Zahlen aus dem Bericht einer Denkfabrik verweisen auf die zunehmende Häufigkeit von Toten durch Raketenangriffe
Steve Watson, Prisonplanet.com, 04.03.2010
Bei jedem Dritten der in Pakistan durch eine unbemannte US-Predator Drohne ermordet wird, handelt es sich um einen Zivilisten, so ein neuer Bericht über die Kollateralschäden, welche durch Raketenangriffe auf Agenten der Taliban und „Al-Qaedas“ verursacht werden.
Der Bericht der Washingtoner Denkfabrik „The New America Foundation“ stellte fest, dass seit 2004 32% der mehr als 1.200 ermordeten Menschen keine gefährlichen Terroristen, sondern unschuldige Zivilisten waren.
Das unparteiliche Politikinstitut verwendete für seine Untersuchung Medienberichte aus Quellen wie der New York Times, Washington Post, Wall Street Journal, Associated Press, Reuters, Agence France-Presse, CNN und BBC und fügte dieser auch Berichte führender englischsprachiger Zeitungen in Pakistan sowie Berichterstattungen des größten unabhängigen pakistanischen Fernsehsenders hinzu.
„Unsere Untersuchung zeigte, dass bei den seit 2004 gemeldeten 114 Drohnenangriffen im Nordwesten Pakistans, wozu auch 18 im Jahr 2010 zählen, bis heute zwischen 834 und 1.216 Menschen getötet wurden.“ so der Bericht von Peter Bergen und Katherine Tiedemann. „…zwischen 549 bis 849 davon wurden in vertrauenswürdigen Medienberichten als militant beschrieben, das sind im Schnitt Zweidrittel der Gesamtzahl. Daher beläuft sich die wirkliche Opferzahl auf ungefähr 32 Prozent“.
Die Denkfabrik hat eine interaktive Karte erstellt, wo Lage und Details zu jeden der berichteten Angriffe dargestellt werden. Klicken Sie auf das Bild um zur Karte zu gelangen:
View U.S. drone strikes in Pakistan in a larger map
Da diese Zahlen zu den Drohnenangriffen ausschließlich auf öffentlichen Medienberichten beruhen, sind natürlich die tatsächlichen zivilen Opferzahlen aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich höher.
Ein von pakistanischen Behörden erstellter Bericht des letzten Jahres deutet vielmehr darauf hin, dass bereits fast 700 Zivilisten ermordet wurden, während man bei diesen Angriffen gerade einmal 14 gesuchte Al-Qaeda Führer tötete.
Die Häufigkeit von unbemannten Drohnenangriffen stieg erwartungsgemäß unter der Obama-Regierung an. So wurden im letzten Jahr 53 Drohnenangriffe gemeldet; das sind mehr als während der gesamten Amtszeit unter George W. Bush, der zweimal vier Jahre im Amt war.
Das ist ein Wahlversprechen Obamas, das er eingehalten hat, da er zugab den US-geführten Krieg gegen den Terror nach Pakistan auszuweiten, sollte er gewählt werden.
Der Friedensnobelpreisträger Obama beantragte im Januar ein Verteidigungsbudget in Rekordhöhe, wobei ein Großteil dieses Geldes dazu verwendet wird weitere unbemannte Predator- und Reaper-Drohnen zu kaufen.
Berichte vom Dezember letzten Jahres enthüllten, dass die Drohnenangriffe weiter ausgeweitet wurden und sich zum ersten Mal bis in die pakistanische Provinz Belutschistan sowie auf Städte Pakistans erstreckten.
Die USA weigern sich weiterhin die Existenz eines unbemannten Drohnenprogramms innerhalb Pakistans offiziell zu bestätigen.
Der Grund dafür ist einfach: Selbst wenn man die hunderten unschuldigen Leben unberücksichtigt lässt, die den Angriffen zum Opfer fielen, handelt es sich bei diesen Angriffen immer noch um ungesetzliche außergerichtliche Exekutionen von Militanten. Auch handelt es sich um einen Verstoß der nationalen Souveränität Pakistans und stellt eine Kriegshandlung dar.
Während die pakistanischen Behörden fortwährend öffentlich ihren Widerstand gegenüber den grenzüberschreitenden Raketenangriffen zum Ausdruck brachten, bei denen hunderte unschuldiger Zivilisten ermordet wurden, merkte das Geheimdienstkomitee des US-Senats dazu an, dass die pakistanische Regierung die Angriffe aktiv unterstützt, indem es Basen zur Verfügung stellt von denen aus die Drohnen gestartet werden.
Der Bericht der New America Foundation kommt zu der Schlussfolgerung, dass, obwohl die Zahl der zivilen Toten hoch ist, sie nicht davon ausgehen, dass ihre Untersuchung das US-Militär dahingehend beeinflussen wird die Verwendung von Drohnen erneut zu überdenken.
„Trotz der Kontroverse um die Drohnenangriffe werden diese wahrscheinlich ein wichtiges Werkzeug der Vereinigten Staaten bleiben um Operationen von Al-Qaeda und den Taliban sowie deren Führungsstrukturen zu zerstören.“