Gerhard Spannbauer, Krisenvorsorge.com, 03.02.2011

Die Bundesregierung zeigt sich mit stolz geschwellter Brust: Weniger als drei Millionen Arbeitslose, das gab es seit 18 Jahren nicht mehr. Doch der Schein trügt, denn die Zahl spiegelt die Wirklichkeit nur verzerrt wider. Die Statistik, auf deren Basis das deutsche „Jobwunder“ berechnet wurde, sagt nichts aus über die Qualität der Jobs, zudem ist sie hochgradig geschönt. Die Situation ist lange nicht so rosig, wie sie uns unsere Bundesregierung jubelnd verkaufen will.

Vorneweg: Es ist eine gute Meldung, wenn in Deutschland nur noch weniger als drei Millionen Menschen ohne Arbeit sind. Doch der Konjunktiv wäre hier besser angebracht: Es wäre eine schöne Meldung, denn die Realität ist anders, als uns diese Zahl weismachen will. Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist lange nicht so gut wie dargestellt.

Denn es stellt sich – wie bei jeder Statistik – die Frage, wie wurden die Daten erhoben? Und welche Qualität steckt hinter den Zahlen? Welche Jobs haben die ehemaligen Arbeitslosen bekommen? Wer wird überhaupt in Deutschland als arbeitslos erfasst?

Die Zahl der arbeitenden Menschen in Deutschland steigt seit Monaten. Jedoch sind es vor allem schlecht bezahlte und unsichere Arbeitsverhältnisse, die an Zahl zugenommen haben. Es gibt circa fünf Millionen Deutsche, die zum Beispiel einen 400-Euro-Job haben. Mehr als 2,2 Millionen verdienen sich mit einem Mini-Job etwas dazu. Die Menschen, die eine Festanstellung bekommen haben, sind immer häufiger bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, die Branche verzeichnet regen Zulauf. 900.000 Deutsche arbeiten trotz der wirtschaftlichen Erholung nur dann, wenn sie gerade gebraucht werden.

Die Arbeitslosenstatistik ist hochgradig geschönt. Viele Menschen tauchen überhaupt nicht in der Statistik auf – obwohl sie de facto arbeitslos sind. Fast 1,5 Millionen Deutsche befanden sich zuletzt in staatlicher Beschäftigungstherapie. Sie arbeiteten als Ein-Euro-Jobber, waren in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder machten irgendeine Qualifizierung. Die Mehrheit dieser Menschen empfindet sich als arbeitslos, doch für die Statistik sind sie es nicht. Das gilt auch für die vielen Empfänger staatlicher Leistungen, etwa alleinerziehende Mütter, die keinen Kita-Platz für ihre Kinder finden oder Personen, die aus Kostengründen ihre Angehörigen selbst pflegen: Diese gelten ebenfalls nicht als arbeitslos.

Würde man all diese Menschen zu den Arbeitslosen rechnen, kämen wir laut einer Schätzung des Spiegels auf 4,5 Millionen Arbeitslose, vielleicht auch auf 5 Millionen. Das sind um die Hälfte mehr arbeitslose Menschen, als man uns glauben machen will. Und so betrachtet ist das deutsche Jobwunder nicht mehr als ein schäbiger Rechentrick. Fallen Sie darauf nicht rein, denn diese Zahl ist einfach nur ein Teil der Schönwetter-Politik, welche den Leuten die Augen vor der Wahrheit verschließen will.

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