Die weltweiten Währungen und Rohstoffe zeigten in den letzten Wochen wieder Schwäche. Es könnte sein, dass es demnächst zu weiteren drastischen Einbrüchen kommen wird, so wie wir sie bereits ab Sommer 2014 sahen

David Tablish, Rambus1.com, 15.07.2015

Heute würde ich Ihnen gerne ein paar Charts zeigen, die uns vielleicht darüber Aufschluss geben können, ob sich auch der zweite Teil des anhaltenden Deflationsszenarios bewahrheiten wird, das vor rund 12 Monaten erstmals richtig an Fahrt aufnahm.

Wie Sie wissen, brach der US-Dollar aus einer massiven Basis aus, während die meisten Rohstoffe im Preis fielen. Den überwiegenden Teil des Jahres 2015 hatten die Rohstoffe dann eine Konsolidierung in Form einer Seitwärtsbewegung durchgeführt. Der US-Dollar müsste nun abermals nach oben ausbrechen, damit es bei den Rohstoffen tatsächlich zu dem zweiten Abwärtsschwung kommt.

Der US-Dollar

Der US-Dollar-Index hat im März dieses Jahres sein Hoch ausgebildet und dabei ein Umkehrmuster geschaffen. Nachdem der US-Dollar im Mai fast auf sein Preisziel gefallen war, gab es eine schöne Erholung, woraufhin Mitte Juni ein erneuter Rückgang auf sein vorangegangenes Tief bei rund 93 Punkten folgte. Man könnte auch sagen, dass es sich hierbei um ein Doppeltief handelt. Das Tief auf der rechten Seite des potentiellen Doppeltiefs hat eine umgekehrtes Schulter-Kopf-Schulter-Formation geschaffen und am Mittwoch die potentielle Nackenlinie touchiert. Der US-Dollar notiert derzeit also an einem charttechnisch außerordentlich wichtigen Punkt:

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Der nächste Chart ist ein langfristiger US-Dollar-Chart, der uns die große Impulsbewegung zeigt, die im Juli letzten Jahres ihren Anfang nahm und die wir von Beginn an im Auge behielten. Achten Sie hierbei bitte auch auf die kleineren roten Konsolidierungsmuster, aus denen diese Impulsbewegung besteht. Überdies ist zu sehen, dass der blaue, auseinandergehende, nach unten weisende Keil bedeutend größer ist als irgendeines der kleinen roten Konsolidierungsmuster. Das sagt uns, dass es sich bei dem blauen auseinandergehenden Keil aller Vorausschau nach um ein Zwischenmuster handelt, das die erste Impulsbewegung von der nun möglicherweise bevorstehenden zweiten Impulsbewegung trennt. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, ob der Ausbruch und der Backtest an der oberen blauen Linie bestätigt werden. Bisher ist alles im grünen Bereich.

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Der nächste Chart ist ein sehr langfristiger Monatschart, der die zwei fraktalen Bodenformationen zeigt, die sich in der Tat verblüffend ähnlich sehen. Schauen Sie sich bitte die riesige Rally an, die der US-Dollar hinlegte, nachdem der Druck aus Basis Nr. 2 freigesetzt wurde.

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Beim nächsten Monatschart des US-Dollars schauen wir uns Basis Nr. 2 genauer an, wofür wir einen Kerzenchart nehmen. Wenn Sie eine Serie weißer Kerzen sehen, speziell auf einem Monatschart, dann wissen Sie, dass es sich um einen Aufwärtsimpuls handelt. Wenn Sie eine Serie schwarzer Kerzen sehen, dann wissen Sie, dass es ein Abwärtsimpuls ist. Sollte es dem US-Dollar gelingen, im Juli mit einem deutlichen Anstieg aus dem Handel zu gehen, wäre dies die erste weiße Kerze, und das wäre notwendig, um den nächsten Aufwärtsimpuls einzuleiten.

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Auf dem letzten langfristigen US-Dollar-Chart, den ich Ihnen zeigen möchte, sieht man einen riesigen bullischen fallenden Keil. Ich sagte damals, dass man bei dem Backtest an der oberen blauen Linie (kleiner brauner Kasten) nach Stützung Ausschau halten sollte. Das Worst-Case-Szenario wäre ein Test der verlängerten Nackenlinie bei knapp 92 Punkten gewesen. Bisher hat diese blaue Linie als Stützung funktioniert.

