammenbruch vieler dieser Währungen kommen wird, auch des US-Dollars.“

Howard S. Katz, der seit über 40 Jahren die Edelmetallmärkte analysiert, erklärt über die Psychologie eines Bullenmarktes:

„Das oben aufgeführte Diagramm zeigt einen 10-jährigen Bullenmarkt in Gold. Natürlich wachsen die Bäume nicht in den Himmel, und im Lauf der Zeit kommt es bei jedem Finanzwert zu Aufs und Abs. Aber es sollte offensichtlich sein, was wir bereits im Dezember 2002 feststellten; Gold befindet sich in Bewegung.

Es gibt ein altes Sprichwort im Markt: ´The Trend is your friend.` Das bedeutet, dass der Trend wesentlich länger anhält, als irgendjemand annimmt, die Handelsteilnehmern dies jedoch überhaupt nicht wahrhaben wollen. Am Ende, nachdem die Kursbewegung die Erwartung aller überflügelt hat, kommt die Zeit, wo die Spekulanten anfangen daran zu glauben. Im ersten großen Bullenmarktzyklus bei Gold (1970 bis 1980) geschah dies 1979…“

Silber ist keine hochspekulative Anlage, sondern immer noch der älteste und erfolgreichste Vermögensspeicher in der Geschichte der Menschheit. Wenn der Silberpreis steigt, deutet dies auf einen Vertrauensverlust in beliebig vermehrbare Fiatwährungen, eine Zunahme der Inflation sowie eine Verknappung physischen Silbers.

Wie Sie anhand der nachfolgenden Grafik des CRB-Rohstoffindexes ersehen können, gehen die vom Zentralbankwesen mit Gratisgeld subventionierten Pleitebanken im Rahmen des Eigenhandels gerade massiv in Rohstoffe, was eine Inflation zur Folge hat, die zur Verarmung der Menschen führt.

Silber reagiert auf reale Inflation und die Inflationsängste der Menschen, und ist als Vermögensspeicher fest im Bewusstsein der Bevölkerungen verankert. Bill Downey von GoldTrends.net schreibt dazu:

„Der zweite Faktor, der hier ins Spiel kommt, ist der Vertrauensverlust in Papiergeld und die Erkenntnis bei vielen, dass Silber nicht nur ein Industriemetall ist, sondern auch ein Geldmetall war.

Silber gibt es bereits so lange wie Gold, wenn nicht sogar noch länger. Es war die Währung der Vergangenheit – und wer kann heute schon sagen, dass Silber nicht wieder die Währung der Zukunft sein wird?…

Silber-Sycee [Silberschuhgeld] war für über 1.000 Jahre in der ein oder anderen Form das Tauschmittel Chinas. Eigentlich ist die Geschichte des Geldes recht simpel: Tausch – Vieh/Ernten – Kaurischnecken [Kaurigeld] – Silber – Leder-Noten (Tierhaut) – Papiergeld (zuerst in China zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert eingeführt) – Potlatch und Wampum der nordamerikanischen Indianer – Goldstandard und später Papierwährung.

Wenn wir also die Papierwährungen verlassen, dann bleiben nur zwei Optionen aus der vorgenannten Liste – Silber und Gold. Und Silber ist öfter und an mehr Orten verwendet worden als Gold.“

Die Einschätzung, dass die Kursentwicklung von Silber aufgeheizt sei, und daher in 2011 ein substantieller Einbruch drohe, könnte sich für viele Marktbeobachter durchaus als teurer Fehlschluss erweisen.

Analysten wie James Turk und David Morgan gehen davon aus, dass der Silberpreis in den nächsten 3 bis 4 Jahren durchaus auf USD 400 pro Unze steigen könnte.

Mike Maloney von GoldSilver.com rechnet sogar damit, dass Silber unter bestimmten Umständen bis in einen vierstelligen Dollarbereich steigen könnte, und weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass der Silbermarkt der am meisten manipulierte Rohstoffmarkt der Welt ist:

„Lassen Sie sich nicht durch die heutigen nominellen Rekorde des Goldpreises zu dem Gedanken verleiten, dass wir uns irgendwie in den Bereich freier Marktpreise aufgemacht haben. Bitte denken Sie daran, was die Definition des Wortes ´nominal` bedeutet. Dank unserer absaufenden Fiatwährungen müssen die Weltmärkte dem heutigen nominellen Rekordpreis von USD 1.270 noch eine 0 hinten anhängen, bevor wir damit beginnen können uns über die Gefahren eines Preisniveaus freier Märkte Sorgen zu machen.

Während Silber gerade das Widerstandsniveau seines USD 21,40 Hochs von März 2008 zu durchbrechen droht, sollten Sie daran denken, dass das weiße Metall das spottbilligste und am meisten manipulierte Geld und Edelmetall der Welt ist. Unsere Daten schreien laut heraus, dass Silber dazu bestimmt ist in der Zukunft einen dreistelligen und vielleicht vierstelligen Preis zu erreichen.“

Der Edelmetallanalyst Ted Butler erklärt dazu:

„Das kleine schmutzige Geheimnis ist doch, dass eine Beschränkung der offenen Positionen bei keinem anderen Rohstoff ein Problem ist, außer bei Silber. Innerhalb der nächsten ein oder zwei Monate wird die [CFTC-Rohstoff-]Kommission hierzu Vorschläge überprüfen, also wie die Positionslimits in allen Märkten mit begrenztem Angebot…sein sollten.“

Kurzum: Es ist also keineswegs so, dass Silber und Gold auf einmal die Käufer ausgehen, und alle Edelmetallinvestoren jetzt wild auf den Straßen herumlaufen und versuchen, die Metalle gegen abwertende Schnipsel einer kollektivistischen Papiergeldmafia einzutauschen.

Gold und Silber kommen künftig nur noch über steigende Preise auf den Markt – und diese Preisanstiege müssen langanhaltend und bedeutsam sein, da sich sonst nur die wenigsten Edelmetallanleger bereit erklärten dürften, ihre Bestände auch „auszugeben“.

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