Brian Rogers, Fator Securities, 10.08.2011

Mittwoch Morgen brachen die Märkte stark ein, nachdem es am Dienstag Abend noch zu einer Rally gekommen war, als die US-Notenbank Federal Reserve verkündet hatte, dass sie die kurzfristigen Zinssätze bis 2013 praktisch bei null Prozent halten würde.

Ich erklärte bereits in der Vergangenheit, dass die FED meines Erachtens auf immer und ewig gezwungen sein wird, die Zinssätze niedrig zu halten – oder zumindest solange, bis die Anleihe-Jäger sich erheben und die Welt in Angst und Schrecken versetzen, indem sie demonstrieren, dass sich die US-Notenbank tatsächlich bekämpfen lässt. Da stellt sich natürlich die Frage, wer dieser George Soros sein wird, der die FED in die Knie zwingt. Nun ja, wir werden sehen.

Egal, was auch passiert, die USA werden bis zum Jahre 2013 aller Vorausschau nach über USD 16 Billionen an Staatschulden angehäuft haben. Sollte der durchschnittliche Zinssatz in 2013 bei gerade einmal 4% liegen – was im historischen Vergleich sehr niedrig ist – würden sich die jährlichen Zinsverbindlichkeiten der Vereinigten Staaten auf über USD 600 Milliarden oder fast 30% der gesamten Staatseinnahmen belaufen.

Die US-Notenbank hat also an einer Vielzahl von Fronten mit Problemen zu kämpfen. Sie muss daher den Anschein erwecken, als würde sie sich aktiv darum bemühen, irgendetwas zu unternehmen, so dass sie die Kosten des Geldes auch weiterhin auf künstlich niedrigem Niveau halten kann, was letztendlich jedoch nur für falsche Marktsignale sorgt.

Die erste und zweite Runde der quantitativen Lockerung kamen und gingen, während die US-Arbeitslosigkeit immer noch hartnäckig bei über 9% liegt. Die Bilanz der FED bleibt ungewöhnlich aufgebläht, zur selben Zeit fallen ihre Marktmanipulation zusehends schwächer aus.

Und wenn wir hier noch die wirklichen Zahlen der US-Staatsverschuldung und Haushaltsdefizite hinzunehmen, dann kann man es drehen und wenden, wie man will, Fakt ist, dass uns sehr schwere Zeiten bevorstehen. Einige Preise, wie die für Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie andere fremdkapitalfinanzierte Vermögenswerte, werden fallen, während andere Anlagewerte wie Äcker, Rohstoffe, Gold und Silber im Preis zulegen werden. Die Fassade der allmächtigen FED wird krachend zu Boden gehen.

Goldblase?

Bezüglich der Fragestellung, ob sich Gold nun in einer Blase befindet oder nicht, ist in der Vergangenheit bereits jede Menge geschrieben wurden. Ich bin der Meinung, dass sich Gold keinesfalls in einer Goldblase befindet. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zu diesem Meinungsbild führten, was von Schätzungen zum Verhältnis zwischen Papiergold und physischem Gold (45:1) bis hin zum Verhältnis zwischen ausstehenden Dollarverbindlichkeiten und dem Gesamtwert allen jemals geförderten Goldes reicht (hunderte Billionen an US-Dollars vs. USD 6 Billionen).

Gold befindet sich in keiner Blase, vielmehr spiegelt Gold die größte Blase des Planeten wider: US-Staatsanleihen. Die ausländischen Zentralbanken werden ihre Bestände an US-Staatsanleihen im Laufe der Zeit immer weiter abbauen, während der Chef der FED, Ben Bernanke, seine Entwertungsmaßnahmen des US-Dollars fortsetzen wird. Im Rahmen dieses Prozesses werden sich viele Zentralbanken für Edelmetalle, Rohstoffe und Rohstoff-Währungen entscheiden.

Da die meisten Zentralbanken jedoch über 60% ihrer Geldreserven in US-Dollars halten, wird es während der Flucht aus dem Dollar in Richtung alternativer Anlagen zu einem Flaschenhalseffekt kommen, der zu Preissteigerungen und bei einigen Anlagewerten sogar zu exponentiellen Preisanstiegen führen wird.

Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass der Goldpreis nicht von Zeit zu Zeit auch einmal fallen könnte, das wird mit Sicherheit der Fall sein. Angesichts der Goldpreissteigerungen der vergangenen Tage dürfte uns schon bald eine Preiskorrektur bevorstehen. Doch wenn wir uns die starke Nachfrage nach Alternativen zum US-Dollar anschauen, scheint klar zu sein, dass Gold bei derartigen Kursrücksetzern immer wieder aufgekaut werden wird.

