Kurt Nimmo, Infowars.com, 19.01.2010
Stellen Sie sich vor ein riesiges Erdbeben würde Washington, D. C. erschüttern. Die Hauptstadt bricht zusammen. Nun stellen Sie sich vor, dass mexikanische Truppen mit Hubschraubern außerhalb der Ruinen landen würden. Sie sagen den Medien, dass sie auf humanitärer Mission sind, jedoch strikte Einsatzregeln haben. Mit anderen Worten: Wenn die Sache außer Kontrolle gerät – wenn plötzlich notleidende Bewohner des District of Columbia randalieren, weil sie keine Nahrungsmittel oder Wasser haben – haben die mexikanischen Truppen den Befehl auf sie zu schießen.
Das ist ungeheuerlich und kein Amerikaner würde das hinnehmen. Die Amerikaner würden verlangen, dass die Mexikaner abziehen und die Souveränität der Vereinigten Staaten respektieren.
Und genau das macht das US-Militär gerade in Port-au-Prince, der Hauptstadt von Haiti.
„Während die Erdbebenhilfe in Gang gekommen ist, landeten US Truppen heute mit Hubschraubern um die Kontrolle über Haitis zerstörten Präsidentenpalast zu übernehmen.“ berichtet die Zeitung Times Online. „Fallschirmjäger der 82. Luftlandedivision kamen mit mindestens vier Black Hawk Hubschraubern an um den herrschaftlichen Wohnsitz zu sichern, ein ehemals elegantes weißes Gebäude, das vorige Woche einstürzte und nun von einem riesigen Flüchtlingscamp umgeben ist.“
„Wir sind hier um das Krankenhaus zu schützen. Wir arbeiten mit der Regierung von Haiti zusammen. Wir haben Einsatzregeln, aber wir sind auf humanitärer Mission.“ erklärte Unteroffizier Bill Smith.
„Ich habe keine Amerikaner auf den Straßen gesehen, die Wasser oder Nahrungsmittel verteilt hätten, aber jetzt kommen sie zum Palast.“ sagte Wilson Guillaume während vor dem Palast einige der Obdachlosen, die im Viertel „Cham de Mars“ unter rauen Bedingungen leben, die Amerikaner beschimpfen.
„Das ist eine Besetzung. Der Palast ist unsere Staatsmacht, unser Gesicht, unser Stolz.“ fügt Feodor Desanges, ein weiterer Zuschauer, hinzu.
Die erste Besetzung Haitis durch die Vereinigten Staaten begann am 08.07.1915 und endete Mitte August 1934. Sie wurde auf Geheiß der National City Bank of New York eingeleitet. Den Bankiers und Unternehmen (darunter die Haitian American Sugar Company) gefiel es nicht, dass die Haitianer ihren Marionetten-Diktator Jean Vilbrun Guillaume Sam stürzten, der dafür bekannt war politische Gefangene zu foltern und zu ermorden.
Woodrow Wilson entsandte 330 US-Marines nach Port-au-Prince. Der Marinekommandeur Admiral William Deville Bundy wurde beauftragt „amerikanische und ausländische Interessen zu schützen“, womit die Interessen der National City Bank of New York und der Haitian American Surgar Company gemeint waren. Wilsons Regierung und die Medien betrachteten dies als eine Mission zur „Wiederherstellung des Friedens und der Ordnung“.
Historiker merkten an, dass es sich bei Wilsons Version dessen, was wir heute eine „humanitäre Mission“ nennen, um wilde Morde, Zerstörung und die faktische Wiedereinführung der Sklaverei in Haiti handelte. Laut Wilsons Außenminister Robert Lansing „sind die afrikanischen Rassen bar jeglicher Fähigkeit der politischen Organisation“ und besitzen „eine ihnen innewohnende Tendenz in Wildheit zurückzufallen und die Ketten der Zivilisation abzustoßen, welche ihrer physischen Natur lästig sind.“
Die USA installierten Senator Philippe Sudre Dartiguenave als Führer des Landes. „Als die Nationalversammlung sich zusammenfand, standen solange Marines mit ihren Bajonetten auf den Fluren, bis der von den Amerikanern ausgewählte Minister zum Präsidenten gemacht wurde.“ schrieb später Smedley Butler, der die haitianischen Polizeikräfte verwaltete.
