Henry Bonner, Sprott Asset Management, 24.06.2014

Charles Oliver verwaltet den Sprott Gold & Precious Minerals Fund, der vornehmlich in Gold- und Silberminenaktien und Explorationsunternehmen investiert. Das letzte Mal, als ich mit Herrn Oliver sprach, sagte er, dass die Fundamentaldaten für Gold aufgrund des historischen Dow Jones/Gold-Verhältnisses immer noch attraktiv seien. Und nun unterhielten wir uns wieder in Toronto:

Welche Auslöser könnten Gold kurzfristig weiter nach oben treiben?

„Nun, obwohl die Bankbilanzen seitens der US-Notenbank riesige Geldzuflüsse erhalten haben, hat sich die Geldumlaufgeschwindigkeit, die sehr große Auswirkungen auf die Inflation hat, nicht großartig verändert. Das erklärt auch, warum sich die Gelddruckerei bisher noch nicht in Inflation verwandelt hat.

Die Staaten haben Kredite zu 0% vergeben und die Banken können einen kleinen Gewinn erzielen, indem sie das Geld dann wieder an den Staat verleihen. Im Ergebnis bleiben die Gelder weiterhin in den Bankbilanzen, aber das könnte sich schon bald ändern.

Die Reduzierung der quantitativen Lockerungsmaßnahmen durch die Fed – die bisher bereits von USD 85 Milliarden auf USD 35 Milliarden pro Monat abgesenkt wurden – ist aus dem Bauch heraus schlecht für Gold. Aber es ist auch ein Hinweis darauf, dass die Banken wieder gesünder werden, und das könnte bedeuten, dass sie damit beginnen werden, die Gelder in die weiter gefasstere Wirtschaft zu drücken. Im Ergebnis könnte die Geldumlaufgeschwindigkeit wieder anziehen.

Die 70er Jahre sind ein klassisches Beispiel dafür: Die Banken – und die Unternehmen – machten sich anfangs Sorgen über die Wirtschaft und hielten daher zunächst an ihrem Geld fest. Doch als sie die erste inflationäre Brise spürten, suchten sie schnell nach Wegen, dieses Geld auszugeben. Durch die steigenden Nominalpreise wurde es auf einmal zu einer guten Idee, irgendwelche Sachen zu kaufen – man würde für das Halten dieser Dinge wie Immobilien oder Öl ja bezahlt werden, da ihre Preise ja stiegen. Das sorgte für einen Teufelskreis, bei dem der US-Dollar zunehmend an Wert verlor.“

Wie geht es mit Gold weiter?

„Ich würde sagen, dass Gold Ende dieses Jahrzehnts bei USD 5.000 pro Unze liegt. Natürlich schauen ein die Leute dann an, als sei man verrückt, wenn man mit einer solch großen Prognose aufwartet – aber in Wirklichkeit ist es keine so große Prognose, wenn man sich das historische Verhältnis zwischen dem Goldpreis und dem Dow Jones Industrial Average anschaut.

2002 sagte ich, dass Gold auf rund USD 1.000 pro Unze klettern würde. Als wir dieses Preisziel dann in 2005 und 2006 trafen, fing ich damit an, einen Goldpreis von USD 2.000 pro Unze zu prognostizieren. Und heute sage ich, dass Gold bei seinem nächsten Aufwärtsschub wahrscheinlich auf USD 5.000 pro Unze steigen wird.

Wenn man sich die Goldpreisentwicklung von 1976 bis 1980 anschaut, dann hat sich der Preis des Metalls während dieser Phase verachtfacht. Würde Gold diese Performance abermals wiederholen, läge das Metall am Ende dieses Jahrzehnts bei über USD 8.000 pro Unze. Ich habe keine Ahnung, ob es dieses Mal zu einer Wiederholung dieser Entwicklung kommen wird, aber es sagt einem zumindest, dass ein Goldpreis von USD 5.000 pro Unze nicht im Bereich des Undenkbaren liegt.

Der Markt ist irrational. 2013 kam es zu einem massiven Rückgang, aber wenn man sich die Fundamentaldaten anschaut, ist es schwer, einen Grund dafür auszumachen, warum der Markt auseinanderbrach. Die quantitative Lockerung war damals immer noch stark; China importierte eine Menge Gold – rund 40% der weltweiten Goldproduktion des vergangenen Jahres. Und im Hinblick auf die Zukunft kann ich mir vorstellen, dass China auch weiterhin ein bedeutender Marktakteur sein und jede Menge Gold kaufen wird. Diese Machtverschiebungen werden letztlich auch zum Niedergang des US-Dollars führen.“

Wird Gold seinen Anstieg schon in diesem Jahr einleiten?

„Ich würde sagen, dass Gold bis Ende dieses Jahres auf USD 1.600 bis USD 2.000 pro Unze klettern könnte. Aber ich bin natürlich auch überrascht darüber, wie lange dieser Markt braucht, um sich zu erholen. Ich bin mir nicht sicher, wann dieser Markt wieder aufwachen und zu neuem Leben erwachen wird.

Ich sehe ein kurzes Zeitfenster in den nächsten paar Monaten, wo sich der Goldpreis erholen könnte, weil der Goldpreis von März bis Juni eher dazu neigt, sich schlecht zu entwickeln. Gold tendiert dazu, sich im Juli und August besser zu entwickeln – falls also irgendetwas passieren sollte, könnte der Goldpreis bereits in diesem Jahr abheben.“

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