Ich bin der Meinung, dass Investoren Gold nicht als einen Rohstoff, sondern als Währung ansehen sollten. Ja es ist wahr, angesichts der Regelungen, was gesetzliches Zahlungsmittel ist und was nicht, kann man sich mit Gold heutzutage nicht allzu viel kaufen, doch wird Gold ein bei weitem besserer Vermögensschutz sein als Fiatwährungen, und Gold wird mit Sicherheit besser dastehen als die US-Staatsanleihen, die schon bald entwertet werden dürften, wenn die Zinsanstiege einsetzen.

Und da die Welt gerade auf der Suche nach einer Alternative zum US-Dollar als Reservewährung ist, dürfte Gold im Rahmen dieser neuen ökonomischen Realität mit Sicherheit eine Rolle spielen.

Gold verkaufen?

Ich werde oft gefragt, was mein Kursziel ist, um Gold wieder zu verkaufen. Ich habe keinen konkreten Goldpreis, zu dem ich verkaufen würde. Wie ich oben bereits erwähnte, liegt das Verhältnis zwischen Papiergold und physischem Gold irgendwo im Bereich von 45:1. Man muss kein Genie sein, um zu begreifen, dass auch nur ein geringer Anstieg bei den Forderungen nach physischer Auslieferung den gesamten Papiermarkt auf die Knie zwingen und den Goldpreis gen Himmel jagen könnte.

Und wenn das passieren sollte, dürften die Immobilienpreise nach meinem Dafürhalten in den Keller rauschen. Warum?

Ein Ansturm auf physisches Gold, der sich in Windeseile in eine parabolische Kursbewegung verwandelt, dürfte aufgrund eines extrem verängstigten Wirtschaftsumfelds sehr wahrscheinlich sein. Das bedeutet, dass die Kreditvergabe der Banken wahrscheinlich stark zurückgehen wird, wenn nicht gar komplett zum Erliegen kommt. Zur selben Zeit bringt die US-Regierung zunehmend die Idee ins Gespräch, die Gelder aus den verstaatlichten Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac abzuziehen und die steuerliche Abzugsfähigkeit von Hypothekenzinsen zu streichen.

Einige Berichte zeigen, dass bei 90% bis 95% aller Hypotheken, die aktuell seitens der US-Regierung vergebenen werden, relativ wenig Eigenkapital (weniger als 10%) hinterlegt werden muss. Mit anderen Worten: Wenn die seit Ende 2008, Anfang 2009 immer weiter verschleppte Bankenkrise endgültig zuschlägt, wird die US-Regierung nicht in der Lage sein, das gesamte System zu schützen, da man ihre eigene Bilanz in Frage stellen wird.

Daher dürfte ein Szenario, wo Gold Zugewinne verbucht, während die Zinsen steigen, die Kreditvergabe der Banken zum Erliegen kommt und die Fähigkeit der Regierung, den Eigenheimmarkt mithilfe von Fannie Mae und Freddie Mac zu retten, stark eingeschränkt ist, nicht allzu unwahrscheinlich sein.

Das Endergebnis: Die meisten Immobilienpreise werden auf Barpreis-Niveaus absinken. Die Amerikaner werden dann zwar immer noch Immobilien kaufen und verkaufen, doch wird dieser Immobilienhandel aufgrund der Tatsache, dass die Kreditvergabe zum Erliegen gekommen ist, nur noch mit Bargeld erfolgen, so wie es heute bereits in vielen andern Ländern der Fall ist.

Wenn der Immobilienmarkt zusammenbricht, bedeutet das auch das Aus für die Banken, die „zu groß, um zu scheitern“ sind. Dann ist jedoch auch die Phase erreicht, wo ich mein Gold verkaufe – ganz egal, wo der Preis dann auch stehen mag – um Immobilien zu erwerben.

Zu diesem Zeitpunkt – wo der Handel in der Mehrzahl der Märkte nur über Barzahlung, also ohne Kreditfinanzierung abgewickelt werden wird – werden Immobilien einen exzellenten Wert darstellen, da die Immobilienpreise dann auf einem Rekordtief liegen, während zusätzlich noch der Vorteil der Mieteinnahmen hinzukommt.

Man wird dann mit Immobilien langfristig besser fahren, als wenn man einfach nur Gold halten würde, das keine Zinsen abwirft oder Dividenden zahlt. Gold zu halten, ist also nicht der Zweck, sondern das Mittel. Und wenn man sein Gold gegen andere Vermögenswerte eintauscht, muss man sicherstellen, dass man nicht überteuert kauft.

Solange in den USA die Hypothekenfinanzierung immer noch derart stark vorherrscht, wie dies gegenwärtig der Fall ist, werden auch die Immobilienpreise künstlich oben gehalten. Wenn die USA wieder zu Barpreisen zurückkehren, dürften Immobilien jedoch die beste Möglichkeit darstellen, um Vermögen aufzubauen. Allen, die heute kaufen, sei jedoch mit auf dem Weg gegeben: Caveat Emptor – Der Käufer muss Acht geben.

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