Propagandafront.de, 28.05.2014

Während die westlichen Aktienindizes auf einer Welle der Euphorie reiten und von einem Allzeithoch zum nächsten schießen, hält die Schwächephase bei den Edelmetallen weiter an. Der Goldpreis fiel am Dienstag von rund USD 1.290 auf USD 1.263,40 pro Unze – das ist ein 3½-Monatstief. Mit einem Preiseinbruch von 2,3% war es der stärkste Tagesrückgang für Gold seit Dezember vergangenen Jahres.

Dieser drastische Preisrückgang folgte auf eine extrem ruhige Phase. Gold, das für seine sehr hohen Kursschwankungen bekannt ist, hatte noch in der Vorwoche die geringste 30-Tage-Volatilität der letzten 12 Monate. Das gelbe Metall notierte über 4 Wochen in einer sehr engen Handelsspanne; die Tagesschlusskurse lagen immer zwischen USD 1.283 und USD 1.311 pro Unze.

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Netdania.com – 12-Monats-Goldpreischart auf Tagesbasis in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

Befindet sich Gold abermals auf dem Weg zu neuen Tiefs? Es gibt einige Hinweise, die nahelegen, dass der Goldpreis in den kommenden Tagen und Wochen im Rahmen seines zyklischen Bärenmarkts neue Tiefs testen könnte. Im Folgenden werden wir uns kurz ein paar dieser Punkte anschauen:

Die bedeutenden westlichen Aktienindizes notieren nahe oder auf Allzeithochs. Der Dow Jones Industrial Average, der weiter gefasste S&P 500 Index und der Deutsche Aktienindex notieren zurzeit auf Allzeithochs. Die Aktienanleger schwimmen auf einer Welle der Euphorie, was für Gold und Silber oftmals von Nachteil sein kann.

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Der DAX konnte in den letzten 12 Monaten um 17% zulegen. Beim Dow Jones lagen die Zugewinne bei 8% und der S&P 500 Index hat sich unterdessen um 15% verteuert. Gold ging im selben Zeitraum um 8% im Preis zurück, während der kleine verrückte Bruder von Gold um 14% im Preis nachgab. In einem solchem Umfeld dürften nur die härtesten Gold- und Silberbugs an ihren physischen Beständen festhalten.

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Die jüngsten Einbrüche bei der Goldinvestmentnachfrage müssen als spektakulär bezeichnet werden. Zahlreiche unbestechliche Goldmarktexperten sind der Auffassung, dass die Goldinvestmentnachfrage der mit Abstand wichtigste Preistreiber für Gold ist. Letzte Woche wurde bekannt, dass die Goldinvestmentnachfrage in China und Indien – den beiden weltgrößten Goldkonsumenten – im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 55% bzw. 54% zurückgegangen ist. In den USA lag der Rückgang bei 13% und in Europa bei 7%.

Am 27.05.2014 wurden neue Zahlen veröffentlicht: Die chinesischen Goldeinfuhren über Hongkong sind im April auf ein 14-Monatstief eingebrochen. Die Chinesen haben gegenwärtig mit einer enormen Zunahme an faulen Krediten (5-Jahreshoch), stark rückläufigen Exporten, einer Immobilienkrise und einer sehr schwachen Währung (19-Monatstief) zu kämpfen.

Aus querdenkerischer Sicht heraus wäre eigentlich damit zu rechnen, dass das Ende des zyklischen Goldbärenmarkts mit einer extrem bärischen Stimmung einhergeht. Diese ist derzeit aber nicht zu erkennen – die Goldspekulanten sind immer noch recht bullisch. Beispielsweise liegt der Hulbert Gold Newsletter Sentiment Index (HGNSI) aktuell bei -3,3%. Mark Hulbert merkte dazu am 27.05.2014 an:

„Das legt nahe, dass der durchschnittliche kurzfristige Goldspekulant aktuell von der Seitenlinie aus zusieht und weder auf einen steigenden Goldpreis noch auf einen fallenden Goldpreis wettet. Im Vergleich dazu stand der HGNSI vor einem Monat noch bei -16,7%. Der durchschnittliche Goldspekulant ist trotz der Nettorückgänge des letzten Monats heute also weniger bärisch als vor vier Wochen. Das ist aus querdenkerischer Sicht nicht gerade ein ermutigender Trend.“

Hulbert weist darauf hin, dass aktuell immer noch die extrem bärische Einstellung fehle, die mit bedeutenden Goldpreistiefs einhergehen würde, so wie es im Juni und Dezember vergangenen Jahres der Fall war, wo der HGNSI bei -56,7% bzw. -36,7% lag.

„Bei beiden Tiefs war die Stimmung wesentlich bärischer, als wir es derzeit beobachten können, und in beiden Fällen legte Gold – genauso wie es die Querdenker erwartet hatten– im Anschluss eine Rally hin: 19% nach dem Juni-Tief und 16% nach dem Dezember-Tief.“

Darüber hinaus gibt es bei Gold saisonale Schwankungen und der Monat Juni ist in den letzten 30 Jahren eher ein Monat gewesen, wo es zu Verlusten kam, anstatt zu Gewinnen. Aus saisonaler Sicht kommt es beim Goldpreis erst ab Anfang Juli wieder zu Anstiegen.

Der säkulare Goldbullenmarkt lässt dem zyklischen Goldbärenmarkt noch jede Menge Spielraum für weitere Rückgänge, ohne dass dadurch der langfristige Preisanstieg des Metalls zunichte gemacht würde. David Tablish schrieb dazu am 11.05.2014:

„Im Folgenden sehen Sie einen weiteren Langfristchart für Gold, den ich bereits seit Jahren verfolge und der uns all die wundervollen Chartmuster zeigt, die sich während der Bullenmarktjahre ausgebildet hatten. Dieser Chart zeigt, dass der säkulare Goldbullenmarkt intakt bleiben könnte, solange der Goldpreis nicht unter die untere Trendlinie unseres letzten Konsolidierungsmusters – dem großen blauen fallenden Keil – fällt. Dieser Chart zeigt, dass der Goldpreis noch ziemlich stark fallen könnte und dabei immer noch innerhalb des großen blauen fallenden Keils bliebe, der als Konsolidierungsmuster fungiert.“

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Das gelbe Metall könnte bis auf USD 900 pro Unze fallen, ohne dass dies der langfristigen Aufwärtsentwicklung schaden würde – beim Goldbullenmarkt wäre also selbst nach einem weiteren Kursrückgang von über USD 300 pro Unze immer noch alles im grünen Bereich.

Es bleibt abzuwarten, wie sich Gold kurz- und mittelfristig entwickeln wird. Vor dem Hintergrund der extrem schwachen Investmentnachfrage wäre es jedoch keine Überraschung, wenn das Metall weiter nach unten tendiert und vielleicht sogar nach neuen Tiefs Ausschau hält.

Es bedarf eines Auslösers, der die Verbraucher wieder in physische Goldprodukte treibt. Aktuell ist es in der westlichen Welt jedoch ziemlich ruhig. Die Ukraine-Krise hat sich wieder ein klein wenig abgekühlt, die Staatsschulden- und Bankenkrise in der Eurozone – die wieder mit aller Gewalt ausbrechen wird – existiert nicht mehr, glaubt man den Politikern und den Massenmedien, und auch sonst scheint im großen Ganzen alles Friede, Freude Eierkuchen. Diese Ruhe wird nicht ewig anhalten, doch solange sie anhält, dürften bedeutende Preisanstiege bei Gold und Silber auf sich warten lassen.

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