Peter Schiff, Euro Pacific Capital, 17.09.2010

Diese Woche entschied sich die japanische Regierung dazu im Devisenhandelsmarkt zu intervenieren, nachdem der Yen ein 15-Jahreshoch gegenüber dem US-Dollar erreichte. Mit großem Tamtam leitete die japanische Zentralbank eine energische Kampagne zum Kauf des US-Dollars ein und stemmte sich so gegen den Anstieg des Yen und hob den Wert des US-Dollars. Die Wirkungen kamen unmittelbar zum Tragen und der Yen fiel am Tag der Verkündigung dieser Maßnahme um atemberaubende 3%. Zu einer Zeit, wo amerikanische Politiker in zunehmendem Maße lautstark die chinesischen Währungsmanipulationen monieren, war Washington erstaunlich ruhig bezüglich dieser Maßnahme seitens der Japaner. Dieser Sachverhalt wurde von den scharfsichtigen Medien natürlich völlig übersehen.

Während es die Medien versäumten auf diese krasse Ironie hinzuweisen, taten ihre Propagandachefs so, als sei die japanische Entscheidung ein Versuch der Insel ihre eigene gebrechliche Wirtschaft zu schützen. Richtig ist jedoch, dass diese Intervention eingeleitet wurde um den amerikanischen Verbrauchern zu helfen mehr Autos und Elektronik aus Japan zu kaufen. Obwohl mehr amerikanische Käufe für einige japanische Exporteure nominal von Vorteil wären, stellt eine schwache Währung in Wirklichkeit für die japanische Wirtschaft insgesamt einen Nachteil dar.

Die Strategie der Intervention im Währungsmarkt ist eigentlich relativ einfach zu verstehen. Die japanische Wirtschaft wird von großen Herstellern dominiert, die eine Vielzahl an Gütern an die Amerikaner exportieren. Das Problem ist nur, dass es sich die Amerikaner eigentlich garnicht leisten können solche Mengen zu kaufen, wie sie es noch vor ein paar Jahren taten. Anstatt dass die Japaner also nach neuen Kunden Ausschau halten, die mehr Geld zum Ausgeben übrig haben, entweder im eigenen Land oder in anderen produktiven Wirtschaften, nutzen die japanischen Hersteller ihren politischen Einfluss um die Regierung zur Rettung ihrer traditionellen US-amerikanischen Kunden zu bewegen. Die Rettung kommt in Form eines direkten Transfers der Kaufkraft japanischer Sparern in Richtung amerikanischer Verbraucher, so dass es den Amerikanern auch weiterhin möglich ist sich Produkte zu kaufen, die sie sich ansonsten überhaupt nicht leisten könnten. Kurz gesagt wird es den japanischen Exporteuren durch das Hochtreiben des Dollars erlaubt die notwendigen, aber kostenintensiven Umstrukturierungen aufzuschieben.

Die Tendenz der Regierung, die Bedürfnisse der Gesamtbevölkerung zugunsten fest verschanzter Konzerninteressen zu opfern, ist kein einzigartiges Phänomen, das nur in Japan vorzufinden ist. In den Vereinigten Staaten haben wir ähnliche Schritte zugunsten der bei uns vorherrschenden Wirtschaftsbranchen ergriffen. Anstelle der US-amerikanischen Hersteller und Exporteure, deren politischer Einfluss gemeinsam mit ihren wirtschaftlichen Aussichten geschwunden ist, hat sich Washington stattdessen für den Schutz der Gewinne der Finanz-, Einzelhandels-, und Immobilienwirtschaft eingesetzt – die wirklichen Schwergewichte der amerikanischen Konzernwelt. Diese Branchen profitieren davon, wenn sich Amerikaner Geld leihen um damit Dinge zu kaufen, die sie sich nicht leisten können. Um dieses Verhalten aufrecht zu erhalten, muss die Regierung es den Verbrauchern ermöglichen weitere Schulden aufnehmen zu können. Mit genau diesen Strategien hat die US-Regierung jedoch dafür gesorgt, dass wir nun mit einer notleidenden Wirtschaft dastehen, die einschneidender und drastischer Umstrukturierungsmaßnahmen bedarf.

