The Economic Collapse, 19.01.2011

JP Morgan ist der größte Dienstleister für die Bearbeitung von Lebensmittelmarken in den Vereinigten Staaten. JP Morgan ist Vertragsnehmer und von 26 US-Bundesstaaten sowie dem District of Columbia mit der Aufgabe betraut worden, die Karten für Lebensmittelmarken bereitzustellen und regelmäßig aufzuladen.

JP Morgan wird für jeden einzelnen Fall bezahlt, was bedeutet, dass JP Morgan umso mehr Gewinn macht, je mehr Amerikaner auf Lebensmittelmarken angewiesen sind. Ja, Sie lesen richtig. Steigt die Zahl der auf Lebensmittelmarken angewiesenen Amerikaner, macht auch JP Morgan mehr Geld.

In dem unten aufgeführten Video räumt der JP Morgan Manager Christopher Paton ein, dass es sich hierbei um „ein sehr wichtiges Geschäft für JP Morgan“ handeln würde und es darüberhinaus sehr gut läuft.

Wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass die Zahl der auf Lebensmittelmarken angewiesenen Amerikaner in 2007 noch bei 26 Millionen lag und bis heute auf 43 Millionen angestiegen ist, kann man sich ausmalen, wie stark der Gewinn für JP Morgan in diesem Geschäftsbereich explodiert sein muss.

Aber stellt das nicht einen Anreiz für JP Morgan dar, die Zahl der Amerikaner, die sich in staatlichen Lebensmittelzuweisungsprogrammen befinden, so hoch als möglich zu halten?

Es gibt ein paar Dinge, bei denen es einfach ein wenig zu „gruselig“ wäre, würde man sie an private Konzerne „auslagern“. Der Manager von JP Morgan versucht im Interview sein bestes, um der Sache eine positive Note zu verleihen, aber für eine große Wall Street Bank scheint es trotz allem ein wenig geschmacklos, mit dem Leid von zig Millionen Amerikanern derart viel Geld zu machen:

Und was ist, wenn die Arbeitslosigkeit sinkt – ruiniert das dann das Lebensmittelmarkengeschäft von JP Morgan?

Nein, offensichtlich nicht. Im Interview erklärte Paton, dass 40% der Empfänger von Lebensmittelmarken aktuell sogar einer Arbeit nachgehen würden, und er scheint auch überzeugt davon, dass es in diesem Geschäftsbereich noch viel mehr „Wachstum“ geben könnte.

Was ist nur aus Amerika geworden? Ein Ort, wo zig Millionen arbeitslose Menschen und Erwerbsarme jeden Monat zu Wal Mart und in den Ein-Dollar-Laden robben und dabei Kundenkarten verwenden, die ihnen von JP Morgan zur Verfügung gestellt wurden?

Es stellte sich auch heraus, dass JP Morgan in 15 US-Bundesstaaten für die Karten verantwortlich ist, auf denen die Kindergeldunterstützung gutgeschrieben wird, und in 7 weiteren US-Bundesstaaten geben sie die Karten aus, auf welche die Arbeitslosengeldzahlungen überwiesen werden.

Und was passiert, wenn man ein Problem mit seiner Karte für Lebensmittelmarken hat? Nun ja, in diesem Falle ruft man in einem Servicecenter von JP Morgan an. Und wenn man dann dort tatsächlich anruft, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass einem ein Angestellter eines indischen Callcenters weiterhilft.

Ja genau – JP Morgan spart Geld, indem es seine Kundenberatung für Lebensmittelmarken an Callcenter in Indien „auslagert“.

Als ABC News JP Morgen zu diesem Themenkomplex befragte, wollte die Firma gegenüber ABC News nicht erklären, von welchen US-Bundesstaaten aus die Anrufe an die Callcenter in Indien vermittelt und bei welchen US-Bundesstaaten die Anrufe im Inland bearbeitet werden:

„JP Morgan ist die einzige Firma, die öffentliche Servicecallcenter heutzutage noch im Ausland betreibt. Die Firma weigerte sich zu erklären, bei welchen Staaten die Anrufe nach Indien vermittelt würden und bei welchen die Anrufe im Inland bleiben. Die Entscheidung, so die Firma, obliege oftmals den einzelnen Bundesstaaten.“

Einige dieser Callcenter-Arbeitsplätze wurden von JP Morgen aufgrund politischen Drucks wieder in die Vereinigten Staaten verlegt, aber diese Geschichte ist ein anschauliches Beispiel dafür, was die „globale Wirtschaft“ bei den Amerikanern der Mittelschicht eigentlich anrichtet.

Man versuche sich einmal, die Ironie des Ganzen vorzustellen: Ein einst der Mittelschicht angehörender Amerikaner, der seine Arbeit aufgrund von Auslagerung verloren hat, ruft an, um Hilfestellung bezüglich seiner Zuweisung von Lebensmittelmarken zu erhalten, während ihm ein Callcenter-Angestellter aus Indien antwortet. Herzlich Willkommen in der globalen Wirtschaftswelt!

Aber Moment mal, da gibt´s ja noch mehr: Gerade erst wurde bekannt, dass JP Morgan einräumte, über ein Dutzend Militärfamilien fälschlicherweise Zwangsenteignungsverfahren unterzogen zu haben, und die Firma bei den Hypotheken „tausender“ anderer Militärfamilien zu viel berechnete. Autsch! Es ist wirklich eine extrem schlechte Öffentlichkeitsarbeit, wenn man sich mit Militärfamilien anlegt.

Aber macht sich bei JP Morgan darüber überhaupt irgendjemand Gedanken?

JP Morgan gehört auch zu der Gruppe von Finanzinstitutionen, die in den Zwangsvollstreckungsskandal mit den „Roboter-Unterschriften“ involviert ist. Aber es waren nicht die einzigen. Fakt ist, dass wir mittlerweile an einem Punkt angelangt sind, wo die großen Wall Street Banken wie JP Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley einfach viel zu viel Macht besitzen.

Die größten Finanzinstitutionen an Wall Street hatten überhaupt keine Probleme damit, die US-Regierung während der Finanzkrise um Rettungsgelder anzubetteln, geht es aber darum, dem amerikanische Volk ein wenig Gnade zukommen zu lassen, sind sie nicht gerade besonders hilfreich.

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