Lawrence Williams, Mineweb.com, 15.07.2014

Unser am Montag veröffentlichter Artikel über eine mögliche Preisdrückung von Gold und Silber stand gerade einmal wenige Stunden auf Mineweb.com, und schwupps, kurz darauf scheint genau das dann auch eingetreten zu sein. Laut verschiedenen Meldungen wurden zu Handelsbeginn in New York riesige USD 1,37 Milliarden an Gold-Futures auf den Markt geworfen.

Das hatte zur Folge, dass der Goldpreis zunächst um USD 20 pro Unze nachgab, bevor er sich wieder ein klein wenig erholte und im weiteren Verlauf knapp über der Marke von USD 1.300 pro Unze stabilisierte. Auf diesem Niveau konnte sich Gold dann auch während des Übernachthandels und während der Morgenhandels in Europa halten.

Am Dienstagmorgen zeigte Gold zunächst eine gewisse Stärke, die das gelbe Metall wieder über die Marke von USD 1.310 pro Unze hob, was auf mehr Widerstandskraft hinzudeuten scheint, als die Verkäufer von Montag vielleicht erwartet hatten. Silber ist Gold gefolgt, wie es so oft der Fall ist.

Bevor der Londoner Handel am Montag begann, hatte es bereits einige starke Abverkäufe gegeben, woraus die massiven Verkäufer – die ohne Zweifel große Short-Positionen halten – sofort Vorteil schlugen. Der Goldpreis wurde am Montag insgesamt um rund USD 35 pro Unze nach unten gehämmert.

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Netdania.com – Goldpreis auf Stundenbasis in US-Dollars. Zum Vergrößern anklicken.

Wir vermuten, dass die massiven Papiergold-Verkäufer ihr gewünschtes Ziel nicht ganz erreicht haben, und es könnte durchaus sein, dass hier noch mehr auf uns wartet, damit der Goldpreis die psychologische Marke von USD 1.300 pro Unze nach unten hin durchbricht – ein neuer Versuch, um Gold vielleicht weitere USD 100 pro Unze in die Tiefe zu treiben.

Fakt ist, dass damit viel Geld gemacht werden könnte – der Preis wird gedrückt, dann werden Rückkäufe getätigt und als nächstes lässt man den Preis wieder steigen. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass an den heutigen Finanzmärkten nicht mit fairen Mitteln gekämpft wird.

Und dann haben wir natürlich noch die Analysten der Großbanken, allen voran Jeffrey Currie von Goldman Sachs, der seine Auffassung, dass Gold bis Ende dieses Jahres weiter fallen würde, abermals bekräftigt hat, und das obwohl die Fundamentaldaten eigentlich das Gegenteil nahelegen.

Currie hält weiter an seiner Prognose fest und rechnet damit, dass Gold Ende 2014 bei USD 1.050 pro Unze liegt. Angesichts der Tatsache, dass Goldman Sachs von vielen Akteuren in der Finanzbranche für allwissend gehalten wird, besteht natürlich die Gefahr, dass es sich bei solchen Preisprognosen um selbsterfüllende Prophezeiungen handelt. Von denjenigen, die große Goldpreisanstiege voraussagen, verfügt niemand über die Feuerkraft der Großbanken, die derzeit das genaue Gegenteil prognostizieren.

Ja, Gold macht aktuell einen potenziell schwachen Eindruck, was auch der Grund dafür sein könnte, dass diejenigen, die über die entsprechende finanzielle Feuerkraft verfügen, den Moment ausnutzen könnten, um den Preis weiter nach unten zu treiben:

  • Die Medienberichterstattung über die weltweit bedeutendsten Krisenherde – Ukraine, Irak und Syrien – scheint abgeklungen zu sein, obwohl hier zweifelsohne neue beunruhigende Entwicklungen kommen werden, die die Aufmerksamkeit der Leser abermals auf sich ziehen werden.
  • Indien hat seine goldfeindlichen Importrestriktionen, mit der das indische Außenhandelsdefizit unter Kontrolle gebracht werden soll, bisher nicht gelockert.
  • Und die chinesische Goldnachfrage scheint sich im Vergleich zu den Rekordeinfuhren des letzten Jahres abzuschwächen. Nichtsdestotrotz liegen die aktuellen chinesischen Goldimporte immer noch weit über denen des Jahres 2012, dem zweitstärkten chinesischen Goldimportjahr aller Zeiten.

Ja richtig, der Ausverkauf bei den börsennotierten Goldfonds (ETFs) scheint aufgehört zu haben. Die Fonds sind im bisherigen Jahresverlauf wieder als Nettokäufer aufgetreten. Fakt ist aber auch, dass jede weitere Goldpreisdrückung zur Folge haben wird, dass diese ETF-Bestände abermals Risiken ausgesetzt sind, auch wenn weitere Abverkäufe dieses Mal schwieriger sein dürften, wenn man bedenkt, dass die meisten wirklich schwachen Hände bereits aus ihren Positionen ausgestiegen sind.

Im Gold- und im Silbermarkt gibt es zurzeit jedenfalls jede Menge tief verschanzter Positionen, und zwar auf beiden Seiten – auf Seiten derer, die mit einem steigenden Goldpreis rechnen, wie auch auf Seiten derer, die vom Gegenteil ausgehen.

Man könnte davon ausgehen, dass diejenigen, die sich aus welchen Gründen auch immer einen niedrigeren Goldpreis wünschen, kurzfristig im Vorteil sind, aber langfristig gesehen rechnen wir damit, dass sich die Fundamentaldaten durchsetzen werden. Es könnte aber durchaus sein, dass das erst passiert, wenn es das Big Money so haben will.

Gold ist berüchtigt dafür, dass sich die Anleger die Finger daran verbrennen, und das kann auch den Schwergewichten passieren. Wir haben es jedenfalls wieder mit sehr interessanten Zeiten zu tun.

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