Die extrem hohe Nachfrage nach physischem Gold unterstreicht die Tatsache, dass sich das gelbe Metall nach wie vor in einem soliden säkularen Bullenmarkt befindet. Gold & Silber bleiben weiterhin die ultimativen Versicherungspolicen gegen durchgeknallte Regierungen
Propagandafront.de, 26.04.2013
Der Goldpreiseinbruch im April dieses Jahres hatte wahrhaft historische Ausmaße. Innerhalb von 17 Tagen brach der Goldpreis von USD 1.616,82 auf USD 1.321,77 pro Unze oder um rund USD 295 pro Unze ein. Die Massenmedien beschworen daraufhin den Tod des Goldbullenmarkts – ein Bullenmarkt, der an den meisten Anlegern und den Mainstream-Medien bisher mehr oder weniger unbemerkt vorübergezogen ist: Von 2001 bis 2011 hatte Silber um 850% und Gold um 550% im Preis zulegen können, und selbst nach den aktuellen Korrekturen liegen die Zugewinne der letzten zwölf Jahre bei beiden Metallen immer noch bei weit über 350%.
Und während der Goldpreis derzeit unter der Marke von USD 1.500 pro Unze notiert, sind viele Privatanleger und Schmuckhändler auf der ganzen Welt der Auffassung, dass die Preise abermals zum Kauf einladen.
Die Verknappung bei Goldmünzen kann mittlerweile überall auf der Welt beobachtet werden. Beispielsweise hatte die US-Prägeanstalt in den ersten drei Aprilwochen so viel Gold verkauft wie seit Dezember 2009 nicht mehr. So wurden diesen Monat (bis zum 24.04.2013) bereits 196.500 Unzen Gold verkauft, was gegenüber dem Vormonat mehr als eine Verdreifachung der Verkäufe darstellt –es wäre durchaus denkbar, dass das Allzeithoch vom Dezember 2009 (231.500 Unzen) im April noch überschritten wird.
Und selbst in Großbritannien, dem Land, in dem zwar gerne mit Gold gehandelt wird, dessen Bürger aber nicht gerade dafür bekannt sind, dass sie in Scharen in physisches Gold investieren, ist die Nachfrage nach Anlagemünzen bei der britischen Prägeanstalt explodiert. Laut Shane Bissett, dem Direktor für Anlage- und Sammlermünzen bei der britischen Prägeanstalt, sind die Aprilverkäufe gegenüber dem Vormonat um über 150% in die Höhe geschossen.
Bissett erklärte die Verdreifachung der Nachfrage nach Goldmünzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gegenüber Bloomberg mit den Worten:
„Seit dem Goldpreisrückgang haben wir eine zunehmende Nachfrage nach unseren Gold-Anlagemünzen seitens der großen Münzmärkte feststellen können, und diese Entwicklung zeigt gegenwärtig keinerlei Hinweise auf eine Abschwächung. Die Royal Mint wird ihre Kunden weiterhin beliefern und ihre Produktion ausweiten, um der höheren Nachfrage gerecht zu werden.“
Laut Bloomberg lieferte das britische Finanzunternehmen Standard Chartered Plc in der dritten Aprilwoche so viel physisches Gold nach Indien wie noch nie. Die Ausfuhrmenge lag 20% über dem letzten Rekordhoch. Dan Smith, Analyst bei Standard Chartered Plc, kommentierte das mit den Worten:
„Die Sorge ist wirklich, wie lange das noch anhält … Angesichts der niedrigen Preise stürmen derzeit eine Menge Leute in den Markt, und sie werden sich wahrscheinlich wieder ein wenig zurückziehen, wenn die Preise erneut steigen und sie wieder nachgeladen haben.“
Bank of America merkte zu den jüngsten Entwicklungen am Goldmarkt an:
„Da der Goldpreis nun unter der Marke von USD 1.500 pro Unze liegt, gehen wir mittelfristig von einem Nachfrageanstieg bei der Schmucknachfrage aus und rechnen mit erheblichen Schwierigkeiten bei den Minenunternehmen, sollte der Goldpreis unter USD 1.200 pro Unze sinken. Daher glauben wir auch, dass das Abwärtspotenzial beim Goldpreis auf weitere USD 150 pro Unze beschränkt sein könnte.
