Alex Newman, The New American, 17.11.2011

Kritiker schießen sich gerade auf Mario Draghi, den neuen Chef der Europäischen Zentralbank, ein, während der ehemalige Geschäftsführer von Goldman Sachs und regelmäßige Bilderberg-Teilnehmer seine Anleiheaufkäufe mit neu geschaffenem Geld weiter fortsetzt. Bei Draghi handelt es sich aber bloß um eine, wenn auch wichtige Figur inmitten eines ganzen Geflechts, von dem Analysten behaupten, dass es aus einer großen Gruppe von EU-Bankern bestehen würde, die gerade einen „Putsch“ durchführen.

Am 01.11.2011 übernahm Draghi von Jean-Claude Trichet den Chefposten der EZB, wodurch er wohlmöglich zur wichtigsten Person Europas wurde – zumindest oberflächlich betrachtet. Nach seinem Amtsantritt berief er umgehend eine Pressekonferenz ein, um zu erklären, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins senkt.

Wichtiger ist vielleicht noch, dass Draghi die Aufkäufe von Staatsanleihen durch die EZB während seiner ersten Woche im Amt angeblich um 50% reduzierte, ein Schritt, der mit Sicherheit zu den stark steigenden Zinssätzen bei italienischen Staatsanleihen beigetragen hatte, welche Premierminister Silvio Berlusconi vor wenigen Tagen dazu zwangen zurück zu treten.

Jetzt, wo Berlusconi aus dem Weg ist, hat in Italien ein neues, nichtgewähltes Regime des Bilderbergers und Mitglieds der Trilateralen Kommission, Mario Monti, die Macht übernommen, was Kritiker als einen undemokratischen „Putsch“ bezeichnen, der von der mächtigen europäischen Bankenlobby orchestriert worden sei.

Monti ist ebenfalls eine bedeutende Goldman Sachs Figur und verfügt über eine lange Historie, was das Vorantreiben und Bewerben der EU, die Vertiefung der europäischen Integration sowie die Umleitung und Konzentration staatlicher und nichtstaatlicher Macht in die Hände der Banken anbelangt.

Als Monti in Italien an die Macht kam, begann Mario Draghi im Stillen wieder mit gigantischen Aufkäufen von italienischen Staatsschulden – Schulden, die der Markt schlicht nicht haben wollte. Neben den Bemühungen, die Zinsen für italienische Staatspapiere unter Kontrolle zu halten, bescherten diese wohlmöglich illegalen Anleiheaufkäufe dem neuen italienischen Regime einen ungerechtfertigten Vertrauensbonus.

Natürlich wurde durch die Ausweitung der Anleihekäufe unter Draghi keines der zu Grunde liegenden Probleme gelöst, die Italien und der Eurozone zurzeit zu schaffen machen.

„Der einzige Käufer … , den irgendein Verkäufer von Anleihen zurzeit überhaupt noch anruft, ist die EZB“, so der Stratege Bill Blain von der Firma Newedge Group gegenüber Bloomberg. Zahlreiche weitere Analysten sind derselben Auffassung und bestätigen diesen beunruhigenden Trend.

Trotz Draghi´s jüngster Behauptungen, dass die EZB die steigenden Preise unter Kontrolle halten würde, nehmen die Ängste vor weiteren Verwerfungen in der Eurozone und der Inflation rasch zu. Mike Whitney schrieb dazu in einem Artikel mit dem Titel Die Großfinanz steigt ein“:

„Bisher scheint er [Draghi] weniger an ´Preisstabilität` oder an der ´Umsetzung der Geldpolitik` interessiert zu sein, als daran, den demokratischen Prozess zu untergraben und einen vollumfänglichen Klassenkampf zu führen.“

Einige Investoren und Regierungsführer sind bereits in Panik und fordern von der EZB sogar, dass sie die geldpolitischen Schleusen noch stärker öffnet, doch sind die Auswirkungen der wilden Geldruckerei in der Eurozone heute bereits zu spüren.

