Michael Snyder, The Economic Collapse, 26.11.2012
Überall in den USA gibt es Millionen von Menschen, die zur Weihnachtszeit hungrig zu Bett gehen werden. Und während weite Teile des Landes dem alljährlichen Ritual des uneingeschränkten Konsumismus frönen werden – was von uns auch als „Weihnachtszeit“ bezeichnet wird –, werden sich in den USA so viele Familien wie noch nie damit herumschlagen müssen, dass sie nicht genügend Lebensmittel haben.
Die Zuteilung von staatlichen Lebensmittelmarken befindet sich auf einem Allzeithoch. Die Nachfrage bei den karitativen Essensausgaben ist auf einem Allzeithoch. Und unterdessen wird uns erklärt, dass sich die USA zurzeit in einer „Wirtschaftserholung“ befinden – und das obwohl die Mittelschicht weiter zurückgeht und die Zahl der in Armut lebenden US-Bürger unaufhörlich wächst.
Wir werden gegenwärtig Zeugen eines beispiellosen Hungers in Amerika, und das ist gerade während der Weihnachtszeit besonders tragisch. Ein Großteil des Landes feiert unbeschwert, so als würden die guten Zeiten niemals enden wollen, aber die Familien, die von einem Essen zu nächsten leben, sind mit einer völlig anderen Realität konfrontiert.
Wie erklärt man seinen Kindern, dass es zum Abendbrot nichts geben wird? Wie erklärt man sich selbst, dass andere Familien Unmengen zu essen haben, während das bei einem selbst nicht der Fall ist? Traurig, aber viele Tafeln sind bereits zum jetzigen Zeitpunkt völlig überlastet. Überall in den USA mussten die Essensausgaben Menschen wieder wegschicken, weil sie von der Nachfrage völlig überwältigt wurden.
Und dieses Jahr mussten so viele Amerikaner wie noch nie ihr Thankgsgiving-Essen mit staatlichen Lebensmittelmarken bestreiten. Das ist ein Problem, das in nächster Zeit nicht einfach so verschwinden wird, und wenn der nächste bedeutende wirtschaftliche Abschwung aufschlägt, wird das Hungerproblem in den USA sogar noch schlimmer werden.
Für viele Amerikaner gehört Hunger mittlerweile zum Leben dazu. Die Familien haben nicht genug Geld und stehen oftmals vor absolut herzzerreißenden Entscheidungen. Nehmen wir nur das, was jüngst ein Mitarbeiter aus Maine, der für das staatliche Emergency Food Assistance Program arbeitet, zu sagen hatte:
„Jeder Sechste in Maine weiß nicht, wo sein nächstes Essen herkommt, oder sie lassen eine Mahlzeit aus, damit ihre Kinder etwas zu essen haben, oder sie entscheiden sich zwischen Medikamenten und Lebensmitteln oder Benzin fürs Auto und Lebensmitteln … Erstaunlich ist, dass Nahrungsmittel immer das erste sind, was aus dem Budget herausfliegt. Die Entscheidungen, die von den Menschen getroffen werden müssen, verschlagen einem den Atem.“
Die Tafeln versuchen unterdessen alles in ihrer Macht stehende – speziell in der Weihnachtszeit –, aber das ist oftmals nicht genug. So waren einigen Essensausgaben dieses Jahr bereits lange vor Thanksgiving die Truthähne ausgegangen:
„Drei Tage vor Thanksgiving sind dem Pear Street Cupboard and Café in Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts die Truthähne ausgegangen. Laut den Organisatoren sind ´die Hilfsersuchen im Vergleich zum Vorjahr um 400% gestiegen.`“
Aber die Tafeln haben ja nicht nur während der Weihnachtsfeiertage mit der Nachfrage zu kämpfen. Die Wahrheit ist, dass zahlreichen Tafeln auch in anderen Zeiten des Jahres das Essen ausgeht und sie hungrige Familien wieder wegschicken müssen.
Reuters verweist in einem Artikel auf eine Erhebung, wonach die Nachfrage bei den Essensausgaben in 2012 um 5% zugelegt hat. Die Tafeln mussten die Menschen wieder wegschicken und die Rationen kürzen. Besonders schlimm sei es beispielsweis in Teilen von New York, wo zwischen 60% und 80% aller Tafeln die Nachfrage nach Lebensmitteln nicht vollumfänglich bedienen konnten.