Fakt ist vielmehr, dass wir damit rechnen, dass die Schmucknachfrage bis 2016 so ausgeprägt sein könnte, dass der Goldpreis bei über USD 1.500 pro Unze liegen könnte, selbst wenn die Anleger weiterhin als Nettoverkäufer auftreten. Wenn wir uns die Befindlichkeiten von einer anderen Perspektive aus anschauen, so müssten die Anleger – im Vergleich zu den nichtgewerblichen Goldkäufen in 2012 in Höhe von 1.798 Tonnen – lediglich 600 Tonnen Gold kaufen, um den Goldpreis bis 2016 bei USD 2.000 pro Unze zu halten.“
Aber nicht nur die US-Amerikaner, Europäer und Inder schlagen kräftig zu. Auch die Chinesen und andere ostasiatische Länder kaufen derzeit große Mengen Anlagegold, was sich besonders stark bei der australischen Prägeanstalt, der Perth Mint, bemerkbar macht, deren Verkäufe sich in den letzten Tagen verdoppelt haben.
Die chinesischen Einzelhandelsverkäufe haben sich nach dem Goldpreisrückgang der letzten Tage verdreifacht. Ja selbst die japanischen Konsumenten könnten nun nach acht Jahren erstmals wieder als Nettogoldkäufer auftreten, da sie durch den Wertverfall des Yens zunehmend in Gold getrieben werden, so Standard Bank.
Otto Normalverbraucher – gerade in den goldaffinen Regionen der Welt – hält den aktuellen Goldpreis ganz offenkundig für ein Schnäppchen und kauft wieder kräftig nach, und genau das unterstreicht auch die Tatsache, dass sich das gelbe Metall nach wie vor in einem säkularen Bullenmarkt befindet. Inwiefern diese physischen Käufe von Kleinsparern und der Schmuckindustrie die Goldpreisentwicklung kurz- und mittelfristig stabilisieren oder beleben können, bleibt abzuwarten.
Ein maßgeblicher Auslöser für den Goldpreisrückgang der letzten Wochen dürften die physischen Abverkäufe des größten börsennotierten Goldfonds der Welt, SPDR Gold Trust (GLD), gewesen sein. Der SPDR Gold Trust wurde 2004 mit Hilfe des World Gold Council aufgelegt und hat erheblich zu den Goldpreisanstiegen der letzten Jahre beigetragen, weil klassische Aktienanleger so die Möglichkeit hatten, bequem physisches Gold in ihr Portfolio zu holen, ohne sich die Mühe machen zu müssen, die der klassische Goldbug auf sich nimmt, der sein Metall eigenverantwortlich bunkert.
Der SPDR Gold Trust hielt im Januar dieses Jahres noch atemberaubende 1.375 Tonnen Gold – und derzeit hält er nur noch 1.090 Tonnen Gold. Allein dieser Fonds hat also innerhalb von drei Monaten rund 285 Tonnen Gold auf den Markt geworfen! Adam Hamilton von Zeal Intelligence kommentierte diese Zahlen am 12.04.2013 mit den Worten:
„Die Menge an physischem Gold, die der GLD in jüngster Zeit verloren hat, ist atemberaubend. Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Zu Beginn dieser Woche machten Gerüchte die Runde, dass Zypern vielleicht gezwungen sein könnte, seine staatlichen Goldreserven zu verkaufen. Die zypriotische Regierung besitzt 13,9 Tonnen Gold. Aber allein an einem einzigen Handelstag während der Goldkapitulation im Februar musste der GLD 20,8 Tonnen Gold verkaufen! Die Goldversorgung, die jüngst durch den GLD auf den Markt geworfen wurde, übersteigt alles andere.
