Die Bankenmafia stoppen: Douglas Carswell, Parlamentarier im britischen Unterhaus, brachte im September einen Gesetzentwurf ein um das Finanzschneeballsystem der Bankster zu stoppen, indem man die Kapitalquote der Banken auf 100% schraubt

Ben Dyson, Positive Money, 16.09.2010

Heute gegen 13:30 Uhr ereignete sich ein bedeutender historischer Moment. Der Abgeordnete Douglas Carswell kündigte einen Gesetzentwurf an, der dem fraktionalen Reservesystem der Banken ein Ende bereiten würde. Der Gesetzentwurf kommt nun am 19.11.2010 in eine zweite Lesung. Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Kommentare von mir finden Sie in den eckigen Klammern.

„Ich bitte um Erlaubnis einen Gesetzentwurf einzubringen, der es den Banken und Bausparkassen verbietet Geld auf Grundlage der Sichteinlagen ohne die Erlaubnis der Sparer weiterzuverleihen oder für ähnliche Zwecke einzusetzen. [Sichteinlagen befinden sich auf Bankkonten, von denen man auf Verlangen Geld abheben kann ohne dies beispielsweise zuvor der Bank anzeigen zu müssen.]

Wem gehört das Geld auf Ihrem Bankkonto? Diese kleine Frage hat tiefgreifende Auswirkungen. Laut einer Umfrage von Ipsos MORI glauben mehr als 70% der Menschen in Großbritannien, dass es ihr Geld sei, wenn sie Geld bei der Bank einzahlen – aber das ist es nicht. Geldeinlagen auf einem Bankkonto sind, wie es auch seit mehr als 200 Jahren durch Präzedenzrecht festgeschrieben wurde, rechtlich vielmehr Eigentum der Bank und nicht des Kontoinhabers. Wenn ein Parlamentsmitglied diesen Nachmittag GBP 100 bei seiner Bank einzahlt oder, eher unwahrscheinlich, wenn die Independent Parliamentary Standards Authority (IPSA, verantwortlich für Diäten und Zuwendungen britischer Parlamentarier) dies zugunsten eines Mitglieds des Parlaments getan hätte, stünde es der Bank dann frei rund GBP 97 davon weiterzuverleihen.

Selbst unter den neuen Eigenkapitalanforderungen könnte die Bank immer noch mehr als 90% der Einzahlungen weiterverleihen. In der Tat ist es so, dass Bank A GBP 97 der ursprünglichen Einlagen in Höhe von GBP 100 einer anderen Bank, Bank B, leihen könnte, die dann wiederum 97% dieses Wertes weiterverleihen könnte. Die Kreditvergabe würde immer so weitergehen, bis – wie wir es zum Höhepunkt des Kreditbooms sahen – man für jedes britisches Pfund, das bei Banken hinterlegt wurde, auf die eine oder andere Art mehr als GBP 40 an Kredit angehäuft hat.

Banken genießen eine Art von rechtlichen Privilegien, die ansonsten in keinem anderen mir bekannten Unternehmensbereich anzutreffen sind – es ist eine Art von rechtlichem Privileg. Ich bin mir sicher, dass einige Mitglieder des Parlaments unter Einhaltung der IPSA-Regeln eine Wohnung angemietet haben und… es ist ihnen im Allgemeinen nicht erlaubt diese an irgendjemanden unterzuvermieten. Jeder der das einmal versucht, würde feststellen, dass sein Vermieter ihn höchstwahrscheinlich hinauswirft. Warum sollte es also den Banken erlaubt werden das Geld der Menschen so viele Male ohne ihre Zustimmung weiterzuverleihen?

Mein Gesetzentwurf würde den Konteninhabern die rechtliche Eigentümerschaft über ihre Einlagen zusprechen, außer sie haben bei der Eröffnung des Kontos etwas anderes dazu angegeben. Mit anderen Worten gäbe es demnach zwei Kategorien von Bankkonten: Sichtkonten für Investmentzwecke und Sichtkonten zum Zwecke der Verwahrung. [Das ist dasselbe System, das auch bei Irving Fischers 100%-Geldlösung und dem modernen Vorschlag der vollständigen Reservedeckung zur Anwendung kommt.]

Die Banken hätten weiterhin die Möglichkeit das auf die Investmentkonten eingezahlte Geld weiterzuverleihen, aber keine Gelder, die sich auf den Verwahrungskonten befinden. Von daher ist dieses Konzept nicht allzu weit von dem Konzept der 100% durch Staatsanleihen gedeckten Sichtkonten entfernt, wie es von Mitgliedern des Parlaments und dem Gouverneur der Bank of England vorgeschlagen wurde. [Mervin King, der Gouverneur der Bank of England, spricht sich in starkem Maße für die Beendigung des fraktionalen Reservesystems aus, auch wenn er dies mit anderen Worten beschreibt.]