Auf gewisse Weise ist das, was die japanische Regierung für die amerikanischen Verbraucher tut, dem sehr ähnlich, was unsere Regierung für die amerikanischen Eigenheimkäufer macht. Anstatt die Eigenheimpreise fallen zu lassen, subventioniert die US-Regierung die Eigenheimkäufer, damit sie weiterhin für überteuerte Häuser zahlen, die sie sich in Wirklichkeit garnicht leisten können. Die Profiteure dieser Maßnahmen sind diejenigen, welche die überteuerten Häuser verkaufen, bauen und finanzieren. Unglücklicherweise ist das Letzte, was wir als eine Nation brauchen, das Bauen, Kaufen oder Finanzieren weiterer Eigenheime. Unsere Wirtschaft würde sich verbessern, wenn die Ressourcen, die heute dem Immobilienmarkt zugewiesen werden, anderen und notwendigeren Wirtschaftsbranchen gewidmet werden könnten.

Japan sollte den Fall des US-Dollars zulassen. Dies würde die japanischen Hersteller dazu zwingen sich dem verändernden Weltmarkt anzupassen, wo amerikanische Verbraucher weniger und die aufstrebenden Märkte mehr konsumieren. Stattdessen versuchen die Japaner vergeblich den Status Quo aufrecht zu erhalten und die politischen Fraktionen, die sich tief in ihren Positionen eingegraben haben, zu befrieden.

Genauso wie hier in den USA verstecken sich auch die japanischen Politiker hinter der fälschlichen Behauptung, dass die Intervention „Arbeitsplätze sichert“. Die Arbeitsplätze, die dadurch gesichert werden, gehen jedoch zu Lasten produktiverer Arbeitsplätze, die entweder verloren gehen oder garnicht erst geschaffen werden. Wenn die Amerikaner sich den Kauf japanischer Produkte nicht leisten können, macht es für die Japaner überhaupt keinen Sinn diese weiter an uns zu verkaufen. Stattdessen sollten sie ihre Zeit, Anstrengungen, Ersparnisse und Ressourcen dem Verkauf ihrer Produkte an Verbraucher widmen, die sich diese Produkte tatsächlich auch leisten können.

Die Rettung des amerikanischen Verbrauchers durch die Japaner ist nichts weiter als internationale Verkaufsfinanzierung. Dieselbe Technik fand bereits während des Internetbooms Ende der 90er Jahre durch die Telekommunikationsfirmen Anwendung. Um die kurzfristigen Gewinne hochzupeitschen, vergaben die Hersteller von Kommunikationstechnik Kredite an mittellose Internet-Startups, so dass diese dann in der Lage waren sich Schaltanlagen und Router zu kaufen. Als diese Dot.com-Firmen pleite gingen, mussten die ganzen Scheinverkäufe natürlich abgeschrieben werden, was dazu führte, dass die an der Finanzierung beteiligten Firmen wie Cisco, Lucent und Nortel ebenso einbrachen (obwohl sie nicht bis auf 0 einbrachen, wie es bei den Dot.com-Firmen der Fall war). Obwohl ihre Performance während der Boom-Phase schwächer gewesen wäre, hätten die Ausrüstungshersteller fundamental bei Weitem besser dagestanden, wenn diese Scheinverkäufe niemals gemacht worden wären.

Die USA und Japan erwartet nun dasselbe Schicksal. Gemäß dieser Analogie stellt Japan die Firma Cisco dar und die Vereinigten Staaten sind Pets.com. Japan und China werden recht bald feststellen, dass sie von einer Sockenpuppe im Redeschwall hereingelegt worden sind, die überhaupt keinen glaubwürdigen Plan besitzt die Schulden an sie jemals wieder zurückzuzahlen. Wenn das passiert, werden sie die Abschreibungen hinnehmen und wir uns alleine durschlagen müssen.

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