Nigel Farage, ukip.org, 08.07.2015
(an Herrn Tsipras gerichtete) Rede vor dem EU-Parlament v. 08.07.2015

Was wir hier heute Morgen in diesem Parlament gesehen haben – ja in der Tat in ganz Europa gesehen haben –, sind unvereinbare kulturelle Unterschiede zwischen Griechenland und Deutschland. Es ist eine Spaltung zwischen dem Norden und den Süden Europas. Das europäische Projekt beginnt in Wahrheit gerade zu sterben.

Niemand hier in diesem Raum erkennt an, dass die Völker Europas erklären, dass sie nie gefragt worden sind, ob sie das überhaupt wollen oder nicht. Es wurde ihnen einfach aufgezwungen und wir müssen begreifen, warum die Europäische Währungsunion nicht funktioniert.

Diese Monster – Kohl und Mitterand, die von dem cleveren, aber gefährlichen Delores unterstützt wurden – glaubten, dass auf die Einführung einer Wirtschafts- und Währungsunion automatisch auch eine politische Union folgen würde. Dass es eine Akzeptanz für dieses Projekt geben würde und Nordeuropa und Südeuropa miteinander vereint würden. Dass wir anfangen würden, uns alle zu lieben; dass wir alle damit beginnen würden, eine europäische Identität in uns zu verspüren; dass wir alle damit beginnen würden, eine Loyalität gegenüber der [EU-]Flagge und [EU-]Hymne zu entwickeln.

Und denjenigen von uns, die das kritisierten, wurde natürlich erklärt, dass wir Extremisten seien und uns die Vision fehlen würde. Eine Vision, die uns nicht fehlte, ist, dass wir verstanden haben, dass die Länder Europas unterschiedlich sind und dass, wenn man versucht, verschiedene Völker und verschieden Wirtschaften zusammen zu zwingen, ohne zunächst einmal die Zustimmung dieser Völker einzuholen, es unwahrscheinlich ist, dass es funktioniert, und der Plan ist dann ja auch gescheitert.

Es ist nicht nur Griechenland, worüber wir heute hier sprechen – alle südeuropäischen Länder finden sich nun in der falschen Währung wieder und es gibt praktisch niemanden in der politischen Arena, der über den Mut verfügt, nach vorne zu treten und das offen auszusprechen. Ja ich bin der Meinung, dass der Kontinent nun in den Norden und den Süden gespalten ist – es gibt eine neue Berliner Mauer und die nennt sich Euro. Die alten Feindseligkeiten sind wieder aufgeflammt. Man muss sich ja nur anhören, wie der der deutsche Führer der CDU-Gruppe Herrn Tsipras heute Morgen hier attackierte. Das war einfach nur widerwärtig, aber es zeigt die Art, wie der Norden und Süden übereinander denken.

Herr Tsipras, Ihr Land hätte dem Euro niemals beitreten dürfen, und ich glaube, dass Sie das auch anerkennen. Aber die Großbanken, die großen Konzerne und die große Politik haben sie in den Euro gezwungen. Goldman Sachs, die deutschen Waffenhersteller – sie alle waren sehr glücklich, als die Rettungsmaßnahmen anliefen. Sie waren nicht für das griechische Volk, diese Rettungen waren für französische, deutsche und italienische Banken. Sie haben ihnen rein gar nichts gebracht. All diese Jahre der Austerität, die Jahre hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Armut – nichts davon hat funktioniert. Fakt ist, dass ihr Schulden/BIP-Verhältnis von 100% zu Beginn der Krise auf aktuell 180% gestiegen ist. Es wäre reiner Irrsinn Sir, diesen Kurs weiter fortzusetzen.

Sie sind sehr mutig gewesen. Sie haben ein Referendum einberufen. Als einer Ihrer Vorgänger dasselbe versuchte, wurde er von den Brüsseler Fieslingen entfernt. Und sie gaben auch dieses Mal wieder ihr Bestes – Herr Juncker sagte, Sie müssten den Euro und die Europäische Union verlassen. Selbst Herr Schulz, der Präsident des EU-Parlaments – also jemand, der eigentlich neutral sein müsste – sagte, dass sogar die Stromversorgung ausfallen könnte, würde Griechenland mit Nein stimmen. Es gab Drohungen und Nötigungen, aber die Griechen standen ihren Mann. Aber Sir, Sie können halt nicht alles haben. Diese Menschen werden Ihnen nichts mehr geben. Sie können es sich gar nicht leisten, denn würden sie Ihnen noch mehr geben, müssten sich auch den anderen Ländern der Eurozone mehr geben.

Ihr Augenblick ist jetzt also gekommen, und ganz ehrlich, wenn Sie den Mut dazu haben, dann sollten Sie das griechische Volk erhobenen Hauptes aus der Eurozone hinausführen. Holen Sie sich Ihre Demokratie zurück; holen Sie sich die Kontrolle über Ihr Land zurück. Geben Sie Ihrem Volk die Führung und die Hoffnung, nach denen es sich sehnt. Ja, die ersten Monate werden schwer werden, aber mit einer abgewerteten Währung und mit den Freunden Griechenlands überall auf dem Planeten werden sie sich auch wieder erholen.

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