Mein Gesetz ist nicht nur eine Verbraucherschutzmaßnahme; es zielt auch darauf ab die seltsamen rechtlichen Ausnahmen für Banken zu beseitigen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Genauer gesagt, da die Banken in der Lage sind die Einlagen in einer gigantischen Kreditpyramide wie ein Investment zu behandeln, sind sie in der Lage Kredit herbeizuzaubern. In den meisten Branchen reagieren die Unternehmen auf eine ansteigende Nachfrage in Form von erhöhter Produktion. Das rechtliche Privileg der Banken verhindert jedoch, dass dieser grundlegende Marktmechanismus funktioniert – mit verheerenden Konsequenzen…

Wenn der Marktmechanismus so funktionieren würde, wie er sollte, dann käme es bei den Banken zu Beginn einer erhöhten Kreditnachfrage in einer Wirtschaft zu einer Erhöhung des Preises für Kredit – den Zinssätzen – um so Ersparnisse anzuregen. Im Ergebnis würden mehr Menschen mit sparen beginnen, da die Zinssätze steigen. Dies würde es den Banken erlauben den Kredit im Verhältnis zu den Ersparnissen auszudehnen. Wären Banken wie andere Unternehmen, würden sie feststellen, dass, wenn die Nachfrage für das, was sie anbieten, anzieht, sie in ihrer Möglichkeit der Kreditversorgung aufgrund des Preismechanismus beschränkt wären. Das ist bei unserem fraktionalen Reservesystem leider nicht der Fall. Die Banken, die das Geld der Menschen wie ihr eigenes behandeln dürfen, können mit der Verleihung davon weitermachen ohne dabei notwendigerweise die Preise für den Kredit erhöhen zu müssen. Der Preismechanismus zügelt das Kreditwachstum nicht, so wie es sein sollte.

Ohne Einschränkungen durch den Preismechanismus, bekommen wir deshalb Kreditblasen. Um die außer Kontrolle geratene Kreditnachfrage zu befriedigen, schaffen die Banken ganze Zuckerberge von diesem Zeug. Der Zuckerrausch fühlt sich eine ganze Weile ganz gut an, aber dieser Zuckerrausch-Kredit schafft eine Kapazitätserweiterung in der Wirtschaft, die überhaupt nicht durch wirkliche Ersparnisse gedeckt ist. Sie ist nicht gerechtfertigt in dem Sinne, dass jemand anderes dafür seinen Konsum zurückgestellt hat – und so wird durch den Kreditboom ein nicht tragfähiger Überkonsum erzeugt.

Die politischen Entscheidungsträger, nicht zuletzt auch die in dieser Kammer und völlig ungeachtet wer gerade an der Regierung gewesen ist, standen vor der wenig beneidenswerten Entscheidung, entweder das Gebäude des vetternwirtschaftlichen Kapitalismus einstürzen zu lassen, mit katastrophalen Konsequenzen für den Rest von uns, oder mehr echtes Geld zu drucken um dieses Schneeballsystem und die Menschen, die es aufgebaut haben, zu stützen. Und indem sie dies taten, entwerteten sie unsere Währung um die Pyramide über Wasser zu halten.

Seit uns die Krise der Kreditverknappung getroffen hat, trat ein nicht enden wollender Strom an Ökonomen vor die Kameras – die meisten von ihnen sahen die Krise nicht kommen – um uns mit großer Autorität die Ursachen dafür zu erklären. Die meisten von ihnen tendierten dazu den Mangel an Kredit als das Problem anzusehen, anstatt als ein Symptom. Vielleicht sollten wir lieber damit beginnen auf die Ökonomen zu hören, die das Überangebot von Kredit, das dem Zusammenbruch vorausging, als das Problem erkannten. Das Cobden Centre, das Ludwig von Mises Institute und Huerta de Soto hatten alle erkannt, dass die Überproduktion von falschen Zuckerwattekrediten vor der Krise, dann auch zum Anwachsen der Krise führte. Es ist an der Zeit ihre Vorstellungen bezüglich eines ehrlichen Geldes und eines soliden Bankensystems ernst zu nehmen.

Die keynesianisch-monetaristischen Ökonomen mögen entsetzt vor dieser Vorstellung zurückschrecken, da ihre Strenggläubigkeit ihnen sagt, dass es ohne diese rechtlichen Privilegien für die Banken nicht genügend Kredit gäbe. Sie sagen, dass das Öl, das die Maschine des Kapitalismus am Laufen hält, austrocknen und die Maschine sich festfahren würde, aber das ist nicht so. Unter meinem Gesetzentwurf würde es immer noch Kredit geben, aber es wäre Kredit, der durch Ersparnisse gedeckt ist. Mit anderen Worten wäre es ein die Ausdehnung der Wirtschaftsleistung antreibender Kredit, der im Verhältnis zu den Ersparnissen oder dem zurückgestellten Verbrauch stünde. Er wäre, um es mit einer aktuellen Floskel zu sagen, nachhaltig.

Politiker haben oftmals von ihren hochtrabenden Absichten gesprochen die auf dem Konsum basierende Wirtschaft wieder in Richtung einer Wirtschaft, die auf der Produktion von Gütern basiert, ins Gleichgewicht zu bringen. Ein guter Ort damit anzufangen, könnte es sein, ein Gesetz zu verabschieden, dass es erlaubt Bankkonten zur Geldverwahrung einzurichten, bei denen es den Banken nicht erlaubt ist damit in Massen falschen Kredit zu produzieren, auf eine Art, welche schlussendlich Verbraucher und Schuldner über diejenigen stellt, welche den Reichtum schaffen. Anstatt eine Nation verschuldeter Verbraucher zu sein, zu der wir nun geworden sind, könnten die Britten mit ehrlichem Geld wieder zu den Produzenten und Sparern werden, die wir einst waren.

Mit der Möglichkeit sich zwischen den neuen Konten zur Verwahrung und den Investmentkonten zu entscheiden, würden Privatpersonen nicht länger unfreiwillig – und in der Tat unwissend – zu Investoren hirnverbrannter Geschäfte, vereinnahmt durch Kreditinstrumente, die selbst in den Vorständen der Banken nur die wenigsten zu verstehen scheinen.“

Sehen Sie sich das Video dazu an:

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