Das weltweite Investitionsklima hat sich in den vergangenen Wochen bedeutend verfinstert. In der Öffentlichkeit macht sich die Realität breit, während das Vertrauen in die Währungen schwindet. Die immer weiter zunehmenden Instabilitäten des globalen Währungssystems offenbaren, dass eine tiefgreifende Reform nötig ist, die jedoch erst eingeleitet wird, nachdem das Chaos, das wir zurzeit durchleben, noch wesentlich schlimmer geworden ist

Julian Phillips, The Gold Forecaster, 12.08.2011

In den vergangenen Wochen haben wir miterlebt, wie der Goldpreis in die Höhe schoss. Bei einem Goldpreis von USD 1.555 pro Unze hatten wir unsere Abonnenten gewarnt, dass das gelbe Metall schon bald mit USD 1.800 pro Unze gehandelt werden würde, und im Gegensatz zu einer Vielzahl von Analysten, gehen wir nicht davon aus, dass es sich hierbei um eine aufgeheizte Überteuerung handelt, die zu einer bedeutenden Kurskorrektur führen wird.

Das Gegenteil ist der Fall: Der Goldpreis offenbart bei weitem mehr, als lediglich die Tatsache, dass nun ein neuer Kurshöhepunkt erzielt wurde.

Viele haben der Abwertung der Kreditwürdigkeit der USA durch S&P die Schuld an den Dramen gegeben, die sich die vergangenen zwei Wochen an den Märkten abspielten, doch waren die Analysten von S&P einfach nur der kleine Junge, der sagte, dass „der Kaiser ja gar nichts an hat“.

Wir wussten bereits seit Monaten, dass die Schuldenkrise auf beiden Seiten des Atlantiks zu jeder Menge Ärger führen wird. Man hat zwar immer gehofft, dass die Meldungen nicht so schlimm sind, wie es scheint, doch letztendlich waren sich alle darüber im Klaren, dass dem doch so ist.

Die gleichzeitige Entstehung mehrerer Krisen verschlimmerte das Drama zusätzlich. Als der Dow Jones dann plötzlich einbrach, war dies nichts weiter als eine überfällige und hinausgeschobene Reaktion. Die Tatsache, dass sich beim Dow Jones eine „Kopf-Schulter“-Formation gebildet hatte, sorgte für die perfekten Voraussetzungen eines Markteinbruchs.

Auf der ganzen Welt reagierte man auf diese Entwicklung. Die Öffentlichkeit hat die Realität mittlerweile, wenn auch spät, zur Kenntnis genommen. Der Ölpreis fiel auf unter USD 80 pro Barrel und der Dollar und der Euro rauschten gemeinsam in den Keller, während der Schweizer Franken und der japanische Yen so stark im Wert zulegten, dass sie nun drohen, die inländischen Wirtschaften zu zerstören.

Die US-Notenbank Federal Reserve geht mittlerweile davon aus, dass die US-Wirtschaft auch die kommenden zwei Jahre stagnieren wird. Unterdessen fordert die chinesische Regierung eine neue Weltreservewährung, die den US-Dollar ablösen soll.

Alles in allem kam es in der Weltwirtschaft nun zu einem Paradigmenwechsel in Richtung eines düstereren Investitionsklimas…

Der Goldpreis in Höhe von USD 1.555 pro Unze hatte ja ohnehin bereits darauf hingedeutet, dass es im Juni zu weiteren Preiszuwächsen kommen würde. S&P sorgte jedoch dafür, dass sich das gelbe Metall ohne große Anstrengungen auf USD 1.800 pro Unze verteuern konnte. Was wir jetzt erleben, ist, dass diese neuen Realitäten entsprechend verarbeitet werden, auch wenn dies nur langsam vonstatten geht

Warum?

Wir erachten die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch S&P als ein Urteil über die Unfähigkeit des US-Kongresses, die hoffnungslose Situation der US-Staatsverschuldung anzugehen, da die Kongressmitglieder hartnäckig an ihrer jeweiligen Parteipolitik festhalten.

Es ist das erste Mal, dass der Kongress mit ansehen musste, wie der Rest der Welt auf den Niedergang der ökonomischen Vorherrschaft der USA reagierte. Für den Kongress war dies außerordentlich wichtig, damit die Politiker auch einmal sehen, dass die USA für ihr Verhalten verantwortlich sind und unter den Konsequenzen zu leiden haben werden, sollten keine entsprechenden Anpassungen vorgenommen werden. Das ist etwas ganz Neues, was es in den vergangenen 40 Jahren so noch nicht gegeben hat.

Wir gehen nicht davon aus, dass der Kongress sein politisches Verhalten ändern wird, solange diese Veränderungen nicht durch weitere Konsequenzen erzwungen werden. Es wird wohl noch einiges an wirtschaftlichem Leid hinzukommen müssen, bevor dies passiert und sich die Aussichten für die USA wieder aufhellen.