Die Vereinigten Staaten drängten Haiti zur Unterzeichnung eines Vertrages, der die Besatzung legitimierte und die haitianischen Finanzen und Regierungsanagelegenheiten für die nächsten 20 Jahre der Kontrolle der USA unterstellten. Diese Handlung führte auch zur Abschaffung der haitianischen Armee, an deren Stelle alleinig eine unter Leitung der USA agierende 3.000 Mann starke Polizeitruppe, bekannt unter dem Namen Gendarmerie d´Haiti, geschaffen wurde, die dem US-Außenminister unterstand.
„Während ich den Befehlen meiner Vorgesetzten Folge leistete, waren meine geistigen Fähigkeiten scheintot. Etwas für Jeden im Militär typisches.“ merkte Butler an.
Die Gendarmerie kontrollierte die Einführung eines sadistischen US-Gesetzes, mit dem die Praxis der Zwangsarbeit – also der Sklaverei – wiedereingeführt wurde. Mit dem Gesetz wurde die verarmte haitianischen Landbevölkerung verpflichtet drei Tage im Jahr an Straßenbauarbeiten teilzunehmen. Viele der Arbeiter wurden jedoch dazu gezwungen, am Ende ihrer Kräfte, für Wochen und Monate am Stück zu arbeiten. Diese Praxis erinnerte die Haitianer an ihre Versklavung unter den Franzosen und war 1918 Auslöser für eine Rebellion von 40.000 Haitianern, bei der 2.000 von ihnen durch die Marines ermordet wurden.
Wilson ernannte General John H. Russel zum Hochkommissar von Haiti. Der installierte Präsident Louis Borno war ein Verehrer von Mussolini. Borno wurde zum Präsidenten ernannt, nachdem Sudre Dartiguenave sich weigerte eine Vereinbarung zur Zurückzahlung von Schulden an die National City Bank (die später in Citibank umbenannt wurde) zu unterzeichnen, die Haitis Zentralbank und das Bahnsystem kontrollierte. Die bei der armen Bevölkerung von Haiti erhobenen Steuern gingen direkt zu den Bankstern nach New York.
Die offizielle koloniale Besetzung endete 1934, aber durch die Einsetzung einer Reihe brutaler Diktatoren sicherten die Vereinigten Staaten die Interessen der Banken und Konzerne. „Papa Doc“ und sein Nachfolger „Baby Doc“ Duvalier (der gerne Todeskommandos kommandierte) waren die berüchtigtsten dieser Diktatoren. Die Duvaliers verließen sich auf das „Tonton Macoute“-Todeskommando um sicherzustellen, dass der Bevölkerung von Haiti keine lustigen Ideen über Demokratie in den Sinn kamen.
Unter dem neoliberalen Modell, das nun überall auf der Welt mit Hilfe der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds operiert, waren die Haitianer gezwungen ihre Nahrungsmittel zu exportieren und wurden systematisch ihrer Fähigkeit sich selbst zu ernähren und grundlegende Regierungsfunktionen zu finanzieren beraubt.
1986 gaben Kredithaie des Internationalen Währungsfonds Haiti unter ihrem Programm für strukturelle Anpassung einen Kredit in Höhe USD 24,6 Millionen. Als Bedingung wurde von Haiti erwartet die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, „ineffiziente öffentliche Unternehmen“ zu schließen und ihre Handelspolitik zu „liberalisieren“. Wenige Jahre später sah sich Haiti dank der Bankster dazu gezwungen, die Einfuhrzölle auf Reis zu senken und die Unterstützung der einheimischen Reisbauern zu beenden, was dazu führte, dass ein großer Teil von Haitis Reisbauern ihre Arbeit verlor.