Am 16.11.2011 sank die sich in Schwierigkeiten befindende europäische Einheitswährung gegenüber anderen bedeutenden Währungen auf ein neues 5-Wochentief, und dass obwohl die anderen Währungen ebenfalls an Wert verlieren, da auch ihre Zentralbanken die Geldentwertungsmaßnahmen weiter fortsetzen und neues Geld ins System pumpen.

Analysten erklärten, der Rückgang des Euros sei auf die Erwartung der Investoren zurück zu führen, dass die EZB sogar noch mehr Giftmüllanleihen aufkaufen würde – speziell italienische und spanische Schulden.

Aber Italien ist nicht die einzige Nation, die sich in Schwierigkeiten befindet und von Bankern und Insidern übernommen wurde, während die Schuldenkrise immer stärker außer Kontrolle gerät. Vergangene Woche kam in Griechenland mit Lucas Papademos – einem Karriere-Zentralbanker und altgedienten Mitglied der Trilateralen Kommission – ein weiterer pro-europäischer „Insider“ an die Macht.

Papademos wurde ins Amt befördert, nachdem sich der ehemalige griechische Premierminister, der Sozialist George Papandreou, aufgrund des Drucks ausländischer Politiker zum Rücktritt gezwungen sah.

Sein Vorschlag, es den Griechen zu erlauben, über die mit den Rettungspaketen für Griechenland in Zusammenhang stehenden Forderungen der Europäischen Union wie Austeritätsmaßnahmen und weitere Steuern abzustimmen, sorgte unter der europäischen Elite für Aufruhr – und das obwohl dieser Vorschlag am Ende sogar wieder zurück gezogen wurde. Der Regimewechsel ist dann auch von Insidern auf der ganzen Welt gefeiert worden.

Papademos, der zu jener Zeit Chef der griechischen Zentralbank war, als das Land den Euro einführte, arbeitete gemeinsam mit Goldman Sachs daran, die Regierungsfinanzen zu manipulieren und die atemberaubenden Schuldenstände Griechenlands zu verschleiern. Der Zentralbanker wurde dafür dann mit dem Vizepräsidentschaftsamt der EZB belohnt, eine Position, die er bis vergangenes Jahr inne hatte und wo er einen direkten Beitrag zur aktuellen Krise leistete.

Unterdessen wird dem EZB-Chef Draghi vorgeworfen, dass er als leitender Angestellter bei Goldman Sachs mit der griechischen Regierung gemeinsame Sache machte und sie dabei unterstützte, bei ihren Schuldenniveaus zu lügen. Am Ende wurde Draghi dann sogar Vizepräsident und geschäftsführender Direktor dieses sogenannten „Tiefseevampirs“.

Ja selbst in den Massenmedien wie der französischen Zeitung „Le Monde“ wurden die augenscheinlichen Verbindungen zu Goldman aufgegriffen. Marc Roche schrieb am 16.11.2011 in einem Artikel mit dem Titel „Unsere Freunde von Goldman Sachs“:

„Mario Monti, Lucas Papademos und Mario Draghi haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben alle für die amerikanische Investmentbank gearbeitet … Das ist kein Zufall, sondern der Beweis, dass es eine Strategie gibt, Einfluss auszuüben, der nun aber vielleicht bereits an seine Grenzen gestoßen ist.“

Und genauso wie es bei Monti und Papademos der Fall ist, könnten auch die Referenzen Draghi´s als Lehrbuchbeispiel für die Definition eines „Insiders“ herhalten. Laut verschiedener Nachrichtenmeldungen und der eigenen Internetseite der Bilderberg-Verschwörung hat der neue EZB-Boss die letzten 10 Jahre regelmäßig an Bilderberg-Treffen teilgenommen.