Im Laufe dieses Prozesses müssen sich die USA darüber bewusst werden, dass sie nicht mehr länger die zentrale Achse der Weltwirtschaft sind, der man es erlaubt, Vorteile aus ihrem „außerordentlichen Privileg“ zu schlagen, einfach Geld drucken zu können, um sich so aus dem wirtschaftlichen Niedergang zu befreien. Wir sagten bereits zu Beginn dieses Jahres voraus, dass 2011 ein sehr folgenreiches Jahr werden würde!

Die Zukunft

Während wir uns nun immer stärker in Richtung der dritten Runde der quantitativen Lockerung (QE3) und der damit unvermeidlich einhergehenden Inflation bewegen, rechnen wir fest damit, dass der US-Dollar künftig bedeutend schneller entwerten wird. QE3 wird der Beweis dafür sein, dass man die Inflation als Lösung auserkoren hat, um der Double-Dip-Rezession oder Deflation zu entkommen.

Die Abhängigkeit zwischen den Währungen wird verhindern, dass ihre Schwächen anhand der Wechselkurse sichtbar werden. Das haben wir bereits vergangene Woche anhand der Maßnahmen von Japan und der Schweiz mitverfolgen können, die ihre Währungen, die als sichere Häfen gelten, weiter abschwächten.

Im geschichtlichen Rückblick wird man die Herabstufung durch S&P lediglich als den Auslöser einer neuen Ära der Instabilität und des Wertverlusts der Währungen ansehen.

Nur noch der Goldpreis ist heutzutage in der Lage, die Schwäche von Währungen entsprechend abzubilden. Die Kurssprünge des Goldpreises innerhalb des letzten Jahrzehnts waren eine deutliche Warnung an alle – doch außerhalb des Kreises der Goldanleger wollten nur die wenigsten darauf hören. Der Verteuerung seit Juni dieses Jahres in Höhe von USD 250 pro Unze stellt lediglich eine Beschleunigung dieser Währungsentwertung dar.

Für uns ist es daher völlig logisch, dass die weltweiten geldpolitischen Entscheidungsträger einer Reform des Geldsystems zustimmen werden, mit der das Chaos, in dem wir uns aktuell befinden, effektiv angegangen wird. Wir gehen natürlich davon aus, dass sich das Chaos noch bedeutend verschlimmern wird, bevor derartige Maßnahmen Akzeptanz finden.

Doch wer wird die Sache wieder hinbiegen, und wie werden die Hindernisse aussehen, mit denen man dabei konfrontiert ist?

  • Die Politiker müssen all jene beglücken, die sie an die Macht gebracht haben, und können daher aus ihrer Machtposition heraus nicht unabhängig agieren, ganz egal, wie die Sache auch ausgehen mag. Alles andere wäre politischer Selbstmord. Dieser Sachverhalt ist eine direkte Folge der Demokratie.
  • Die Politiker und die geldpolitischen Entscheidungsträger werden darüberhinaus auch sicherstellen müssen, dass sie im Interesse ihrer Nation agieren, selbst wenn dies nicht mit dem Wohl der internationalen Gemeinschaft in Einklang stehen sollte.
  • Aufgrund der internationalen „Hackordnung“ werden die Vorschläge der mächtigsten Länder auch über das meiste Gewicht verfügen. Der Kampf wird aller Vorausschau nach auch die Stimmrechte des Internationalen Währungsfonds betreffen, wo die USA zurzeit über einen Stimmanteil von 16,83% verfügen und man 85% aller Stimmen benötigt, um irgendeine Maßnahme in die Wege zu leiten. Dieses Stimmenverhältnis wird in die Kritik geraten, während man China einen Stimmenanteil zubilligen wird, der mit seiner Rolle als wachsender Wirtschaftsmacht in Einklang steht.
  • All die vorgenannten Aspekte müssen bereits entschieden worden sein, noch bevor über die Forderung Chinas nach einer neuen Weltreservewährung überhaupt nachgedacht werden kann.
  • Eine neue Weltreservewährung würde es nötig machen, dass die Rolle des US-Dollars in der Weltwirtschaft entweder vollständig zurückgebaut oder die Funktion des US-Dollars als einzige Reservewährung abgeschafft wird.

Die Hindernisse werden dafür sorgen, dass die so dringend benötigte strukturelle Geldreform vorerst einmal ausbleiben wird. Sind die aktuellen Machthaber überhaupt unparteiisch genug oder können sie überhaupt dafür gewonnen werden, ein reformiertes, effektives weltweites Währungssystem zu erschaffen? Noch nicht – da braucht man sich lediglich die Bemühungen des US-Kongresses anzuschauen, das Haushaltsdefizit zu reduzieren.

Doch was passiert als nächstes? Die Geschichte zeigt, dass, sollten anstehende Veränderungen nicht freiwillig eingeleitet werden, dies der unfreiwilligen Einführung den Weg bahnt! Unfreiwillige Veränderungen entspringen Kriegen oder zerstörerischen Krisen, welche die oben aufgeführten Barrieren zerschlagen und es den Entscheidungsträgern erlauben, tiefgreifende Reformen einzuleiten.

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