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Der nächste Chart ist ein Kombinationschart mit dem US-Dollar oben und Gold unten. Bei der jüngsten US-Dollar-Rally kam es nach dem Hoch zu einer 38%igen Korrektur, während Gold lediglich eine Seitwärtsbewegung innerhalb seines 2-jährigen abfallenden Keils hinlegte. Was auffällt, ist die Serie von tieferen Tiefs und tieferen Hochs bei Gold, die seit Anfang des Goldbärenmarkts vor knapp 4 Jahren zu beobachten ist. Schauen Sie sich bitte auch die gegenteilige Preisentwicklung während der Bullenmarktjahre auf der linken Seite des Charts an, wo Gold eine Serie höher Hochs und höherer Tiefs hinlegte.

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Der Australische Dollar

Im Folgenden werden wir uns einige wichtige Währungen anschauen. Vielleicht erfahren wir dadurch, ob der US-Dollar jetzt ein Tief ausgebildet hat und sich wieder in die Höhe bewegt. Der Australische Dollar, bei dem es sich um eine Rohstoffwährung handelt, ist mit einem Breakout-Gap aus seinem Schulter-Kopf-Schulter-Muster nach unten hin ausgebrochen.

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Der Wochenchart für den Australischen Dollar weist eine kleinere Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierung innerhalb eines bedeutenden Abwärtsimpulses aus. Zuvor war die Währung aus ihrem riesigen Schulter-Kopf-Schulter-Hoch nach unten hin ausgebrochen. Das jüngste Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster war lediglich eine Pause, bevor es weiter abwärts ging. In dieser Abwärtsbewegung befinden wir uns gerade:

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Der Euro

Der Euro ist der größte Bestandteil des US-Dollar-Indexes, daher müsste er uns eigentlich einige Hinweise liefern, die uns dabei helfen, die Ereignisse beim US-Dollar zu verstehen. Der untenstehende Tageschart des Euros weist ein 6-Punkte-Diamant-Konsolidierungsmuster aus, das sich seit dem Tief vom März dieses Jahres entwickelt hat. Nach einem starken Backtest mit einer Insel-Umkehr scheint es nun so zu sein, als würde der Ausbruch wieder an Fahrt aufnehmen.

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Der Yen

Der Japanische Yen ist eine weitere wichtige Währung. Auf dem Chart ist zu sehen, dass der Yen vor ein paar Wochen aus seinem rechteckigen Konsolidierungsmuster ausbrach und danach einen starken Backtest mit einer Insel-Umkehr hinlegte.

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Der langfristige Wochenchart des Yen zeigt den Bärenmarktrückgang und das kleine rote rechteckige Konsolidierungsmuster, das lediglich ein weiteres Puzzlesteinchen darstellt.

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Der Schweizer Franken

Wir werden uns nun noch eine letzte Währung anschauen, den Schweizer Franken. Wie auf dem Chart zu sehen ist, hat der Schweizer Franken ein schräges Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster gebildet, das vor rund zwei Wochen mit einem Brackout-Gap nach unten hin einbrach. Der Backtest wurde letzten Freitag abgeschlossen und am Mittwoch bildete der Schweizer Franken im Rahmen seiner aktuellen Abwärtsbewegung ein neues Tief aus.

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Wenn wir uns all die anderen Währungen so anschauen, erkennen wir, dass seit dem März-Tief dieses Jahres eine Konsolidierung stattfand und diese Konsolidierungsmuster in den letzten 2 Wochen nach unten hin durchbrochen wurden, während in den meisten Fällen auch schon Backtests stattfanden.

Wir sollten dabei im Hinterkopf behalten, dass sich diese Konsolidierungsmuster nach sehr starken Rückgängen ausgebildet haben, und genau das ist es, was wir im Rahmen eines starken Abwärtsimpulses sehen wollen, der aus verschiedenen kleinen Konsolidierungsmustern bestehen kann. Nachdem man bei einer starken Impulsbewegung das dritte kleine Konsolidierungsmuster ausgemacht hat, weiß man, dass das Ende dieser Bewegung immer näher rückt.

CRB-Rohstoffindex

Während der letzten Abwärtsimpulsbewegung bei den Rohstoffen war es so, dass auch die Währungen fast 1:1 mit zurückgingen. Im Folgenden wollen wir uns ein paar Rohstoffindizes anschauen, um herauszufinden, ob sie sich ähnlich wie die Währungen verhalten, die wir uns oben angeschaut haben.

Der nachfolgende Chart ist der CRB-Rohstoffindex, auf dem ein 5-Punkt-Umkehr-Dreiecksmuster zu erkennen ist. Der Ausbruch ging mit einem großen Breakout-Gap einher. Beim Backtest scheiterte der Index dabei, noch einmal bis zur unteren Linie des dreieckigen Umkehrmusters zu klettern. Es ist ein Umkehrmuster, weil es sich innerhalb des Aufwärtstrends ausbildete. Wäre der CRB nach oben hin ausgebrochen, also über die schwarze Widerstandslinie gestiegen, hätten wir es mit einem 4-Punkte-Konsolidierungsmuster zu tun gehabt. Umkehrmuster haben eine ungerade Zahl an Umkehrpunkten und Konsolidierungsmuster haben gerade Zahl an Umkehrpunkten.