Das schattenhafte Netzwerk der Bilderberger, das sich unter totaler Abschottung zu seinen alljährlichen Konferenzen einfindet, setzt sich aus mehr als 100 der mächtigsten Menschen des Planeten, also dem echten „Establishment“ zusammen. Zu den Bilderbergern gehören Spitzenbanker, Konzernchefs, Militärführer, wichtige Zentralbanker, Regierungschefs, Medienmogule und andere Eliten.

Und obwohl an den Bilderberg-Konferenzen auch die mächtigsten Reporter, Herausgeber und Presse-Magnaten teilnehmen, hört man über die Treffen so gut wie nichts. Einige Mitglieder haben eingeräumt, dass die Bilderberg-Gruppe bei der Schaffung der Europäischen Union und des Euros eine maßgebliche Rolle gespielt hat.

So ist es dann auch wenig überraschend, dass die Chefs des europäischen Finanzwesens und der europäischen Medien, die am diesjährigen Bilderberg Treffen teilnahmen, eine orchestrierte Kampagne ins Leben riefen – das bekannteste Beispiel ist ein Artikel des Economist – mit der Draghi für den EZB-Posten beworben wurde. Und am Ende hatten sie ja auch Erfolg damit.

Bevor Draghi auf der Machtleiter weiter nach oben kletterte, war er in den 80er Jahren noch als geschäftsführender Direktor bei der Weltbank der Vereinten Nationen tätig. Später wurde er dann Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums, eine Funktion, die er über 10 Jahre inne hatte. Darüber hinaus arbeitete Draghi im Vorstand verschiedener Privatbanken und war fieberhaft darum bemüht, globale Verordnungen auszuhecken.

In einem Interview, wo Draghi eine „europäische Wirtschaftsregierung“ forderte, behauptete er: „In der Eurozone brauchen wir eine stärkere Wirtschaftsregierung, um stärker koordinierte Strukturreformen und mehr Disziplin [zu erreichen].

Draghi stand den Zentralbanken – den wahren Machtzentren – den überwiegenden Teil seiner Karriere immer sehr nahe. Im Jahre 2006 wurde er der Gouverneur der italienischen Zentralbank, ein Amt, das er bis Ende Oktober dieses Jahres inne hatte. Durch diese Position war er auch im Erweiterten Rat der EZB.

Zur selben Zeit war Draghi auch im Aufsichtsratsgremium der Organisation, die vielleicht eine der mächtigsten und geheimsten Institutionen der Welt ist: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

Professor Carroll Quigley, der einstige Mentor von US-Präsident Bill Clinton, beschrieb die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in seinem äußerst bedeutsamen Werk „Katastrophe und Hoffnung“ als die Institution, wo das wirkliche Zentrum der globalen Kontrolle beheimatet ist:

„Die Mächte des Finanzkapitalismus hatten ein weiteres weitreichendes Ziel: Nichts weniger als die Schaffung eines Weltsystems, wo sich die Finanzkontrolle in privaten Händen befindet und das in der Lage ist, das politische System eines jeden Landes und die Weltwirtschaft als Ganzes zu beherrschen. Dieses System sollte auf feudalistische Art durch die weltweiten Zentralbanken kontrolliert werden, die durch die in regelmäßigen Treffen und auf Konferenzen im Geheimen getroffene Vereinbarungen im Konzert agieren.“

An der Spitze des von Quigley beschriebenen Apparats – dessen Agenda er im Großen und Ganzen befürwortete – würde die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich stehen:

„An der Spitze des Systems sollte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im schweizerischen Basel stehen – eine Privatbank, die sich im Besitz und unter der Kontrolle der Zentralbanken dieser Welt befinden würde, welche wiederum selbst Privatunternehmen wären.“

Wo der „Bankster-Putsch“ am Ende hinführen wird, bleibt abzuwarten. Aber laut den Kritikern dürfte es ohnehin völlig egal sein, was als nächstes passiert –am Ende werden die Steuerzahler und die Bürger die großen Verlierer sein, während die Elite-Banker groß absahnen.

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