Wenn Sie dazu in der Lage sind, unterstützen Sie bitte die Tafel bei Ihnen vor Ort. Die Not ist groß und wird nur noch größer werden.
Im Folgenden finden Sie 20 Tatsachen über den Hunger in Amerika, die Ihnen den Atem verschlagen werden:
1. Laut einer Berechnung ist die Zahl der Amerikaner, die auf staatliche Lebensmittelmarken angewiesen sind, größer als die Zahl der Menschen, die zusammengenommen in „Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Hawaii, Idaho, Iowa, Kansas, Maine, Mississippi, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Mexico, North Dakota, Oklahoma, Oregon, Rhode Island, South Dakota, Utah, Vermont, West Virginia und Wyoming“ leben.
2. Im Oktober 2008 waren 30,8 Millionen US-Bürger auf staatliche Lebensmittelmarken angewiesen. Bis August 2012 ist diese Zahl auf 47,1 Millionen gestiegen.
3. Aktuell erhält jeder siebente Amerikaner und jedes vierte amerikanische Kind staatliche Lebensmittelmarken.
4. Laut einer Prognose werden rund 50% aller US-amerikanischen Kinder bis zur Vollendung ihres 18. Lebensjahres wenigstens ein Mal auf staatliche Lebensmittelmarken angewiesen sein.
5. Laut neuen Daten, die erst kürzlich von der US-Zensusbehörde veröffentlicht wurden, ist die Zahl der in Armut lebenden Amerikaner in 2011 auf ein neues Allzeithoch von 49,7 Millionen Menschen gestiegen.
6. Die Zahl der in Armut lebenden Amerikaner ist allein in den letzten vier Jahren um 6 Millionen Menschen gestiegen.
7. Jeder vierte US-Arbeitnehmer geht zurzeit für ein Gehalt arbeiten, das unter dem bundesweiten Armutsniveau liegt.
8. Laut der US-Zensusbehörde liegt die Armutsrate US-amerikanischer Kinder bei rund 22%.
9. In den USA leben rund 57% aller Kinder in Familien, die entweder als „Geringverdiener“ oder verarmt gelten.
10. Zurzeit werden fast 100 Millionen US-Bürger als „arm“ oder „nahe der Armut“ eingestuft.
11. Eine Universitätsstudie veranschlagt die Kosten der Kinderarmut für die US-Wirtschaft mit USD 500 Millionen pro Jahr.
12. US-Haushalte, die von einer alleinerziehenden Mutter geführt werden, weisen eine Armutsrate von 31,6% aus.
13. In 2010 erhielten 42% aller alleinerziehenden US-Mütter staatliche Lebensmittelmarken.
14. Laut dem National Center for Children in Poverty leben in Philadelphia 36,4% aller Kinder in Armut. In Atlanta sind es 40,1%, in Cleveland 52,6% und in Detroit 53,6%.
15. Seit 2007 ist die Zahl der in Armut lebenden Kinder im US-Bundesstaat Kalifornien um 30% gestiegen.
16. Die Obdachlosigkeit von Familien ist in der Region Washington D.C. – einer der vermögendsten Regionen der USA – seit Beginn der Rezession um 23% gestiegen.
17. Es gibt 314 US-Gemeinden, in denen mindestens 30% der Kinder mit Nahrungsmittelunsicherheit zu kämpfen haben.
18. Über 20 Millionen US-amerikanische Kinder sind auf Schulessensprogramme angewiesen, um dem Hunger zu entkommen.
19. Aktuell erhalten über 100 Millionen US-Bürger Hilfen von mindestens einem Wohlfahrtsprogramm der US-Bundesregierung. Und bei dieser Zahl wurden die staatlichen Rentenzahlungen oder Arzneimittelprogramme herausgerechnet.
20. Laut dem Natural Resources Defense Council werden von den Verbrauchern, Restaurants und landwirtschaftlichen Betrieben rund 40% aller Nahrungsmittel „weggeworfen … oder nicht geerntet.“