Warum wirft der GLD so aggressiv Gold auf den Markt? Während es in der Goldwelt wie immer reichlich unsinnige Verschwörungstheorien gibt, ist die Realität weit weniger provokativ. Die Aufgabe des GLD ist es einfach, den Goldpreis nachzuzeichnen. Das World Gold Council, das von den führenden Goldminenfirmen finanziert wird, schuf dieses Goldinvestment im November 2004, um den Aktienanlegern eine leichte, billige und effiziente Möglichkeit zu bieten, Gold in ihre Portfolien zu holen. Die Goldminenfirmen haben also ein direktes Investmentvehikel geschaffen, damit die riesigen Mengen an Aktienmarktkapital dem Gold hinterherjagen können.“
Wenn die Anleger stärker in diesen Fonds stürmen, als der Goldpreis steigt, muss der GLD neue Anteile ausgeben – ansonsten würde sich der Fonds nach oben hin vom Goldpreis abkoppeln. Und umgedreht ist es dasselbe: Gehen die Aktienanleger schneller aus dem GLD als der Goldpreis fällt, muss der Fonds die Anteile wieder aufkaufen, sonst würde er schneller fallen als der Goldpreis. Und um diese Aufkäufe zu finanzieren, muss er das gehaltene Gold auf den Markt werfen.
Die Aktienanleger, eher nicht die klassischen Goldbugs, sind also in Scharen aus dem GLD verschwunden und haben den Fonds gezwungen, gigantische Mengen an Gold auf dem Markt zu werfen, da der Fonds sonst nicht mehr den Goldpreis nachgezeichnet hätte, sondern bedeutend unter den aktuellen Goldpreis gefallen wäre. Diese Erhöhung auf der Angebotsseite dürfte einen erheblichen Beitrag zur jüngsten Goldpreiskorrektur geleistet haben.
Wo sind diese Anleger hin? In Aktien natürlich. Der Dow Jones Industrial Average ist in den letzten Monaten von einem Rekordhoch zum nächsten geklettert und viele weitere weltweite Aktienmärkte befinden sich zurzeit ebenfalls im Aufwind. Inwiefern die aktuellen Abverkäufe der börsennotierten Goldfonds durch die Privatanleger, die in physisches Gold gehen, kompensiert werden können, bleibt abzuwarten.
Laut dem renommierten Goldbug und Zykliker Martin Armstrong bliebe das gelbe Metall auch dann noch in seinem säkularen Bullenmarkt, wenn es eine weitere Abwärtskorrektur auf bis zu USD 900 pro Unze hinlegen würde. Im Hinblick auf die aktuell außerordentlich hohe Nachfrage nach Goldmünzen durch die weltweiten Sparer schrieb Armstrong am 25.04.2013:
„Der Anstieg bei der Nachfrage nach Goldmünzen bei der australischen Prägeanstalt, der US-Prägeanstalt und der kanadischen Prägeanstalt verdeutlicht, dass der grundlegende langfristige Goldbullenmarkt weiterhin intakt bleiben dürfte. Man sollte sich in der Tat eher auf Anlagemünzen konzentrieren, anstatt auf Goldbarren, wenn es um physische Käufe geht.
Aus Marktperspektive heraus ist die jüngste Erholung aber immer noch nicht sonderlich beeindruckend. Die erste technische Widerstandslinie verläuft zwischen USD 1.475 und USD 1.545 pro Unze. Wir bräuchten jedoch einen Tagesschlusskurs von über USD 1.592 pro Unze, nur um uns von dem größeren Verkaufsdruck eine Erholung zu verschaffen.