„Die haitianischen Reisbauern wurden durch staatssubventionierte US-Exporte zermalmt.“ schreibt Paul Street. „Die vorwiegend weiblichen und für den Eigenbedarf produzierenden Arbeitskräfte wurden unter Sklavenbedingungen in größtenteils den USA gehörende Montagewerke und Ausbeuterbetriebe gesteckt. Millionen Haitianer wurden der anhaltenden strukturellen Arbeitslosigkeit, dem Drogenhandel, der Plünderung und anderen Merkmalen eines informellen Proletariats der sich ausdehnenden Peripherie des Weltsystems überstellt.“
„Es ist wichtig anzumerken, dass die Hyperkonzentration armer Haitianer in seismisch hyper-verletzlichen und minderwertigen Unterkünften ein direktes Ergebnis von US-Handelsstrategien ist, welche die kleinen haitianischen Bauern zerstörte und die ländliche Bevölkerung in und um die Hauptstadt schickte.“ erklärt Street.
Die Massenmedien in den Vereinigten Staaten lieben es Haiti immer wieder als „gescheiterten Staat“ anzugehen. Haiti ist gescheitert, weil die Banker und ihre multinationalen Konzerne dies absichtlich so geschehen ließen. Die Banker und ihre Konzernlakaien wollen keine starke durch das haitianische Volk gestützte Regierung. Das letzte Mal als ein beliebter Führer in Haiti herrschte, entführten das Militär der Vereinigten Staaten und die CIA im Auftrag der Banker Jan Baptiste Aristide und brachten ihn nach Afrika. Aristide stand der neoliberalen NAFTA-Konzernagenda ein wenig zu kritisch gegenüber.
„Aristide zeigte wiederholt in Wort und Tat, dass er kein großer Fan der Globalisierung oder des Kapitalismus war. Das war nicht die Art von Mann, den sich die imperiale Mafia als Chef der Fertigungshallen für die westliche Hemisphäre wünschte.“ schreibt William Blum.
Wundert es da noch, dass die Haitianer den Vereinigten Staaten nicht trauen und sich ärgern, wenn Truppen mit Schießbefehl in Sea Hawks auf dem Garten ihres Präsidentenpalastes landen? Es sind noch viele derjenigen Haitianer am Leben, die sich an die US-Besetzung und besonders an die Brutalität Duvaliers und seiner Todeskommandos erinnern.
„Es ist die unausgesprochene Mission des US Southern Command (SOUTHCOM) mit Sitz in Miami und der US-Militäreinrichtungen überall in Lateinamerika die Aufrechterhaltung gehorsamer Regime zu gewährleisten. Hierbei handelt es sich um US-Stellvertreterregierungen, die sich dem Washingtoner Konsens und der neoliberalen Politikagenda verschrieben haben. Während die Mitarbeiter des US-Militärs von Beginn an aktiv in die Notfall- und Katastrophenhilfe einbezogen werden, wird diese erneute US-Militärpräsenz in Haiti dazu genutzt werden im Land Fuß zu fassen und Amerikas strategische und geopolitische Ziele im Karibischen Becken weiterzuverfolgen, die sich größtenteils gegen Cuba und Venezuela richten.“ schreibt Michel Chossudovsky. „Das Ziel ist nicht in am Wiederaufbau einer Nationalregierung, der Präsidentschaft, des Parlaments oder all Dessen, was bei dem Erdbeben zerstört wurde, zu arbeiten. Seit dem Sturz der Diktatur Duvaliers ist es der Plan Amerikas gewesen den haitianischen Staat allmählich aufzulösen, dass koloniale Modell wiederzuerrichten und das Funktionieren einer demokratischen Regierung zu behindern.“
Mit anderen Wort: Mehr von dem, was wir schon hatten.
Sollte die Haitianer in der Lage sein sich vom Erdbeben zu erholen – Einige meinen, dies wäre ihnen durch HAARP-Technologie angetan worden – könnten sie sich schließlich sogar noch in einem weiteren Sklavenaufstand wiederfinden.