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Der langfristige Tageschart für den CRB-Rohstoffindex zeigt die erste Impulsabwärtsbewegung, als der CRB aus seinem riesigen dreieckigen Umkehrmuster ausbrach. Der Index konsolidiert nun innerhalb des blauen auseinandergehenden Dreiecks und hier ist eine Menge Volatilität zu erkennen.

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GSCI Rohstoffindex

Der S&P GSCI Rohstoffindex (GNX) hält einige charttechnisch interessante Muster bereit. Die zwei blauen Kursmuster bilden zusammen eine viel größere schwarze Bärenflagge, bei der es zu einem Ausbruch und einem sauberen Backtest kam.

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Der sehr langfristige Tageschart des GNX zeigt uns die erste Abwärtsimpulsbewegung, bei der es als Zwischenmuster eine blaue bärische Flagge gab. Jetzt hat der Index eine viele größere blaue Bärenflagge ausgebildet, die für die meisten Chartisten auch normaler aussieht, da sie sich gegen den Abwärtstrend entwickelt, nicht wie die erste kleinere blaue Bärenflagge, die in Trendrichtung verläuft.

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Industriemetalle

Der GSCI Industrial Metals Index (GYX) ist ein Industriemetallindex. Auf dem Chart ist zu sehen, dass der Index Mitte Juni aus seinem Schulter-Kopf-Schulter-Konsolidierungsmuster nach unten hin ausbrach:

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GSC

Der GSC ist ein weiterer Rohstoffindex, der seit Anfang dieses Jahres ein auseinandergehendes aufsteigendes Keilmuster ausgebildet hat.

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Rohöl (WTI Light Crude)

Abschließend wollen wir uns noch einmal den wichtigsten Rohstoff des Planeten anschauen – Öl. Als Öl im Frühjahr dieses Jahres im Bereich von USD 42 pro Barrel Stützung fand, sah es so aus, als würde es zu einer sehr starken Erholung kommen. Öl bildete ein schönes Doppeltief aus, das sich dann in etwas verwandelte, das wie ein sehr symmetrisches Schulter-Kopf-Schulter-Tief aussah (braune Rechtecke).

Dieser Ausbruch gewann jedoch nicht richtig an Fahrt. Es kam zu einer Seitwärtsbewegung, aber das war auch nicht das Ende der Welt war. Das Ende der Welt setzte ein, als sich die Seitwärtsbewegung als rechteckiges 5-Punkte-Umkehrmuster herausstellte, das dann mit einem riesigen Breakout-Gap nach unten ausbrach. Die letzten zwei Wochen notierte Öl in einem sehr engen Handelskanal (rotes Rechteck).

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Der Monatschart zeigt eine Serie schwarzer Kerzen, die den ersten Abwärtsimpuls darstellen. Sollte Juli ebenfalls eine schwarze Kerze werden, wäre das die zweite in Folge, was ein guter Anfangspunkt für eine weitere mögliche Abwärtsimpulsbewegung sein könnte.

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Der letzte Chart, den ich Ihnen zeigen möchte, zeigt das Doppeltief bei Rohöl von 2008/2009, das in der Folge zu einer großen Rally führte. Bitte schauen Sie sich auch an, wie der Backtest damals hielt (rote Kreis). Wenn wir unser jüngstes Doppeltief mit dem von 2008 vergleichen, dann sehen beide auf den ersten Blick gleich aus. Es gibt aber einen großen Unterschied: Beim aktuellen Doppeltief gibt es einen großen Breakout-Gap nach unten. Es ist vielleicht noch etwas zu früh, um hier etwas Definitives zu sagen, aber es scheint, dass das aktuelle Doppeltief dieses Mal eher wie ein scheiterndes Doppeltief aussieht.

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Fazit:

Gegenwärtig mache ich einige Kursmuster aus, die bereits den Anfang des letzten großen Abwärtsimpulses vor rund 12 Monaten markierten. Die allermeisten Währungen brechen gerade aus ihren 5-Monats-Konsolidierungsmustern nach unten hin weg, während die Rohstoffe (gemeinsam mit Edelmetallminenaktien) aus etwas größeren Konsolidierungsmustern nach unten hin wegbrechen. Sollte diese Einschätzung stimmen, dürften wir jetzt kurz vor einer weiteren deflationären Abwärtsbewegung derselben Größenordnung wie der vom letzten Jahr stehen. Wir bleiben dran, es dürfte in nächster Zeit recht interessant werden.

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