Idealerweise müsste dem Hoch des Jahres 2011 ein Tief in 2013 folgen, dem dann bis zum Jahr 2017 eine Rally folgt, die jedoch erst Herbst 2015, nachdem sich das Economic Confidence Model umgekehrt hat, in die Übergangsphase [sehr steile Anstiege] wechselt …“
Armstrong geht davon aus, dass es auf Dollarbasis aller Vorausschau nach einen weiteren Korrekturschub geben dürfte, bevor der oben beschriebene Kursverlauf eingeschlagen wird.
Der säkulare Goldbullenmarkt ist keinesfalls tot. Das gelbe Metall gehört zu den ultimativen Versicherungen gegen durchgeknallte Regierungen. Und dass die Regierungen – speziell die der Euroländer – völlig durchgeknallt sind, dürfte keinem aufmerksamen Beobachter entgangen sein.
Gegenwärtig zeichnet sich in Europa der bedeutende Trend ab, auf Vermögende Hatz zu machen. Steuerhinterziehung wird in den Massenmedien nicht als grundlegendes Menschrecht gefeiert – wie es Logik und Moral gebieten –, sondern als Verbrechen charakterisiert.
Die EU und die politischen Vertreter der Eurozone vernichten hier also aktiv das Geschäftsklima und vertreiben produktive Kräfte wie auch Kapital aus Europa – alles in dem verzweifelten Versuch, an Gelder zu gelangen, um all die Versprechungen und Schuldenberge, die von den europäischen Regierungen aufgetürmt worden sind, irgendwie zu finanzieren, damit der Status Quo aufrecht erhalten werden kann.
Ein Haircut bei den Sparern gilt spätestens seit Zypern als mögliche Blaupause zur Lösung des EU-Staatsschuldendebakels, und mittlerweile geben bereits regierungsnahe Berater den Euro auf und räumen der europäischen Einheitswährung nur noch minimale Überlebenschancen ein. Professor Kai A. Konrad, der Vorsitzende des Wissenschaftsbeirats beim Bundesfinanzministerium, erklärte in einem Zeitungsinterview vor wenigen Tagen: „Sagen wir es so: Europa ist mir wichtig. Der Euro nicht. Und dem Euro gebe ich mittelfristig nur eine begrenzte Überlebenschance.“
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Kapitalvernichtung und das Anheizen der Kapitalflucht in der Eurozone bis zur logischen Konsequenz getrieben werden dürften. Bisher konnte noch nie in der Geschichte der Menschheit beobachtet werden, wie ein Staat mit friedlichen Mitteln nachhaltig zurückgebaut worden wäre. Die Staaten brechen vielmehr an all ihren Schulden und Versprechungen zusammen – so ist der Lauf der Dinge.
Allein schon die Jugendarbeitslosenquoten in der Eurozone zeigen, dass Europa ein einziges gigantisches Pulverfass ist, das jederzeit explodieren kann, und auch die allgemeine Arbeitslosenquote in der EU kennt nur eine Richtung: Nach oben.
Aus welcher Perspektive man es auch betrachten mag, die Staatsschuldenkrise in Europa – die gleichzeitig immer auch eine Euro-Krise ist – dürfte sich in den kommenden sechs Monaten weiter zuspitzen. Anleger und Sparer sind daher gut beraten, über den Erwerb physischer Edelmetalle nachzudenken – wobei der Kaufpreis zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der desaströsen Lage Europas vielleicht gar nicht mehr so wichtig ist.
Wen interessiert es schon, ob Gold und Silber tatsächlich noch einmal auf USD 900 bzw. USD 16 pro Unze absinken, bevor der säkulare Bullenmarkt die Metalle auf neue Dollarhochs treibt. Gibt es den Euro dann überhaupt noch, und wenn ja, was ist er dann noch wert? Kommt es zum Haircut bei den Sparern? Ziehen noch mehr radikale und separatistische Bewegungen in die europäischen Parlamente ein? Gibt es demnächst Revolutionen und Bürgerunruhen?
Die Lage ist jedenfalls prekär. Genießen Sie die beschauliche Ruhe in Deutschland, im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern herrschen hierzulande immer noch paradiesische Zustände – noch.