Dave Cohen, Decline of the Empire, 03.01.2011

Am 15.12.2010 veröffentlichte das „Pew Research Center for the People & the Press“ seine Jahresendumfrage. Bei dieser Umfrage kam ans Licht, dass für die amerikanische Öffentlichkeit ein bedrückendes und hartes Jahr zu Ende ging:

„In Einklang mit der ganzjährigen Stimmung im Land, endete 2010 ebenfalls bedrückend. Ganze 72% sind bezüglich des Zustandes des Landes unzufrieden, 89% erachten die wirtschaftlichen Bedingungen des Landes gerade einmal als mittelmäßig oder armselig, und die Mehrheit ist der Meinung, dass das Land bei 9 von 12 bedeutenden Themen an Boden verliert.“

Die Umfrageergebnisse von Pew sind keineswegs überraschend, und ich würde normalerweise nicht so ausführlich darüber berichten, aber der letzte Absatz der Meldung enthält ein paar wichtige Informationen:

„Die Umfrage fand heraus, dass die Mehrheit der Öffentlichkeit (57%) erklärte, dass es sehr schwierig oder schwierig für sie sei, sich Dinge zu leisten, die sie wirklich haben möchte. Derselbe Prozentsatz (55%) erklärte dies bereits zwei Jahre zuvor. Und für viele Amerikaner bleibt es weiterhin ein Kampf, für lebensnotwendige Güter zu sorgen – 51% erklärten, es sei schwierig, sich die Gesundheitsversorgung zu leisten, 48% erklärten dasselbe bezüglich der Heizung zu Hause und der Stromrechnungen, und 29% erklärten, dass es schwierig sei, sich Lebensmittel zu leisten.“

Ich habe hier Pew zitiert, und Sie haben das Zitat gelesen. Um sicherzugehen, dass diese Informationen auch richtig verinnerlicht werden, fasse ich das Gesagte im Folgenden noch einmal zusammen:

  • Es ist ein Kampf, sich lebensnotwenige Güter leisten zu können.
  • 51% sagen, dass es schwierig ist, sich die Gesundheitsversorgung leisten zu können.
  • 48% sagen dasselbe über ihre Heiz- und Stromrechnungen.
  • 29% sagen, es ist schwierig sich Nahrungsmittel leisten zu können.

Warum ist das keine Titelgeschichte? Haben Sie die Schlagzeile irgendwo gesehen? Auf der Titelseite der New York Times findet sich folgende Überschrift jedenfalls nicht:

„29% aller Amerikaner haben Schwierigkeiten, Essen auf den Tisch zu bekommen“

Aber warum haben wir diese Schlagzeile nicht gelesen? Oder diese hier:

„48% aller Amerikaner können kaum ihre Strom- und Heizrechnungen bezahlen“

Der 3. Januar, der erste Arbeitstag im neuen Jahr, ist ein exzellenter Zeitpunkt, sich an die Medien, unsere gewählten Vertreter, die Entscheider der Federal Reserve und all die anderen im Dunstkreis Washingtons sowie die zahlreichen Ökonomen zu wenden:

Ja, erklären Sie mir bitte noch einmal genau, in was für einem wunderbaren Land ich lebe. Erklären Sie mir noch einmal, dass alles wieder gut wird. Erklären Sie mir noch einmal, dass es sich hier nicht um ein im Niedergang befindliches Imperium handelt. Erzählen Sie mir noch einmal von den „Wirtschaftszyklen“ und den Rezessionen.

Erklären Sie mir noch einmal, dass man sich über die Vermögensungleichheit keine Sorgen zu machen braucht, und diese nicht der Rede wert ist. Erzählen Sie mir, von welch monumentaler Bedeutung die großen Banken sind, und wie wir sie um unser selber willen retten müssen. Erklären Sie mir noch einmal, dass mein Leben ohne Goldman Sachs überhaupt nicht möglich wäre. Erklären Sie mir noch einmal, dass ein steigender Aktienmarkt im Sinne aller ist. Erklären Sie mir noch einmal, dass die stark steigenden Konzerngewinne im Ausland das Leben aller Amerikaner immer besser und besser machen. Erklären Sie mir noch einmal, dass die Herstellung von iPhones in China das Beste ist, was es überhaupt gibt.

Ja, erklären Sie mir noch einmal, wie die trickle-down Wirtschaft funktioniert. Erklären Sie mir noch einmal, warum wir die „99er“ abschreiben können, fall Sie nicht bereits vergessen haben sollten, um wen es sich dabei handelt. Erklären Sie noch einmal, dass die steigenden Öl- und Benzinpreise egal sind. Erklären Sie mir noch einmal, dass es keine Nahrungsmittelinflation gibt, und sich die steigenden Preise im Lebensmittelladen nur in unseren Köpfen abspielen. Nur zu, erklären Sie´s mir nochmal.

Das offenkundige Problem ist doch, dass es völlig egal ist, was diese Medien-Typen, Politiker oder Entscheidungsträger auch sagen würden – angesichts dieser Schlagezeilen würde es einfach nur bedeutungslos sein, was auch der Grund dafür ist, dass wir diese Schlagzeilen nirgends finden werden.

Die Kluft zwischen der „Offiziellen Geschichte“ und der tagtäglichen Realität könnte kaum größer sein. Ist es nicht eine Schande, dass fast jeder 3. Amerikaner Probleme hat, Essen auf den Tisch zu bekommen? Dass fast die Hälfte aller Amerikaner kaum ihre Heiz- und Stromrechnungen bezahlen können? Wenn das nicht beschämend ist, was dann? Soll das etwa nur eine kleine Sache sein?

Wenn Sie zu den Medien oder dem Dunstkreis Washingtons gehören und diese Meldung unter den Teppich kehren – was natürlich genau das ist, was die meisten von Ihnen tun – dann sind Sie selbst Teil dieser nationalen Schande.

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